Wo die Treppenbauer herkommen


Eine Wendeltreppe der Isler Treppenbau GmbH, welche aus dem Wohnzimmer zu höher gelegenen Räumen führt. Bild: Isler Treppenbau


Eine Wendeltreppe der Isler Treppenbau GmbH, welche aus dem Wohnzimmer zu höher gelegenen Räumen führt. Bild: Isler Treppenbau
Ausbildung. Die Aufgänge in Gebäuden werden auch gern als grosses Möbel im Haus zelebriert, womit Treppen dann alles andere als banal sein sollten. Damit das möglich ist, müssen die benötigten Fachkräfte auch gut ausgebildet werden.
Treppen: Kaum ein Gebäude hat keine. Es gibt Ausführungen, die dem reinen Nutzen dienen, aber auch solche, die als Visitenkarte des Eigners für einen nachhaltigen Eindruck sorgen. Es braucht sie, um auf bequeme Weise zu Fuss die Stockwerke wechseln zu können. Was dabei bequem ist, hängt mit den jeweiligen Anforderungen zusammen, wie und warum sie genutzt werden sollen.
Ein Aufgang von einem Empfangsfoyer in einen Festsaal muss repräsentativ sein, und man sollte ihn beschreiten können. Da hat auch das Sehen und Gesehen-Werden eine gewisse Bedeutung. Anders sieht das bei einer Einfamilienhaus-Treppe aus: Diese sollte nicht zu viel Platz beanspruchen und einen Aufstieg ohne grosse Anstrengung erlauben. Oft sind solche ein viertel- oder halbgewendelt – gehen um 90 oder 180 Grad –, um den Platz optimal zu nutzen. Eine Spindeltreppe ins Dachzimmer darf unter Umständen etwas steiler und dafür in den Abmessungen kompakt sein. Diese Auflistung liesse sich jetzt noch beliebig lang fortsetzen, denn Treppen werden nach den baulichen Gegebenheiten und den Nutzansprüchen der Personen vor Ort gebaut.
Um eine solche Vielfalt an Ansprüchen im Treppenbau erfüllen zu können, braucht es Handwerker mit entsprechender Ausbildung. Im Holzbereich findet diese nur in der Lehre zum Zimmermann bzw. zur Zimmerin EFZ statt, obwohl in reinen Treppenbaubetrieben oft auch gleich viele Schreiner anzutreffen sind. Die Schreinerzeitung hat beim Verband Holzbau Schweiz in Zürich nachgefragt und Olivier Kägi, Projektleiter Bildung, und Thomas Traud, Projektleiter Höhere Berufsbildung, getroffen.
Der Treppenbau ist für Zimmerleute ein Teil der Gebäudekonstruktion. Wie auch alle anderen Bauelemente wird er über die ganze Lehre hinweg in Fächern wie Mathematik, Konstruktion und Materialisierung vermittelt. Die Lernenden erhalten somit Kenntnisse der theoretischen Grundlagen über den Treppenbau. Gelehrt wird die gerade und die viertelgewendelte Treppe. Wer sich für dieses Spezialgebiet in dem mittlerweile sehr breit aufgestellten Berufsfeld der Zimmerleute interessiert, erhält schon mal ein Basiswissen, auf das allenfalls zurückgegriffen werden kann.
Das vermittelte Wissen enthält zwar ein paar praktische Tipps zur Herstellung, aber nicht, wie verschiedene Treppen wirklich gebaut werden. Für Olivier Kägi wie auch Thomas Traud ist klar, dass, wie der Holzbau selbst, auch die Treppen mittels CAD-Programmen gezeichnet werden. Wer dann die Teile, beispielsweise einer gewendelten Treppe, nicht auf einem CNC-Bearbeitungszentrum fräst, kann die Formen im Massstab 1 : 1 auf einem A0-Plotter ausdrucken und diese auf die jeweiligen Holzflächen als Schablonen aufkleben. Doch das konventionelle Aufreissen aller Einzelteile – wobei vom Grundriss im Massstab 1 : 1 ausgegangen wird – erscheint mit den heutigen digitalen Möglichkeiten unnötig und zu aufwendig. Schliesslich handelt es sich beim Treppenbau um ein Spezialgebiet. Mit der laufenden Reform der Grundbildung wird entschieden, wie weit das Wissen über Treppenbau künftig vermittelt werden soll, was dazukommt oder sogar wegfällt.
Einen kleinen Einblick in die praktische Umsetzung der Theorie des Treppenbaus erhalten die Lernenden im siebten überbetrieblichen Kurs (üK) der neunstufigen Reihe an. In diesem wird dann eine dreistufige, gerade Treppe mit einem Geländer gebaut. Die gesamte Ausbildung ist stringent so aufgebaut, dass sie erst die Grundlagen, dann etwas Tiefe und zuletzt mit dem Kurs die praktische Umsetzung lehrt. Manche Lernenden machen dann beim Modellbau eine Treppe anstatt eines Dachstuhls, womit sie ihr Grundwissen nochmals deutlich vertiefen können.
