Wenn das alte Klebeparkett raus muss

Moderne Dielen haben eine relativ dünne Nutzschicht auf einer gesperrten Trägerschicht. Bild: Bauwerk Parkett AG

Parkett erneuern.  Parkett mit einer massiven Holzdeckschicht hat viele Vorteile bezüglich des Oberflächengefühls, ökologischer Aspekte und seiner sehr hohen Haltbarkeit. Soll es dann doch einmal ausgewechselt werden, lohnt es sich, das gut vorzubereiten.

Ein Dielenboden ist ursprünglich der Holzboden im Innenraum, der sich ergibt, wenn Bretter über einer Balkenkonstruktion liegend einen begehbaren Boden bilden. Die langen, dicken und möglichst breiten Dielen waren früher konstruktiv notwendig, in jedem Haus vorhanden und wurden somit eher als gewöhnlich angesehen. Mit dem Parkett kam dann ein Fussbodenbelag aus Massivholz, bei dem relativ kurze Friese zu Mustern zusammengesetzt eine begehbare Fläche ergaben. Diese Friese mussten auf einem vollflächig tragfähigen Untergrund befestigt werden.

Die Einheit von Parkett und Estrich

Heutiges Parkett wird entweder schwimmend auf einem Unterlagsboden verlegt oder mit diesem verklebt. Der Unterlags- oder Estrichboden bildet eine ebene, glatte Fläche, ist wärme- und trittschallisoliert, kann eine Bodenheizung enthalten und bildet die Unterlage für einen Endbelag wie Parkett. Der Estrich kann mit verschiedenen Materialien erstellt werden und muss klare Mindestanforderungen, beispielsweise bezüglich der Festigkeit, erfüllen. Diese können im Verbands-Merkblatt Nr. 39 der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP) nachgelesen werden. Holz ist einzigartig, natürlich schön und klimaneutral. Im Zusammenhang mit Feuchtigkeit können aber enorme Kräfte entstehen, weshalb bei entsprechenden Schäden auch immer der Estrich mitberücksichtigt werden muss.

Laut Mark Teutsch, dem Geschäftsführer des ISP, mit Sitz in Heimberg BE, sind heute auf dem Parkettmarkt vor allem Mehrschichtprodukte gefragt. Diese weisen aufgrund ihres Aufbaus auch gute Eigenschaften auf Unterlagsböden mit Fussbodenheizungen auf. Der Schichtaufbau ermöglicht zudem die sparsame Verwendung der Deckschicht-Materialien, während die Trägerschichten aus Nadelholz oder Holzwerkstoffplatten bestehen. Sobald die Nutzschicht eine Dicke von mindestens 2,5 mm aufweist, spricht man von Parkett. Mehrschichtaufbauten erlauben durch ihr geringes Schwind- und Quellverhalten sogar Böden mit breiten Parkettdielen, die sich aktuell grosser Beliebtheit erfreuen.

Massivholz als wichtiger Trumpf

Böden sind die wahrscheinlich am meisten strapazierten Flächen in Innenräumen, und so kann es im Lauf der Zeit zu kleinen oder grösseren Schäden kommen, die behoben werden müssen. Das ist dann der Moment, in dem man bei einem Boden aus echtem Holz einen bedeutenden Trumpf hat: Parkett ist renovierbar.

Bei einer Oberflächenrenovation durch Schleifen werden nur gerade 0,5 bis 0,7 mm der Nutzschicht abgetragen, und sie kann dann nach Belieben neu behandelt werden. Abgesehen von der freien Wahl der Endbeschichtung, lässt sich auch die Farbe den veränderten Wünschen des Nutzers anpassen. Dies erfolgt mit Laugen, farbigen Beizen oder anderen Produkten. Je nach Zustand kann bei einer geölten Oberfläche eine Renovation ohne Schleifen möglich sein, indem die Fläche intensiv gereinigt und anschliessend nachgeölt wird. Parkettböden lassen sich grundsätzlich mehrmals renovieren, was im Wohnbereich zu einer Lebensdauer von bis zu 40 Jahren reicht. Qualitativ hochstehende Produkte oder grössere Nutzschichtdicken erreichen sogar noch höhere Lebenserwartungen – das hängt dann auch von der Konstanz des Raumklimas ab.

Gekonnt reparieren

Ein ausgebildeter Profi weiss, wie er bei einem Parkettboden einzelne Friese entnehmen und neue wieder einsetzen kann. Mark Teutsch fragt daher: «Muss wirklich die gesamte Fläche ausgetauscht werden, wenn ein Wasserschaden von einem Quadratmeter vorliegt oder einzelne Elemente tiefe Kratzer aufweisen?» Auch hierzu bietet der Verband mit den Merkblättern Nr. 8, 12 und 13 Unterstützung. Es gibt zudem Manufakturen, welche Kleinmengen nicht mehr erhältlicher Elemente oder Produktlinien nachproduzieren können.

Manche Schäden erfordern jedoch, dass der komplette vorhandene Parkettboden raus muss. Und sei es, weil der Nutzer das Muster nicht mehr sehen will oder mehrere Räume zu einem grossen zusammengeschlossen werden. Dann gilt es, genau abzuklären, wie dieser Boden aufgebaut ist und mit welcher Vorgehensweise und welchen Geräten das Parkett herausgenommen werden soll.

