Zwei Jobs, ein Kind und ein Hobby

Das Möbel, auf dem Angelica Vögeli (35) mit ihrem Sohn Julian sitzt, ist die Abschlussarbeit ihrer Ausbildung zur Schreinerin. Bild: Barbara Gasser

Angelica Vögeli hat eine 50-Prozent-Stelle als diplomierte Pflegefachfrau im Gesundheitszentrum Dielsdorf ZH. Sie selber braucht noch die alte Bezeichnung und sagt, sie sei Krankenschwester. Daneben ist sie auch noch zu 50 Prozent von der Gemeinde Regensdorf angestellt und betreut als Hauswartin die Alterssiedlung Langfurren. Dort wohnt sie auch zusammen mit ihrem Partner und ihrem bald zweijährigen Sohn Julian. «Die beiden Jobs ergänzen sich gut», sagt Vögeli. Der persönliche Kontakt mit den Patienten ist ihr sehr wichtig. «Wer als Krankenschwester arbeitet, macht das aus Liebe zum Beruf, nicht wegen des Geldes», erklärt sie. Doch ihre erste Ausbildung machte Vögeli als Schreinerin. Bereits in der Schule wusste sie, dass sie etwas Handwerkliches lernen wollte. Deshalb besuchte sie statt den Handarbeits- den Werkunterricht. «Es war schwierig, eine Lehrstelle zu finden», erinnert sie sich. Gegen 70 Bewerbungen habe sie abgeschickt, bis sie schliesslich einen Lehrvertrag bekam. Das Problem waren meist die fehlenden, nach Geschlechtern getrennten sanitären Einrichtungen in den Betrieben. Nach der Ausbildung zur Schreinerin wechselte sie ins Gastgewerbe, weil sie etwas Neues ausprobieren wollte.

«Während dieser Zeit hatte ich ein Schlüsselerlebnis, das mich dazu animierte, auch noch die vier Jahre dauernde Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau zu machen», entsinnt sich die junge Frau. Sie habe einen behinderten Mann bedient, der sich an seinem Bier verschluckte und damit ziemlich viel Aufsehen erregte. Doch für die praktisch veranlagte Angelica Vögeli war das überhaupt kein Problem. «Ich habe getan, was getan werden musste.» Sie spürte, dass ihr die Arbeit mit Menschen, die eine Beeinträchtigung haben, zusagen würde. Seit acht Jahren betreut sie nun in Dielsdorf Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen Leiden und Gebrechen. «Sehr gut gefallen hat es mir auf der Demenzabteilung», erklärt sie.

Nach einem Abstecher in die Aufnahmestation wechselte sie bald wieder auf eine Abteilung mit weniger administrativen Aufgaben und mehr Kontakt mit den Patienten. Trotz zweier anspruchsvoller Berufsausbildungen blieb sie auch ihrem Hobby treu: Sie spielt Unihockey bei GC Zürich. «Der Sport ist ein guter Ausgleich zu meinem beruflichen Alltag», sagt sie. Eine Profikarriere habe sie nie angestrebt. Einmal pro Woche besucht sie das zweistündige Training, und während der Meisterschaft von September bis April finden ein- bis zweimal pro Monat Spiele statt. Obwohl das Team in seiner Gruppe den ersten Platz belegte, ist ein Aufstieg in die 2. Liga nicht möglich. «Uns mangelt es an Nachwuchsspielerinnen», äussert sich die 35-Jährige. Doch für sie macht es keinen Unterschied, in welcher Liga ihr Team spielt, Hauptsache sie hat eine Möglichkeit, diesen Sport auszuüben.

Im Durchschnitt sind es 65 Stunden pro Monat, die sie für Umgebungsarbeiten, Treppenhausreinigung, Rasenmähen und auch kleinere Reparaturen in ihrem zweiten Job als Hauswartin aufwendet. Dabei kommt ihr die handwerkliche Ausbildung immer wieder zugute. Die Arbeitszeit kann sie sich selber einteilen. «Das ist sehr praktisch mit einem Kind», hält sie fest. Neben ihren Pflichten organisiert die aktive junge Frau für die Bewohner der Alterssiedlung regelmässig gemeinsame Mittagessen und Kaffeenachmittage. «Diese Angebote werden sehr geschätzt.»

Diese Art der Kontaktpflege in familiärer Umgebung macht es auch Neuzuzügern einfach, sich an ihrem neuen Wohnort wohl zu fühlen. Und Angelica Vögeli ist zufrieden, wenn es den Senioren gut geht.

«Der Sport ist ein guter Ausgleich zu meinem beruflichen Alltag.»

BAG

Veröffentlichung: 25. Juni 2015 / Ausgabe 26-27/2015

Artikel zum Thema

17. November 2025

Laufend Ideen für neue Projekte

Leute. Martin Rindlisbacher aus Utzigen BE ist ein vielseitiger Mensch: handwerklich geschickt, musisch begabt, hat ein Auge für Fotografie und ist dazu auch noch Autor von berndeutschen Büchern. «Die Kreativität liegt wohl in meinen Genen», sagt er und schmunzelt.

mehr
10. November 2025

Ein Sanitär mit viel Herz fürs Holz

Leute. Im «Werkraum» von Bernhard Berchtold in der Frauenfelder Altstadt duftet es typisch nach Holz. «Viele, die zum ersten Mal in die Werkstatt kommen, bemerken den Geruch», sagt der Inhaber und diplomierte Sanitärtechniker mit eigenem Planungsbüro.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Leute