Wähle den Typ Qualität

Wer mehrere Sommer Freude an seinem Terrassendeck haben will, setzt auf Qualität. Bild: Talenti

Holzdecks.  Einem Terrassenboden aus Massivholz ist die Qualität oder der Mangel schnell anzusehen. Dauerhafte Lösungen sind schon lange gefragt. Neue Produkte sind auf dem Markt, die diesen Anspruch erfüllen könnten. Noch fehlen aber die Erfahrungen.

Die Ansprüche wachsen. Jahrelang war ein Terrassenboden aus Massivholz ein Statement an sich. Heute gewinnen die Decks an Boden, die in Aussehen, Oberfläche und Gestalt immer mehr auch dem entsprechen, was die Kunden schon lange erwartet hatten. Denn das einstige Versprechen der Hersteller und Händler vom «Wohnzimmer im Grünen» hat den hölzigen Terrassenböden früher oft einen Bärendienst erwiesen.

Zu schlecht waren Holzqualitäten und Produktkonzeptionen oftmals erdacht. Nicht wenige Akteure im Handel haben ihre Auswahl verkleinert und konzentrieren sich auf solche Produkte, die für weniger Schwierigkeiten sorgen und stattdessen mit guten Erfahrungswerten ausgestattet sind. Reklamationen wegen Formveränderungen, Rissbildungen und unschöner Details haben die Euphorie bei so manchem inzwischen gebremst. Allen Warnungen der Verbände und Experten zum Trotz, dass die Terrassendiele vor allem aus heimischem Massivholz prinzipiell den Barfussgängern auf Dauer nicht dienlich sein könne, wurden oft wenig beachtet.

Schwaches Holz, schlechte Konstruktion

Exemplarisch kann man den Hinweis nehmen, dass die massive Terrassendiele ein Rift- oder Halbriftbrett sein soll. Tatsächlich eingesetzt wurden aber oft Bretter aus schwachem Rundholz, aus denen sich solche Qualitäten nicht erzeugen lassen. Schüsselungen und ein Abschälen waren die Folgen. Der Einsatz von Befestigungsmaterialien, die den Ansprüchen an den konstruktiven Holzschutz nicht genügten, trugen ihren Teil dazu bei.

«Wir mussten unseren Holzsitzplatz abreissen, weil dieser aufgrund der schlechten Holzqualität nach kurzer Zeit vermodert war», schreibt exemplarisch Georges Chatton in einer Kundenbewertung. Trotzdem hat er wieder auf Holz gesetzt. Der neue Boden ist aus qualitätvollem Holz und von besserer Konstruktion. Und: «Kein Vergleich zum Boden vorher», schreibt Chatton.

Aus Schaden wird man klug

«Die Tendenz hin zu perfekten Böden aus Massivholz für den Aussenbereich ist definitiv vorhanden. Natürlichkeit und Qualität sind wichtige Kriterien geworden. Dafür ist der Kunde auch vermehrt bereit, einen höheren Preis zu bezahlen», weiss Beat Schaller, Geschäftsführer von Holzbodenhandel Schweiz in Riehen BS. Der Kundenwunsch, viele Sommer auf dem hölzigen Terrassendeck geniessen zu können, scheint langsam ein Anspruch zu werden.

Dennoch sollte klar sein, dass ein Terrassenholz Pflege braucht und – der Witterung ausgesetzt – nie ein Parkett sein kann. «Wir wenden uns massiv gegen solche Begriffe wie ‹Barfussdiele›. Denn dadurch wird dem Kunden etwas vorgeführt, was nicht der Realität entspricht, weil kein Holz und kein WPC (Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe) dies halten kann. Der Witterung ausgesetzt verändert sich jedes Holz. Auch die Bildung feiner Risse ist ganz normal», sagt Hans Peter Oberle, Geschäftsführer der Stark AG im st. gallischen Altstätten.

Neben besseren Produkten für die Beplankung wenden sich die Hersteller auch vermehrt systemischen Ansätzen für das Terrassendeck in Massivholz zu. Dazu gehören Unterkonstruktionen mit abgestimmter Befestigung, die dann, ähnlich wie im Innenbereich, sogar andere Formate und Verlegemuster zulassen.

Gerne mit besserem Holz

Die Auswahlmöglichkeiten nehmen stetig zu. Dabei rückt auch ein Holz vermehrt in den Blickpunkt, das nicht von einem Baum stammt, sondern ein Gras ist: Bambus, vor allem aus China und Asien stammend. Ökologisch unverdächtig, wachsen die Pflanzen extrem schnell, können dabei recht einfach nachhaltig bewirtschaftet werden und liefern ein Material mit erstaunlichen Eigenschaften. Von Natur aus ist Bambusholz nicht dauerhaft. Durch die Verarbeitung unter Hitze und Druck mit einem Phenolharz gebunden, entstehen rechteckige Querschnitte mit Rohdichten von über 1000 kg/m3, bei manchem Produkt sogar noch rund 30 Prozent höher. Das entstandene schwere und harte Holz lässt die Herzen der Sonnenanbeter höher schlagen. Durch diese Modifizierung wandert das Holz von der schlechtesten Resistenzklasse 5 hin zur besten Klasse 1. Dazu braucht es keine Fungizide oder Pestizide.

