Was leicht wirkt, ist oft schwierig


Die Inspiration zur Podesttreppe lieferte eine Skizze in einer studentischen Projektarbeit. Bild: Vogel Design AG
Die Inspiration zur Podesttreppe lieferte eine Skizze in einer studentischen Projektarbeit. Bild: Vogel Design AG
Treppenplanung. Um ihren neuen Bürotrakt zu erschliessen, realisierte die Vogel Design AG in Ruswil LU eine Podesttreppe, die sich auf halber Höhe teilt. Die erste Idee dazu hatten Innenarchitekturstudierende der Hochschule Luzern.
Im Bürotrakt der Schreinerei Vogel Design AG in Ruswil LU zieht eine eindrückliche, zierliche und leicht wirkende Podesttreppe die Blicke auf sich. Sie erschliesst das obere, neue Geschoss vom schon bestehenden Bürotrakt aus über einen zentralen Lichthof. Auf dem Podest in etwa halber Höhe teilt die Treppe sich in zwei Läufe, sodass man die Wahl hat, ob man sich links oder rechts halten will. Firmenchef Christian Vogel (Bild) schildert die Geschichte der Treppe wie folgt: «In den Jahren 2010 und 2011 entstand der Bürotrakt im ersten Stock, wo sich heute der Empfang befindet. Wir machten uns dann in der Folge Gedanken, wie wir später oberhalb davon noch erweitern könnten, beispielsweise für eine Ausstellung oder weitere Büros.» Und so sei eine Zusammenarbeit mit den Innenarchitekturstudierenden der Hochschule Luzern entstanden, wobei die Studierenden verschiedene Projektstudien einer weiteren Aufstockung erarbeiteten. Und eine dieser Projektskizzen habe eine Treppe in diesem Stil vorgesehen. «Diese Y-Form hat sich danach in unseren Köpfen gehalten.» Auf der Fläche, die nun der Zugang in die neue Etage einnimmt, war vorher das Sitzungszimmer der Firma gewesen. «Es war rasch klar, dass wir das neue Geschoss in diesem Bereich über einen Lichthof mit einer Y-förmigen Treppe erschliessen möchten.» Entsprechend sei später der Durchbruch gemacht worden – und zwar erst nachdem das neue Geschoss aus Holz auf dem vormaligen Flachdach erstellt war. «Oblichter sorgen dafür, dass viel Tageslicht ins Innere des Gebäudes und dank dem Lichthof auch in die Büros darunter fällt», sagt Vogel. Aufbauend auf der Idee aus der Projektskizze machten sich die Fachleute von Vogel Design dann an die Ausarbeitung der Treppe.
Die Treppe vereint die drei Werkstoffe Massivholz, Stahl und Glas. Die Stahlwangen auf der einen Seite der Treppe sind bei einem Metallbauer entstanden, der im Haus eingemietet ist. Alle Teile aus Holz – die Stufen, die übrigen Wangen, die Handläufe und die Lamellen – sind aus Eiche selbstredend inhouse entstanden. Die Brüstungen aus Glas kamen von einem externen Lieferanten. «Der Schlosser ist ein langjähriger und regelmässiger Partner von uns. Wir haben die Konstruktion der Treppe mit ihm zusammen entwickelt.» Eine Herausforderung sei die Verbindung der Lamellen mit den Stufen mittels Holzdübeln gewesen, mit dem Ziel, dass von aussen keine Verbindungen sichtbar sind und die Lamellen schön parallel verlaufen.
Die Verbindung des Glasgeländers mit dem Metall und dem Holz der Treppe war ebenfalls herausfordernd. «Es ist aber letztlich so herausgekommen, wie wir uns das vorgestellt haben – auch optisch, denn die Treppe soll leicht erscheinen», sagt Vogel. «Hier haben wir viele Varianten getestet. Man möchte am liebsten nichts sehen, und trotzdem sollte es ja halten.» Es gäbe zwar Systeme dafür, aber letztlich laufe es meist auf eine individuelle Lösung hinaus, wie im vorliegenden Fall auch. «Die Verschraubung ist jetzt vielleicht doch etwas gar gut sichtbar», merkt er selbstkritisch an.
«Nein, wir müssten an der Treppe grundsätzlich nichts anders machen», sagt Vogel rückblickend. Es sei ihnen sicher zugutegekommen, dass sie viel in der Innenarchitektur tätig seien. Das Ergebnis sei so, wie man es sich vorgestellt habe. Vogel Design will das komplette Schreiner-Portfolio anbieten können, mit Ausnahme von Fenstern. «Im Rahmen von Umbauten realisieren wir auch immer wieder mal Treppen», sagt Christian Vogel. Das komme ein- bis zweimal pro Jahr vor. «Aufträge, bei denen es allein um eine Treppe geht, haben wir sehr selten», sagt Vogel. Auch hier sei die Treppe ja «nur» ein Element eines ganzen Umbaus, das einerseits konstruktiv und andererseits gegen aussen mit seiner leichten, hellen Erscheinung überzeugen solle, sagt Vogel.
Die Reaktion von Kunden und anderen Gästen beim Besuch zeigten, dass dies doch sehr gut geglückt sei. Nicht ganz zufrieden mit der Podesttreppe seien allerdings die Kinder von Christian Vogel. «Kaum hatten sie den Quader unter dem Podest gesehen, fragten sie mich, warum es keine Öffnung hat, um dort hineinzuschlüpfen.»
Vogel Design AG
Auch bei der Firma Vogel Design in Ruswil LU ist der Hauptsitz mit der sukzessiven Ausweitung der Geschäftstätigkeit und der höheren Anzahl an Angestellten gewachsen. Zum 1991 erstellten Neubau kamen im Lauf der Jahre weitere Gebäude und Anbauten dazu. Zuletzt erfolgte in den Jahren 2021 bis 2023 eine Erweiterung der Produktion und eine Aufstockung des Bürogebäudes um eine Etage mit zusätzlichen 1000 Quadratmetern. Schon 2015 passierte der Generationenwechsel von Paul Vogel, der die Schreinerei 1982 ge- gründet hatte, auf seinen Sohn Christian. Einen Sprung machte die Firma im Jahr 2020 mit der Eingliederung der Möbelkollektionen IGN. und room3 der Schreinerei Müller in Sempach, was massgeblich die Ausbauten in den Folgejahren notwendig machte.
Veröffentlichung: 15. Mai 2025 / Ausgabe 20/2025
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