Wundertüte und Lebenskünstler


Übermorgen, also am 16. April, feiert der Ex-Schreiner Reto Leuenberger (36) die Eröffnung seiner Bar «Aloha Creek Taverne» im zugerischen Unterägeri. Bild: Caroline Schneider


Übermorgen, also am 16. April, feiert der Ex-Schreiner Reto Leuenberger (36) die Eröffnung seiner Bar «Aloha Creek Taverne» im zugerischen Unterägeri. Bild: Caroline Schneider
Zwei Jahre nach seiner Schreinerlehre wurde bei Reto Leuenberger starkes Asthma diagnostiziert. «Ich reagiere sehr stark auf Substanzen, die in Bauschaum-leim enthalten sind», erklärt der 36-Jährige. Das Verdikt war klar: Er musste seinen Job als Bauschreiner an den Nagel hängen und sich neu orientieren. Dazu meint er achselzuckend: «Ich bin nicht der Typ, der den Kopf in den Sand steckt, wenn das Leben nicht so will wie ich. Als positiv eingestellter Mensch sehe ich immer einen Weg und viele Lösungsmöglichkeiten.» Der quirlige Unterägerer ist eine echte Wundertüte und verblüfft mit den ungeahnten Wendungen, die er seinem Leben verleiht. Ähnlich einem mäandrierenden Fluss: etliche Richtungswechsel, doch stets im Flow. Nach der Zeit als Schreiner absolvierte er eine Handelsschule. Allgemeinbildung kann nicht schaden, sagte er sich und hängte daraufhin gleich noch den Medizinischen Masseur an. Nach den Ausbildungen zog es den damals 26-Jährigen in die weite Welt hinaus. Ein Jahr reiste er kreuz und quer durch Australien und Neuseeland. «Die Vorstellung, nach dieser vogelfreien Zeit einen 08/15-Job anzunehmen, jagte mir Schrecken ein», erzählt Leuenberger. Er folgte dem Lockruf der Berge; Arosa wurde zu seiner nächsten Destination.
«Im Winter betrieb ich eine Schneebar, und im Sommer arbeitete ich als Masseur.» Später heuerte ihn ein Viersterne-Hotel als Wellness-Verantwortlichen an. Und wieder packt er etwas Unerwartetes aus seinem Rucksack: Leuenberger war in seiner Jugend 10 Jahre als Kunstturner aktiv. «Deshalb gab ich den Gästen Unter- richt in Wassergymnastik», sagt er.
Als er genug von den Bergen hatte, kehrte er in seine Heimat zurück und wurde stellvertretender Geschäftsführer im Pickwick-Pub in Zug. «Von Arosa habe ich die Erkenntnis mitgenommen, dass die Gastronomie mein Zuhause ist. Ich bin ein guter Gastgeber. Der schönste Lohn für mich ist, wenn sich die Gäste wohlfühlen und mir ihr Lächeln schenken.» Als extrovertierter Typ braucht Leuenberger stets Leute um sich herum. Dann blüht er erst so richtig auf. Im Pickwick-Pub lernte er alles, was für seine nächste Etappe notwendig ist. Denn in zwei Tagen, am 16. April, wird er sich einen lang ersehnten Traum erfüllen und in Unterägeri ZG seine eigene Bar eröffnen, die «Aloha Creek Taverne». «Ich möchte alle Arten von Menschen ansprechen: vom Krawattenträger bis zum Rocker.» Mit diversen Angeboten wie Partys, Whisky-Degustationen, Live-konzerten oder Sportübertragungen will Reto Leuenberger seinen Gästen ein Erlebnis bieten. «Als Barkeeper bist du immer auch ein bisschen Psychologe. Die Stammgäste erzählen dir aus ihrem Leben, von ihren Hochs und Tiefs.» Und für einen Moment wird er philosophisch und zeichnet eine schöne Metapher vom Beruf des Barkeepers: «Es ist, wie wenn du auf Reisen gehst und dir die Welt anschaust. Von jeder Person, mit der du dich unterhältst, kannst du etwas für dich mitnehmen.»
Leuenberger hegt eine klare Vision für seine Zukunft: Als leidenschaftlicher Bierbrauer möchte er einmal sein eigenes Brauerei-Pub aufmachen. «Ich sehe das Pub buchstäblich vor mir.» Den Bau des Lokals würde er gleich selbst an die Hand nehmen. Und schon kritzelt der Kreativkopf den Plan auf Papier.
«Das Interieur würde ich mit sehr viel Holz auskleiden.» Und hier schliesst sich der Bogen zum ehemaligen Bau-schreiner. Denn Leuenberger ist Handwerker geblieben – und stolz darauf.
«Es ist, wie wenn du auf Reisen gehst und dir die Welt anschaust. Von jeder Person, mit der du dich unterhältst, kannst du etwas für dich mitnehmen.»
Veröffentlichung: 14. April 2016 / Ausgabe 15/2016
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