Die Nachfrage bei verschiedenen Holz- und Modulbauunternehmen hat gezeigt, dass für sie die Ausbildung der Lernenden im Treppenbau eher schwierig, weil fern vom Alltag ist. Solche Betriebe verfügen allenfalls über ein eigenes, mehr oder weniger schlichtes Treppenmodul, welches möglichst oft eingesetzt wird. Bei abweichenden Kundenwünschen wird dieser Teilauftrag dann oft an eine spezialisierte Treppenbaufirma weitergegeben.
In der Schweiz gibt es in allen Landesteilen kleinere und grössere Unternehmen, die auf Treppenbau spezialisiert sind, und einige davon haben sich, mit ausserordentlich anspruchsvollen Produkten, auch international einen Namen gemacht.
Kägi und Traud setzen darauf, dass dieses hoch spezialisierte Firmenwissen jeweils intern weitervermittelt wird, da es sich damit auch um Alleinstellungsmerkmale dieser Unternehmen handelt. Momentan gibt es offenbar auch keine weiterführenden, höherstehenden Ausbildungsangebote bezüglich praktischer Planung und Herstellung von Treppen – weder in der Schweiz noch im angrenzenden Ausland.
Wer dem widersprechen kann und solche Bildungsmöglichkeiten kennt, soll die konkreten Angaben dazu doch bitte an die Schreinerzeitung schicken. Sie wird das sammeln und dann gern in einer späteren Ausgabe veröffentlichen.
Im Weiterbildungsangebot von Holzbau Schweiz kommt die Treppe wieder beim Techniker in der Planung vor. Da geht es dann um Themen wie das Definieren von Bauteilen, die Statik und den Brandschutz. Auf der Ausbildungsstufe zum Vorarbeiter führen einige Gewerbeschulen, wie die in Wetzikon ZH, zusätzlich einen Treppenbaukurs durch. Laut Thomas Traud gehören diese nicht zum Anforderungsprofil, werden aber Interessierten wärmstens empfohlen und von der Berufsförderung Holzbau Schweiz unterstützt.
Einer der Kursleiter ist Bruno Isler. Er leitet seit bald 20 Jahren im Zusammenhang mit der Vorarbeiterausbildung in Wetzikon den Treppenbauunterricht. Dieser wird dort als fester Bestandteil der Ausbildung angeboten und steht auch ausserkantonalen Zimmerleuten und Teilnehmern verwandter Bauberufe offen. Damit ist es auch anderen Berufsleuten aus dem Treppenbaubereich möglich, ihr fachliches Wissen zu erweitern.
Mit seiner eigenen Firma, der Isler Treppenbau GmbH in Bäretswil ZH, hat sich Bruno Isler über viele Jahre ein sehr fundiertes Wissen in dieser Sparte aufgebaut und wünscht sich einen Nachwuchs an Fachkräften, welcher dieses Metier versteht und auch umsetzen kann. Die Isler Treppenbau GmbH bildet im Betrieb nun schon seit Jahren Lernende zum Schreiner bzw. zur Schreinerin EFZ aus, wobei dann diese alles zum Treppenbau im eigenen Betrieb lernen und somit zudem auch sehr viel Wissen bezüglich Massivholz und dreidimensionaler Formen aufbauen.
Die 54 Lektionen des Treppenbaukurses in Wetzikon teilen sich in einen dreitägigen Theorieteil mit Abschlussprüfung und einen dreitägigen praktischen Teil auf, der fakultativ ist, aber jeweils von fast allen Kursteilnehmern besucht wird. Ziel des Kurses ist, dass anschliessend jeder Teilnehmer auch ohne PC in seinem Betrieb eine gewendelte Treppe herstellen kann – mit den gebräuchlichen Maschinen und Werkzeugen einer Zimmerei.
Im theoretischen Teil dieser Weiterbildungskurse werden Themen wie die Treppenformen, die Abmessungen, Vorschriften und Materialisierung behandelt sowie einige Tipps vermittelt. Am Kursende sollen die zusammenhängenden Grundlagen verstanden sein.
Im praktischen Kursteil wird am ersten Tag im üK-Lokal der Gewerbeschule eine viertelgewendelte Treppe konventionell von Hand aufgerissen und mit Hartfaserplatten und Papier «gebaut». Der Vorgang schafft neben den Aufrisskenntnissen ein vertieftes Verständnis für das, was auch das CAD-Programm macht, um die erforderlichen Daten zu erhalten.
Für die darauffolgenden zwei Tage wechseln die Teilnehmer in die Räume der Isler Treppenbau GmbH. Dort wird in Gruppen von vier bis fünf Personen mit konventionellen Maschinen und ohne CNC je eine gewendelte Treppe aus Holz gebaut. Dazu gehört dann auch das Kehlen eines passenden Handlaufs und die Herstellung von Kropfstücken. Trotz der sehr knappen Zeit erhalten die Kursteilnehmer einen praktischen Einblick in die Treppenproduktion sowie ein eigenes erstes Erfolgserlebnis – was somit eine gute Ausgangslage für weitere Vertiefungen ist, die dann eben vor allem innerbetrieblich erfolgen müssen.
www.holzbau-schweiz.chwww.isler-treppenbau.chwww.gbwetzikon.ch
Veröffentlichung: 04. Dezember 2025 / Ausgabe 49/2025
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