Wohlklang zwischen Hobel und Bank


Die Kreissäge zweckentfremdet von Madeleine Burkhardt (li.) für den CD-Verkauf von Dodo Hug (re.). Dahinter Musiker Efisio Contini und Silivia Zuberbühler. Bild: Christian Härtel
Die Kreissäge zweckentfremdet von Madeleine Burkhardt (li.) für den CD-Verkauf von Dodo Hug (re.). Dahinter Musiker Efisio Contini und Silivia Zuberbühler. Bild: Christian Härtel
Kultur in der Schreinerei. Es war zwar erst das zweite Mal und doch zeigt es sich schon als feste Grösse. Drei Tage lang gab es vom 2. bis 4. September Konzertabende beim Kulturwochenende der Schreinerei Madeleine Burkhardt mitten in Winterthur ZH.
Der Publikumsmagnet gastierte gleich zum Auftakt am Freitag in der zum Konzertraum umfunktionierten Schreinerei. Mit 150 Gästen war auch der letzte Sitzplatz auf der Tischfräse belegt, als Dodo Hug, Efisio Contini und Yvonne Baumer die Bühne betraten.
Gefeierte Klänge gab es auch an den beiden darauffolgenden Abenden. Das junge Ensembel Quartz gastierte am Samstag und zum Abschluss am Sonntag jazzte das Trio Rrrrr´ in der auffallend sauberen Werkstatt. Hörproben der Bands gibt es auf der Internetseite der Schreinerei.
«Ich habe lange in einer chaotischen Schreinerei gearbeitet. Als die Werkstatt übernommen habe, konnte ich meine Vorstellungen umsetzen», sagt die Inhaberin Madeleine Burkhardt. Zusammen mit den beiden Schreinerinnen Lisa Gross und Barbara Heer ist sie Ansprechpartnerin für alle möglichen Anliegen der Kundschaft in Winterthur. Denn eine Schreinerei mitten in der Stadt zu betreiben ist etwas Besonderes. Man ist Teil des Alltags, der Kultur und des täglichen Zusammenlebens. Entsprechend stark sind die Bande zwischen Kundschaft und Schreinerei. Burkhardt habe auch Glück gehabt, denn die Vermieter schätzten das Handwerk in der Stadt.
Die Idee für ein Kulturwochenende kam über Kinoaufführungen in der Werkstatt. «Es war einfach eine gute Atmosphäre und bei den Konzerten merke ich immer wieder, dass der Funke zum Publikum schnell überspringt», sagt Burkhardt. Das liegt vielleicht auch an der überraschend guten Akustik in Bank- und Maschinenraum. Die eignen sich hervorragend mit einem klarem und warmen Klang.
Der Event ist schon jetzt nicht mehr wegzudenken. «Aber öfter als einmal im Jahr, mache ich das nicht», sagt Burkhardt. Doch die zusätzliche Arbeit lohnt sich. «Die Kunden merken, ob man einfach arbeitet um Geld zu verdienen oder ob es darüber hinaus so etwas wie Lust und Berufung gibt», sagt Burkahrdt. Kultur beginnt für die Schreinerin schon beim sorgfältigen Umgang miteinander und zu hören war, dass Besucher in der Stadt nach der «Kulturschreinerei» gefragt hatten. Das Programm für nächstes Jahr steht bereits.
Christian Härtel
Veröffentlichung: 08. September 2022
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