Wer hoch hinaus will


So zeigen sich derzeit die Türme Hardau II in Zürich. Die Aluminiumverkleidungen der Fensterelemente werden mittels Fassadenlift an Ort und Stelle gebracht. Bild: Christian Härtel


So zeigen sich derzeit die Türme Hardau II in Zürich. Die Aluminiumverkleidungen der Fensterelemente werden mittels Fassadenlift an Ort und Stelle gebracht. Bild: Christian Härtel
Fassadenlifte. Auf Schweizer Baustellen sieht man häufiger Lifte und andere Hebegeräte für das Verbringen von Material. Die Schreinerzeitung hat nachgefragt, ob das auch die Arbeit von Schreinern beeinflusst.
Sie sind ein markantes Zeichen der Stadt. Weithin sichtbar prägen die vier Wohntürme der Siedlung Hardau II seit den 1970er- Jahren das Gesicht Zürichs. Seit letztem Jahr werden die Türme saniert. Besser gesagt, es werden die Fassaden instand gesetzt und neue Fenster montiert. Dazu installiert man auf jeder Seite eines Turmes einen temporären Zahnstangenlift mit zwei Führungen. Der Korb, der daran auf- und abfährt, reicht jeweils über die gesamte Gebäudebreite.
So kann die Fassade flächig bearbeitet werden, und auch die Fensteranschlüsse, Stossfugen und Verkleidungsprofile können von aussen gut montiert werden. Die Fensterelemente selbst werden allerdings mit dem Hauslift in die Stockwerke verbracht. Denn die passen gerade so hinein, was die ganze Sache deutlich vereinfacht.
Mit solchen aufwendigen Fassadenliften hat der Schreiner, auch wenn er Fenster montiert, in der Regel wohl wenig Berührungspunkte. «Meistens ist so ein Lift von Baustellenseite gestellt, und der Gerüstbauer installiert das. Falls nötig und möglich, nutzen wir den dann mit. So machen das im Grunde alle», sagt Dominik Berger von der Berger Montage GmbH in Bürglen TG. Einen Kran oder Ähnliches hat Berger noch nie mieten müssen. «Schreiner fragen normalerweise nicht nach unseren Anhängerkränen. Es sind eher diejenigen, die Umzüge machen, oder auch Handwerker, die Solaranlagen montieren», erklärt Josef Nietlispach, Transportexperte der gleichnamigen Umzugsfirma aus Fehraltorf ZH.
Trotzdem können enge Treppenhäuser, verwinkelte Grundrisse, eine unfertige Umgebung der Baustelle sowie Pflanzenbewuchs oder Mauern ein Montagevorhaben auch von Schreinern schnell zur Herausforderung werden lassen. Sind weder Fassadenlift oder Kran noch Teleskopsteiger oder Ähnliches vor Ort, muss man sich unter Umständen selbst um eine Lösung kümmern. Und die Möglichkeiten sind vielfältig. Neben Fassadenliften, auch Gerüstaufzüge genannt, die entweder mittels Zahnstangen geführt oder als Motorhängebühnen konstruiert sind, gibt es alle Arten an Gelenk- und Teleskopbühnen, Scherenbühnen, als Hänger konzipierte Ausleger oder Aufbauten auf Lastwagen sowie Drehkräne. Aber auch kleine Treppensteiger, elektrisch betrieben, können eine Lösung zur Schonung der Mitarbeitenden und zur Erleichterung der Arbeit sein.
Da man solche Geräte und Hilfsmittel eher selten braucht, ist die Miete eine Möglichkeit. «Anhängerkräne und Möbelaufzüge laufen recht gut in der Miete. Schreiner sind aber nicht die Mehrheit unserer Kunden, die so etwas nachfragen», sagt Alexander Bänziger, Geschäftsleiter der Rentit AG in Goldach SG.
Schreiner würden eher mal ausnahmsweise einen Möbelaufzug oder einen Kran mieten. Meist gehe es dabei um Glas- und Fensterelemente, dann seien schnell Spezialgerät mit Vakuumsauger gefragt. Generell beobachtet Bänziger, dass diejenigen, die immer wieder mit gleichen Arbeiten und Materialien in ähnlichen Situationen konfrontiert sind, durchaus geeignete Hilfsmittel für die Baustelle anschaffen. Dazu würden etwa die Gruppe der Dachdecker, Spengler und natürlich auch die Zügelunternehmer gehören.
