Wendige Möbel und mobile Wände

Schiebe-Stapelwände ermöglichen Flexi-bilität und Sicherheit in einem. Bild: H&T Raumdesign AG

Raumtrenner.  Das Büro von heute und morgen verlangt nach flexiblen Raumstrukturen. Hier kommen mobile Trennwände zum Einsatz. Ihr Spektrum ist breit, denn nicht jedes Bedürfnis stellt dieselben Anforderungen an Konstruktion und Material.

«New Work» ist eines von vielen Schlagworten, die kurzum den digitalen und gesellschaftlichen Wandel in der Arbeitswelt zu beschreiben versuchen. Der Wandel vollzieht sich besonders in Teilen der Bürowelt, und seit Corona scheint er beschleunigt zu sein. Es ist zu beobachten, dass der Markt zur Erfüllung der neuen Bedürfnisse vermehrt mobile Trennwände hervorbringt. Mit ihrer Hilfe werden Räume strukturiert. Zuweilen ändern in modernen Bürowelten die Bedürfnisse offenbar auch kurzfristig.

Verschiebbare Elemente

In diesem Fall können Lösungen wie beispielsweise das von Vitra vor rund fünf Jahren gemeinsam mit Designer Stephan Hürlemann entwickelte «Dancing Office» passend sein. Das Herzstück dieses Konzepts bildet die «Dancing Wall», ein auf Rädern installiertes und einfach verschiebbares Wandelement, das mittels diverser Gadgets ausgerüstet werden kann und so das Büro gewissermassen zum Tanzen bringt beziehungsweise sich individuell den Wünschen der Mitarbeitenden oder den Anforderungen des Büroalltags annimmt.

Letztere können vielfältig sein. Es geht meist darum, den Wechsel zwischen konzentriertem und kooperativem Arbeiten in den Griff zu kriegen. Das geschieht mittels schallabsorbierender Massnahmen, Tools zur Förderung der Zusammenarbeit wie Pinboards, der richtigen Beleuchtung und einer angenehmen Luftqualität, was zuweilen über Pflanzen erreicht werden kann.

Mit Brand- und Schallschutz

Sofern die mobilen Trennwände zusätzlich technische Anforderungen erfüllen müssen, hauptsächlich bezüglich Brand- und Schallschutz, dann sind in der Regel umfangreichere Schreinerlösungen gefragt, wie Schiebe-Stapelwände. Solche bietet die H&T Raumdesign AG aus Aarau an. Das Unternehmen ist vor 26 Jahren aus einer grossen Hoch- und Tiefbau-Firma hervorgegangen. Der Firmenname wurde an den Vorgängerbetrieb angelehnt, denn er war in der Branche bereits bekannt. Gleichzeitig übernahmen die Verantwortlichen rund um Geschäftsleiter Thomas Zulauf auch etliche patentierte Schiebewandsysteme. Diese werden nun von den rund 50 Mitarbeitenden von H&T Raumdesign hergestellt und montiert. Hie und da gibt es Zusammenarbeiten mit lokalen Schreinereien. Für einen reibungslosen Einbau kommt der Chefmonteur mit Vorteil aus den Reihen von H&T Raumdesign, ist zu erfahren.

Eindrückliches Beispiel

So geschehen bei der Montage der mobi- len Trennwand im Hauptquartier am Sitz der Killer Interior AG in Lupfig. Rund 250 Kilogramm wiegt hier jedes einzelne, 9 Zentimeter dicke Element aus einem doppelwandigen, blau eingefärbten Glas-Konglomerat. Die aus Aluminiumprofilen gefertigte Rahmenkonstruktion wird durch einen blauen Emaille-Rand verdeckt. Das eingesetzte Blau entspricht dem CI des Ladenbauers. Das Glas-Element ist an zwei Stellen in der Führungsschiene an der Decke eingehängt. Durch den Sandwichaufbau soll die montierte Wand dem Sprechschall Paroli bieten.

Mit einem Schalldämmwert von 50 dB Rw wird eine sehr gute Schallreduktion erreicht. «Man hört nicht, was im anderen Abteil gesprochen wird», stellt Atdhetar Elshani fest. Er hatte beim Neubau die Bauherrenvertretung inne, war also dafür zuständig, dass die Bedürfnisse des Bauherrn durch ihre praktische Umsetzung vergegenständlicht wurden.

Design und Bedienerfreundlichkeit

Gebaut wurde ein «Rolls-Royce» der Schiebewände, wie es Thomas Zulauf ausdrückt. Es handelt sich bei Killer Interior nämlich nicht nur um eine «einfache» Trennwand, sondern um eine T-förmige Wand, eine Wand, die drei Räume abzugrenzen imstande ist. «Das erlaubt eine multifunktionale Raumnutzung», sagt Elshani. Von zwei Sitzungszimmern für jeweils 10, einem etwas grösseren Besprechungsraum für 20 oder einem Grossraumbüro für 60 an einem Workshop teilnehmende Mitarbeitende liege alles im Bereich des Machbaren. Die Verschiebung der Elemente geschieht händisch; die Verspannung automatisch mit Druckluft. Dafür wurde von H&T Raumdesign eine Steuerung mit Druckluftkompressor installiert. Auf Knopfdruck verspannen sich die Schiebewand-Elemente horizontal. Unten fährt eine Senkschwelle aus, um das Bauteil anzuheben und abzudichten.

Mit dieser Massnahme soll nicht nur der Schallreduktion gezollt, sondern könnte im Brandfall auch dem Feuer wahrend 30 Minuten Widerstand geboten werden. «Feuerschutz war in unserem Fall zwar kein Argument, zeichnet aber sicherlich das System aus», hält Atdhetar Elshani fest. Die Trennwand fügt sich anscheinend gut in die hausinternen Prozesse ein. «Wir würden es wieder so machen», sagt Elshani, zurzeit Lean Agent beim Aargauer Ladenbauer.

www.faltwaende.chwww.killer.ch

Michael Wyss

Veröffentlichung: 14. September 2023 / Ausgabe 37/2023

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