Einer der Marktführer in diesem Bereich ist der niederländische Produzent Moso, der in zehn Jahren auf über drei Millionen Quadratmeter verlegter Bodenfläche mit seinem Produkt «Bamboo X-treme» verweisen kann. Aktuell hat das Unternehmen deshalb die Garantiezeit für das Material auf 25 Jahre erhöht. Beat Schaller warnt jedoch davor, irgendwelche Bambusprodukte aus China zu verwenden. «Man kann nicht sicher sein, wie das Material behandelt und produziert wurde.» Moso hat auch deshalb eine eigene Produktionsstätte in China errichtet. Beat Schaller lässt seine Produkte aus Bambus in Europa produzieren.

Erfahrungswerte sind entscheidend

Damit die Freude am Sonnendeck lange währt, stehen auch andere modifizierte Hölzer hoch im Kurs. Die längste Erfahrung hat man dabei mit Thermoholz. Die vielen Vorteile, aber auch die Beschränkungen des Materials sind hinlänglich bekannt. Mit der erreichten Dauerhaftigkeit der heimischen Hölzer wie etwa Esche, Fichte, Kiefer und sogar der Pappel ist das Material für Kunden, die kein Tropenholz möchten, durchaus eine Alternative.

Bei der Stark AG konzentriert man sich deshalb auf Terrassendielen unter dem Markennamen «Thermo Wood». Dies entbindet jedoch nicht von der Verpflichtung, gutes Rohmaterial einzusetzen, um nicht Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen. «Je wertiger das Rohmaterial ist, desto wertiger wird auch das Endprodukt. Aus einem schlechten Stamm kann man keine gute Terrassendiele machen», sagt Hans Peter Oberle von Stark.

Auch Produkte mit anderen Modifzierungsverfahren wie Accoya und Kebony sieht Schaller stark im Kommen. Diese sind hinsichtlich eines dauerhaften Qualitätseindrucks vielversprechend. Kebony wird aus skandinavischer Kiefer oder der schnellwüchsigsten Kiefernart Pinus radiata hergestellt und durch die spezielle Behandlung mit Furfurylalkohol dauerhaft. Die Anbieter des Produktes verweisen deshalb auf die 30-jährige Garantiezeit von Kebony. Auch Accoya wird aus schnellwachsenden Kiefernarten produziert. Der Hersteller garantiert dabei eine Nutzungsdauer ohne erhebliche Beeinträchtigungen wie Pilzbefall oder Holzfäule von 50 Jahren gegenüber dem Erstkäufer.

Einheimische Alternativen

Solche Garantiezeiten gibt es für heimische Holzarten nicht. Auf ganz andere Art und Weise modifiziert, rücken die von Natur aus dauerhaften Hölzer Robinie (Akazie), Eiche und die Kastanie wieder in den Fokus. Diese tauchen derzeit häufiger in Längsrichtung keilgezinkt auf, was zu einer gleichmässigeren Qualität führen soll. Unabhängig von der Diskussionswürdigkeit der Keilzinkung für bewitterte Anwendungen sind die realen Schwierigkeiten bei diesen Hölzern kaum wegzudiskutieren. Die Dauerhaftigkeit entsteht massgeblich durch den hohen Anteil an Gerbsäure. Das kann zu chemischen Reaktionen im verbauten Zustand führen, wodurch das Holz scheckig wird mit oft unansehnlichen Oberflächen. Aus unterschiedlichen Gründen sind alle drei Holzarten nur schwer in den Qualitäten zu bekommen, die es für ein hochwertiges Deck bräuchte. «Die Robinie hat oft nicht die Dimension und reisst gerne, die Eiche in guter Qualität ist vergriffen und hochwertige Kastanien sind viel zu teuer», erklärt Schaller.

Rückkehr der Tropenhölzer?

Nicht nur die Zahlen der amtlichen Aussenhandelsstatistik weisen auf ein Wachstum beim Einsatz von tropischen Hölzern hin. Auch Praktiker wie Schaller spüren wieder ein steigendes Interesse, auch weil die tropischen Hölzer dem Wunsch nach einem natürlichen Holzdeck in hoher Qualität in idealer Weise entsprechen. «Diese bleiben auch über Jahrzehnte schön und in der optischen Qualität erhalten», weiss der Experte. Wären da nicht eine Reihe von Vorbehalten bezüglich der Einhaltung sozialer und ökologischer Nachhaltigkeitsstandards. Würden Erzeugerländer wie Brasilien nach dem Schweizer Waldgesetz wirtschaften, wäre die Anzahl an Alternativen für eine bestmögliche Qualität von Terrassendecks in Holz noch deutlich höher.

www.holzbodenhandel-schweiz.ch
www.dasoriginal.ch

ch

Veröffentlichung: 14. März 2019 / Ausgabe 11/2019

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