Wo wohnen eine runde Sache ist


Zu exklusivem Wohnraum umfunktioniert, haben sich die beiden Melassesilos zu einem Blickfang gemausert. Bilder: SZ, Monika Hurni
Zu exklusivem Wohnraum umfunktioniert, haben sich die beiden Melassesilos zu einem Blickfang gemausert. Bilder: SZ, Monika Hurni
Bauprojekt. Wo noch vor 20 Jahren Melasse gelagert wurde, sind nun vier aussergewöhnliche Wohnungen entstanden. In den beiden Silos der ehemaligen Hefefabrik in Hindelbank sollen die Mieter ein aussergewöhnliches Wohngefühl erleben und sich rundum wohl fühlen.
Einst war die Hefefabrik in Hindelbank weit herum bekannt. Über 100 Jahre lang prägte sie das Erscheinungsbild der Emmentaler Gemeinde. 1948 kamen die beiden Stahlsilos hinzu. Die darin gelagerte Melasse – ein Nebenprodukt der Zuckerfabrikation – diente als Nährboden für die Hefezellen.
Die Hefeproduktion in Hindelbank wurde 1995 eingestellt. Bald darauf folgten die ersten Bestrebungen, die unter Denkmalschutz stehenden Produktionsstätten zu einem kleinen Wohnquartier umzufunktionieren. Was mit mehreren Lofts begann, hat nun mit dem Umbau der Melassesilos durch die Schaer und Suter Immobilien AG seine Fortsetzung gefunden. «Dank dem kreisförmigen Grundriss ergibt sich ein völlig neues Wohngefühl», erklärt Unternehmer Beat Schaer, der die Silotürme 2012 gekauft und das ungewöhnliche Projekt umgesetzt hat. Je drei Böden wurden in die beiden Silotürme eingezogen.
So entstanden insgesamt vier Wohnungen: Im grösseren Silo wurde im Erdgeschoss und im ersten Stock jeweils ein 70 m2 grosses Loft realisiert. Im kleineren Silo sind die beiden unteren Stockwerke zu einer Maisonettewohnung mit einer Fläche von 76 m2 verbunden.
In den oberen Stockwerken befindet sich das Herzstück des Projektes: Die beiden obersten Etagen der Türme wurden jeweils zu einer zweigeschossigen Wohnung vereinigt und auf beiden Stockwerken über Passerellen verbunden. Abgerundet wird die Doppelmaisonettewohnung durch die beiden kreissegmentförmigen Terrassen.
Die Schreiner- und Holzbauarbeiten wurden von der Kühni AG aus Ramsei ausgeführt. «Der Auftrag hatte für uns einen besonderen Reiz», sagt Ulrich Kühni, der als Mitinhaber und Abteilungsleiter im Mischbetrieb für die Abteilung Schreinerei verantwortlich ist. «Wir waren Teil eines aus-sergewöhnlichen Projektes und hatten keine Ahnung, welche Herausforderungen da auf uns zukommen würden.»
Die Küchen und Möbel wurden vorerst nur in groben Zügen geplant. «Ich kannte Beat Schaer bereits von früheren gemeinsamen Projekten und wusste, dass er sich gerne inspirieren lässt und sich seine Ideen erst nach und nach in konkrete Pläne verwandeln», erklärt Kühni. Diese Art der Zusammenarbeit lasse auf beiden Seiten viel Raum für Kreativität. Tatsächlich basierte das Küchenkonzept schliesslich auf einer spontanen Eingebung: «Die Isolation wurde in Fässern geliefert», erzählt Schaer. «Als ich diese so in den runden Räumen stehen sah, da wusste ich plötzlich, dass die Küchen auf der Grundlage von farbigen Fässern aufgebaut sein müssen.» Im Internet fand der Unternehmer mit «Fasszination» eine junge Dresdner Firma, die Möbel aus Fässern herstellt.
Basierend auf den Massen der Fässer wurde in der Kühni AG eine Musterküche aus OSB hergestellt. «Dadurch konnten Funktionalität, Aussehen und Form geprüft und die Geräteeinteilung festgelegt werden», erklärt Ulrich Kühni. Anhand der Fässer entstand auch das Farbkonzept. Die Unterbauten wurden aus MDF gefertigt und die Abdeckungen aus einer Vollkernplatte.
Während die Küchen der unteren Wohnungen an einer Innenwand stehen, musste diejenige der obersten Wohnung an die Rundung der Aussenwand angepasst werden. «Dank der vorgängig ausgeführten Zimmerarbeiten waren die Masse bereits bekannt und konnten ins CAD-Programm eingegeben werden», sagt Kühni.
So seien am Ende, trotz dem speziellen Design, keine besonderen Probleme aufgetreten, erklärt Kühni.
Auch Beat Schaer bestätigt, dass die Hürden beim Umbau der Silos im Endeffekt kleiner gewesen seien als vermutet. Nichtsdestotrotz habe sich ihm «die eine oder andere Denksportaufgabe gestellt». Damit spricht er beispielsweise die Frage der Isolation an. Um eine gute Isolation zu erreichen, dabei aber möglichst wenig Wohnfläche zu verlieren, entschied er sich für ein Verfahren aus dem Schiffsbau. Dabei wird der Isolationsschaum auf Polyurethanbasis direkt auf die Stahlwand aufgesprüht. Die Verkeidung auf der Innenseite erfolgte mit Gipsplatten.
Daneben galt es insbesondere optische Aspekte zu beachten. «Erst wollte ich die einzelnen Trennwände ganz einfach auf die Raummitte ausrichten und glaubte, damit sei es getan», erzählt Schaer.
Doch dann habe er festgestellt, dass die Zwischenwände wie ein Kuchenstück in den Raum eingefügt werden müssten, um optisch nicht aus dem Zentrum zu laufen.Rund 1,8 Mio. Franken hat der Ausbau der Silos gekostet. Die Maisonettewohnung im kleinen Silo ist bereits vermietet – allerdings nur vorübergehend. So sieht auch das Konzept für die beiden Lofts im grossen Silo aus: Miete auf Zeit. «Mit den ‹Serviced Apartments› können wir Geschäftsleuten während ihres Aufenthaltes in der Schweiz eine Alternative zu einem Hotelaufenthalt bieten», erklärt Schaer. Die drei kleineren Wohnungen sollen für zirka 1800 Franken vermietet werden, die grosse Wohnung in den Obergeschossen der beiden Silos für 3200 Franken. Als Aufpreis kommen Serviceleistungen wie die Reinigung der Wohnungen oder das Bereitstellen frischer Frotteewäsche und Bettbezüge hinzu.
In die grosse Wohnung will Schaer selber einziehen, sobald sie den letzten Schliff erhalten hat. «Nach der intensiven und zeitaufwendigen Planung möchte ich auch das Wohngefühl erleben», sagt er.
www.schaerundsuter.chwww.kuehni-ag.chUnter schreinerzeitung.ch/zusatzinformationen sind ergänzend zum Artikel noch mehr Bilder bereitgestellt.
Veröffentlichung: 20. November 2014 / Ausgabe 47/2014
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