Vor dem Zmorge kurz auf die Rigi

Joe Schmid (52) in einer Ausstellungsküche bei seinem Arbeitgeber in Weggis. Bild: Caroline Mohnke

Leute. Joe Schmid lädt das Firmenauto. Denn bald geht’s ins Weggiser Gemeindehaus auf Montage. Dort ist er für den Innenausbau und die neue Schalteranlage verantwortlich.

Seit bald 16 Jahren arbeitet Schmid bereits bei der Fähndrich Schreinerei in Weggis und ist immer auf Montage. «Ich wusste schon in der Primarschule, dass ich Schreiner lernen will», erzählt der 52-jährige Familienvater. Aufgewachsen ist Schmid mit einer drei Jahre jüngeren Schwester in Schwyz. «Wir wohnten in einem Bauernhaus in Steinen. Ich war schon immer gerne in der Natur und habe etwas mit den Händen gewerkt», erinnert er sich an seine Kindheit. Als er in der dritten Klasse war, zog die Familie nach Steinhausen im Kanton Zug, und in der sechsten Klasse verdiente er sich sein Sackgeld in den Schulferien in einer Schreinerei. «Von da an wusste ich definitiv, dass Schreiner mein Beruf wird.» Nach der RS habe er zehn Jahre in seinem Beruf auf Montage gearbeitet. Es sei eine schöne, aber strenge Zeit gewesen. Er reiste nach Deutschland, Spanien und Österreich. Danach wechselte er den Arbeitgeber und ging wieder auf Montage, bevor er schliesslich nach Weggis zu Fähndrich kam. Die Schmids wohnen in einem Mehrgenerationenhaus in Cham. «Meine Frau und ich gestalteten den gesamten Innenausbau.» Wie geschmackvoll die Wohnung aussieht, konnte man diesen Mai in der Sendung «Mini Chuchi, dini Chuchi» von SRF sehen. Auf die Frage, wie er zur Teilnahme an der Sendung gekommen ist, lacht er: «Ich kann eigentlich gar nicht kochen.» Die Schwiegermutter habe die Sendung immer geschaut, und so habe er sich gedacht, warum auch nicht, und war dabei. Seine Pastetli jedenfalls konnten sich sehen lassen und haben den Gästen auch sehr geschmeckt.

«Ich mag komplizierte Aufgaben und suche gerne nach Lösungen. Und auf Montage sehe ich immer, was ich gemacht habe.»

Als Ausgleich zum strengen Arbeitsalltag besteigt Joe Schmid Berggipfel. An einem Samstagmorgen komme es vor, dass er um 3.30 Uhr aufstehe und von der Talstation Urmiberg auf die Rigi Hochflue marschiere und wieder runter. «Um 9 Uhr bin ich tiefenentspannt wieder zu Hause», sagt er und lacht. Sein derzeitiger Rekord liegt bei 1 Stunde und 36 Minuten. Alpin ist er seit 30 Jahren unterwegs. «Kürzlich haben wir die Nordwand des Mönchs über die Nollen-Route gemacht», sagt er mit Gelassenheit. Solche Touren mache er mit einem Kollegen. «Wir haben schon über 30 Viertausender bestiegen.» Joe Schmid mag es auch, über gefrorene Wasserfälle zu klettern. Genauso liebt er berufliche Herausforderungen. «Ich schätze komplizierte Aufgaben und suche gerne nach Lösungen.» Er sei noch immer sehr gerne auf Montage; so sehe er am Abend, was er gemacht hat.

Und er hat noch eine weitere Leidenschaft: «Seit 40 Jahren spiele ich Schwyzerörgeli», sagt Schmid. Jeden Tag übe er eine halbe Stunde oder etwas mehr. «Als Zwölfjähriger nahm ich Unterricht bei Rees Gwerder auf dem Gängigerberg oberhalb Arth.» 15 Franken in der Stunde habe der Unterricht beim legendären Meister des Schwyzerörgelis gekostet. Mit der Formation «Preziis», zu der auch sein Cousin gehöre, tritt er ein paar Mal jährlich auf.

 

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 01. September 2025 / Ausgabe 35/2025

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