Warten auf «Miss Sophies Erbe»

Als Bühnenbau-Chef des Dorf-Theaters Meggen kann Thomas Humm (58) seine Kreativität ausleben. Bild: Claudia Waldmann

Als Bühnenbau-Chef des Dorf-Theaters Meggen war Thomas Humm bereits in den letzten Vorbereitungen für die Aufführung «Miss Sophies Erbe». Die bitterböse Krimödie hätte an diesem Samstag Premiere gehabt. «Obwohl wir uns schon so sehr darauf gefreut haben, waren wir uns einig, dass wir aufgrund der momentanen Gesundheitsrisiken keine Vorstellungen geben werden», erklärt Humm. «Die Lage ist zu unsicher und wir möchten niemanden gefährden.» Doch umsonst hat der Schreiner die aufwendigen Kulissen nicht gebaut, denn das Stück soll im nächsten Jahr aufgeführt werden. Es ist jeweils ein langer Weg bis zum fertigen Bühnenbild. «Im August jeden Jahres wird entschieden, welches Theaterstück vorbereitet und im darauffolgenden Jahr im März aufgeführt wird», erzählt der Bühnenbau-Chef. Da lese er dann als Erstes das Textbuch und studiere die Skizzen, mit denen der Regisseur aufzeige, wie er sich das Bühnenbild ungefähr vorstellt. «Mit einem dreidimensionalen Modell nehmen die Ideen dann schon etwas Form an», sagt Humm. Anschliessend werden die nötigen Pläne erstellt, auf deren Grundlage in etwa 1000 Stunden Arbeit Stück für Stück die Bühnenbauten entstehen. Es braucht viel Einfallsreichtum, um immer wieder neue Ideen und Lösungen für komplizierte Aufgaben zu haben. Daneben natürlich auch das nötige handwerkliche Geschick, viel Geduld und Motivation. «Die Begeisterung und der Beifall des Publikums ist das, was man braucht, um zu wissen: Jetzt hat man etwas richtig Gutes vollbracht.»

Betreffend Bühnenbild sagt Humm: «Geht nicht – gibts nicht bei mir. Ganz einfach.» Bei einem Bühnenstück wurden sogar zwei Wohnwagen auf die Bühne gestellt, weil sich die Geschichte um Camper drehte. Und dann war da auch der Wasserhahn an der Kulissenwand, der voll funktionsfähig war. Das Gesicht des Handwerkers strahlt pure Freude und Begeisterung für seinen Beruf und sein Hobby aus, wenn er solche Geschichten erzählt. Fast niemand aus dem Publikum macht sich Gedanken zu diesen ausgefeilten Details. Und genau das ist das Ziel des Teams um Humm: Für jedes noch so kleine Detail die ideale Lösung zu finden, damit die Zuschauer in die vergnüglichen Geschichten auf der Bühne eintauchen und sich amüsieren können. Mit viel Herzblut und Engagement stellt sich Humm diesen Herausforderungen immer wieder gern, um die Bühne in eine spannen de und lebendige kleine Welt zu verwandeln.

Interessant ist, dass das Arbeiten mit Holz sowohl sein Beruf als auch sein Hobby ist. «Für mich ist es eben genau das, was ich mag. Das Schreinern gehört zu meinem Leben. Der Unterschied zwischen dem Arbeitsalltag in der Firma und meinem Hobby ist, dass ich bei der Entstehung der Bühnenbilder meine Kreativität ausleben, eigene Ideen einbringen und freier entscheiden kann und nicht immer exakt nach Vorgabe arbeiten muss. Das Arbeiten mit Holz werde ich aber immer lieben.» Humm lernte den Beruf des Möbelschreiners und ist nun schon 42 Jahre bei den «Hölzigen», seit 20 Jahren baut er Bühnenbilder.

Er ist ein bodenständiger, unkomplizierter Mann und fühlt sich in seiner Gemeinde Meggen sehr wohl. Seine positive, fröhliche Art wirkt ansteckend – sein Credo: «Ich bin absolut zufrieden und glücklich mit meinem Leben.» Er wisse nicht, was er sich noch wünschen sollte. «Ich kann kreativ sein, freue mich mit dem Publikum über die Aufführungen und arbeite mit Holz – besser geht es nicht.»

«Ich kann kreativ sein, freue mich mit dem Publikum über die Aufführungen und arbeite mit Holz – besser geht es nicht.»

cw

Veröffentlichung: 19. März 2020 / Ausgabe 12/2020

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