Wie man ein Rad zum Rollen bringt

Hier muss ich hin! Der Wagnerlernende Yvo Trösch in der Werkstatt der Wagnerei Koch.

Holzliebhaber.  Früher Säger und nun Schreiner: Yvo Trösch hat in seinen jungen Jahren bereits viel erreicht. Er ist einer von nur noch zwei Wagnerlernenden in der ganzen Schweiz und baut derzeit sein eigenes Wagnerrad.

Ein Wagnerrad wird aus zwölf Speichen, Felgen, Eisen und einer Nabe zusammengebaut. Das hört sich einfach an – dahinter steckt jedoch viel Handarbeit und ein grosses Know-how. Das Handwerk und Wissen lernt Yvo Trösch seit 2014 bei der Wagnerei und Antikschreinerei Koch im zürcherischen Glattfelden.

Als Bestandteil seiner dreijährigen Lehre besucht Yvo Trösch während neun Tagen einen Kurs bei Thomas Koch, seinem Lehrmeister und Besitzer der Schreinerei in Glattfelden. Während der ersten fünf Kurstage, die bereits im vergangenen Frühling stattgefunden hatten, lernte er, wie ein Wagnerrad aufgebaut ist. Welche Materialien werden benötigt, und mit welchen Maschinen muss man arbeiten? Doch genug Theorie, ran ans Handwerk!

Mit dem nötigen Werkzeug wie beispielsweise einem Drechsler- oder Ziermesser stellte Yvo Trösch im ersten Kurs die Speichen und die Nabe her. Beim Zeigen der fertigen Speichen erklärt er, wie er beim späteren Zusammensetzen besonders darauf achten muss, dass der Winkel zwischen Speiche und Nabe nicht wie gedacht 90 Grad beträgt, sondern weniger. Denn betrachtet man eine Kutsche von Näherem, sieht man, dass die untere Hälfte des Rads leicht nach aussen neigt. So können Kurven besser gefahren werden, ohne dass die Kutsche gleich umkippt.

Stolz auf das erste Rad

Die dazugehörigen Felgen werden erst beim zweiten und somit letzten Kurs bearbeitet. Dieser findet im kommenden Frühling während vierer Tage statt. Damit für den Kurs alles bereit ist, hat Yvo das Eschenholz schon trocken gestellt. Die Felgen werden mit den bereits verarbeiteten Speichen und der Nabe zusammengesetzt.

Um das Ganze zu festigen, werden Eisenbänder erhitzt und auf die Holzfelgen gespannt. Sobald das Eisen passt, legt man es in kaltes Wasser, damit es anzieht. Mit ein paar Schrauben und dem letzten Schliff ist das Wagnerrad fertig.

Solche Räder werden nur noch selten von A bis Z gebaut, denn bei der Schreinerei kommen vor allem Aufträge wie Reparaturen oder Restaurationen rein. Ein eigenes hat Yvo noch nicht. Er freut sich bereits jetzt auf den Kurs und darauf, sein selbstgebautes Rad in den Händen zu halten.

Liebe zu Holz und Kunst

Bevor Yvo Trösch die Lehre als Schreiner mit der Fachrichtung Wagner begann, absolvierte er die Sägerlehre im zürcherischen Andelfingen. Obwohl dem heute 23-Jährigen die drei Jahre sehr gefallen haben, wollte er nicht mehr so viel mit Maschinen arbeiten. Er wusste zwar, dass seine Leidenschaft im Holz steckte, doch er suchte nach einer Tätigkeit, die ihm mehr zusagte. Nach der Lehre absolvierte er seine Zivildiensttage und suchte anschliessend nach einer neuen Aufgabe. Nach einem Schnupperbesuch bei der Wagnerei in Glattfelden wurde ihm sofort klar: Dort muss ich hin! Eine Zweitlehre zu absolvieren, macht ihm nichts aus, denn dadurch kann er sein Wissen erweitern.

In Zukunft möchte Yvo noch andere Spezialgebiete des Schreinerberufs kennenlernen. Ob er Wagner bleibt oder eine andere Tätigkeit in Angriff nimmt, weiss er noch nicht. Doch eines ist für ihn klar: Er sucht eine Verbindung zwischen seiner Liebe zum Holz und zur Kunst.

www.koch-wagnerei.ch

es

Veröffentlichung: 07. Januar 2016 / Ausgabe 1/2016

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