Bodenleger lernen in ihrer Ausbildung alles über das Verlegen von Böden, aber, wenn überhaupt, dann nur wenig über das Entfernen alter Böden und die Vorbereitung des Estrichs auf den neuen Parkett. Daniel Schibli ist mit seiner Firma Schibotech GmbH, aus Brittnau AG, auf Bodenbelagsentfernungen und Untergrundsanierungen spezialisiert. Er warnt davor, ohne vorherige genaue Abklärung die Entfernung des alten Bodens zu offerieren, da der Parkettaufbau, dessen Verleimung auf den Unterlagsboden und der Estrich selbst für Überraschungen sorgen können.

Die Historie eines Bodens ist wichtig, da zu verschiedenen Zeiten verschiedene Mittel und Methoden zum Einsatz kamen. Alte Aufbauten haben beispielsweise oft Verspachtelungen auf Klebstoffresten. Werden diese nicht erkannt und vollständig entfernt, kann das mit den neuen Klebstoffen – auch noch Jahre später – zu Reaktionen und somit Schäden führen. Die Entnahme einer Bodenprobe oder die frühe Kontaktaufnahme mit einer spezialisierten Firma wie der Schibotech GmbH, damit die Spezialisten einen eigenen Augenschein nehmen, ist ratsam und hilfreich.

Arbeiten mit dem Stripper

Damit ein Boden mit längeren Friesen besser vom Untergrund abgelöst werden kann, wird er quer zur Laufrichtung parketttief in Streifen geschnitten. Das geschieht mit einer Handfräse mit Tiefeneinstellung oder einer dafür vorgesehenen Säge, die stehend mit einer Führungsstange bedient werden kann. Anschliessend können diese Streifen im Idealfall mit einem Bodenstripper abgelöst werden. Der Stripper ist ein oszillierendes Werkzeug, ähnlich wie ein Multitool, welches über eine Klinge verfügt, mit der der Bodenbelag in der Leimschicht abgelöst wird. Stripper gibt es in verschiedenen Grössen, als Handmaschinen für kleine Flächen oder Treppenstufen bis zu Aufsitzstrippern für sehr grosse Flächen.

Den Estrich perfekt schleifen

Ist das Parkett erst einmal weg, verbleiben noch Belags- sowie Klebstoffreste und Verspachtelungen, die abgefräst werden müssen. Dazu werden Bodenschleifmaschinen wie die BSM 400 von Janser, welche von der J. Brauchli AG in Sursee LU vertrieben wird, mit diamantbestückten Schleiftöpfen ausgerüstet. Die J. Brauchli AG führt in ihrem Sortiment für unterschiedliche Schleifsituationen passende Schleiftöpfe, die zudem hinsichtlich ihrer Lärmbelastung noch unter 100 dB liegen sollen. Alternativ können auch Quick-Change-Segmente verwendet werden, welche auf einem entsprechenden Grundteller befestigt werden. Die BSM 400 verfügt über einen schwenkbaren Schleifkopf, mit dem direkt bis zum Rand geschliffen werden kann. Ebenfalls mit Quick-Change-Segmenten kann die Handmaschine HF 180 Caddy bestückt werden. Damit lassen sich dann kleine Flächen bearbeiten. Das Gerät verfügt über ein nievellierbares Fahrwerk, was besonders bei Treppenstufen oder Absätzen sehr praktisch ist.

Der Staub muss weg

Schleifen verursacht Staub, welcher in vielen Umbausituationen unerwünscht ist. Von der Schibotech GmbH werden die Arbeitszonen daher mit Staubschutzwänden abgetrennt und vorhandene Einbaumöbel mit Folien eingepackt.

Leistungsstarke Saugsysteme, welche in zwei Stufen den Schleifstaub mittels eines Feinfilters ausfiltern und danach mit einem Mikrofilter nachfiltern, sind mit den Schleifmaschinen gekoppelt. Ein grossvolumiger Luftreiniger holt mit seinem Mikrofilter dann noch das aus der Luft, was sonst noch vorhanden ist.

Erhältlich sind solche Geräte beispielsweise bei der Firma Rosset Technik aus Sempach LU. Sie bietet verschieden starke Geräte von Dustcontrol für beide Bereiche an.

Die Lösung für Unlösbares

Verleimt wird Parkett mit Hybridklebstoff, der elastisch ist, aber recht gut entfernt werden kann, oder Polyurethanklebstoff (PUR), der äusserst gut hält und schwierig zu entfernen ist. Wird dann damit noch ein Mehrschichtparkett mit einer Trägerschicht aus HDF oder MDF auf den Estrich geklebt, lässt sich das mit einem Stripper kaum noch ablösen.

Unter der Marke Wolff bietet die Uzin Utz Schweiz AG, aus Buochs NW, ihren Biber 200 an, der mit seiner Fräswalze bis zu 15 mm Parkett abfräsen und in Späne verwandeln kann. Bis auf eine Restmenge von ca. 0,5 mm wird gefräst, danach kommt die Bodenschleifmaschine zum Einsatz.

www.parkett-verband.chwww.schibotech.chwww.jbrauchli.chwww.rosset-technik.chch.uzin-utz.com

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 19. Januar 2023 / Ausgabe 3/2023

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