Viele andere würden dagegen die Miete bevorzugen, darunter auch Holzbauer. «Selbst grössere Holzbauunternehmen mieten immer wieder, weil sie nicht für jeden Spezialfall das richtige Gerät vorhalten können», erklärt Bänziger. Da gehe es um Teleskopstapler, Hebebühnen, Kräne und so weiter. «Es gibt so viele, dass man immer das Falsche hat.» Deshalb sei die Tendenz, solche Hilfsmittel zu mieten, meist die günstigere Variante und für die Unternehmen somit die bessere Entscheidung gegenüber einem Kauf. Auch sei der Aufwand für die Wartung und Pflege der sicherheitsrelevanten Einrichtungen nicht zu unterschätzen. Am Ende sei es auch oft einfach eine Frage des Platzes.
Auch technisch gibt es immer wieder Neuerungen. So sind E-Motoren bei Anhängerkränen heute Standard wie auch ihre elektrische Verfahrhilfe, was gerade bei schwierigem Untergrund die Arbeit erleichtert.
«Einfache Möbellifte werden manchmal von Schreinern und Küchenbauern nachgefragt», sagt Bänziger. Aber auch dieser werde in der Regel gemietet und nicht gekauft. Der Klassiker ist die Küchenabdeckung aus Stein, ziemlich schwer und mit Ziel viertes Stockwerk. Dann braucht es ein Hilfsmittel. Und es kommt massgeblich auf die Situation vor Ort an, welches Gerät das wertvolle, aber unhandliche Stück an den Ort der Bestimmung bringen kann.
Dabei kann es durchaus auch zu kniffligen Situationen kommen, trotz des Einsatzes der Technik. Wenn man etwa einen Teleskopstapler benutzt und die Steinabdeckung im Korb ist, dann muss man sie – oben angelangt – immer noch drehen und durchs Fenster ins Innere des Raumes bringen. «Trotz technischer Hilfsmittel ist dann auch immer ordentlich Manpower mit von der Partie», weiss Bänziger. Deshalb sei es nicht ungewöhnlich, dass Schreinereien auf ihn zukommen und ihre Aufgabe schildern. Dann müsse er die richtige Lösung im jeweiligen Fall finden und diese offerieren sowie vor Ort unterstützen. «Aber irgendwas aus unserem Portfolio geht immer», sagt Bänziger.
Auf ein eingespieltes Team setzt man zum Beispiel auch bei der Werkholz AG in Haslen AI. «Wenn wir grosse oder schwere Teile haben, dann bringt unser Nachbar als Transportunternehmer die Stücke mit Lastwagen und Kran an den Bestimmungsort. Damit sind wir sicher und gut bedient», sagt Martin Eberle, Inhaber und Geschäftsführer von Werkholz.
Wer schon einmal einen elektrischen Treppensteiger benutzt hat, etwa um eine Waschmaschine hochzuschaffen, wird auf das Hilfsmittel nur noch ungern verzichten wollen. Ähnlich verhält es sich mit den komplexeren Hebe- und Transportgeräten. Auch Ein-Mann-Vorrichtungen, die leicht zu transportieren und schnell aufgebaut sind, tauchen inzwischen häufiger auf.
Eines dieser besonderen Hilfsmittel ist der Flipper. Das Gerät mit zwei Belastungsvarianten ist eine Art Mini-Kran, der auf dem Balkon, dem Gerüst oder dem Dach platziert wird. Der kleinere, der Mini-Flipper, trägt 150 kg. Sein Gestell ist 1450 mm lang. Das Handling soll von einer Person bewältigt werden können. Der grössere Flipper, das Modell 250, kann entsprechend 250 kg hochziehen. Der Kran arbeitet mit zwei Seilen, die ein stabiles und sicheres Hochziehen ermöglichen und mit 25 m Seillänge bis hoch zur achten Etage reichen sollen.
Erreicht das Bauelement den Endpunkt, wird die Tragehalterung automatisch in die Waagrechte gekippt, und das Transportgut kann abgenommen werden. Der Baulift Flipper ist damit eine Alternative zum klassischen Schrägaufzug. Gut möglich, dass manche Schreiner damit künftig öfter ihre Herausforderungen beim Transport auch in Eigenregie meistern.
www.nietlispach-umzuege.chwww.rentit.chwww.bauminilift-flipper.de
Veröffentlichung: 11. September 2025 / Ausgabe 37/2025
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