Zwischen Baustelle und Bühne


Bau- und Möbelschreiner Ueli Bodenmann (55) gibt im Beruf und in der Musik 100% Einsatz. Bild: ABC


Bau- und Möbelschreiner Ueli Bodenmann (55) gibt im Beruf und in der Musik 100% Einsatz. Bild: ABC
1070 Lieder. 10 Instrumente und Gesang. Das ist nicht etwa das Repertoire einer Musikgesellschaft, das ist das Repertoire von einem einzigen Mann, genauer: von Ueli Bodenmann. Wenn der Bau- und Möbelschreiner zu seinen Wunschkonzerten unterwegs ist, darf das Publikum aus seiner riesigen Liederliste auswählen – und der Entertainer singt und spielt, was immer gewünscht wird, packt die Trompete aus oder das Flügelhorn, die A- oder die E-Gitarre, die Zugposaune, die Panflöte, die Steirische Harmonika, das Akkordeon oder, als Hommage an seinen Beruf, die «Singende Säge». Auf die Idee mit dem Wunschkonzert ist er in der Lenzerheide gekommen. «Da spielte ich an einem kleinen Anlass und hatte wie immer meine Liederliste dabei. Aus einer Eingebung heraus gab ich sie ans Publikum weiter mit den Worten: ‹Sucht aus, was ihr hören wollt.› Das kam super gut an.» Seither gehört «Uelis Wunschkonzert» zum festen Angebot. Angefangen hatte die Musikpassion des 55-Jährigen in seiner Kindheit im Fürstentum Liechtenstein: Die Mutter spielte Akkordeon, der Vater war Blechbläser. Er starb, als Ueli erst drei Monate alt war, doch die väterliche Leidenschaft und das Talent für Blechmusik leben bis heute im Sohn weiter. Früh schon entschied sich Ueli für das Flügelhorn.
«Das Flügelhorn ist mir quasi zugeflogen», scherzt er. Als Bub besucht er den Unterricht, erst bei einem ehemaligen Dirigenten, später geniesst er Privatstunden bei einem Lehrer des Mozarteums Salzburg, spielt im Orchester. Trotzdem hat er sich keine Sekunde lang überlegt, die Musik zum Beruf zu machen.
«Ich wusste schon immer, dass ich Schreiner werden wollte», schmunzelt er. In einem Schulaufsatz habe er geschrieben: «Ich werde Schreinermeister.» Der Tösstaler lacht schallend: «Zum Meister hat es dann zwar nicht gereicht.» Kein Wunder, dafür wäre auch schlicht keine Zeit geblieben. Denn Ueli Bodenmann startet mit seiner Musikkarriere durch, wird zum Profimusiker. Mit der Formation «Original Unterländer» spielt er in Festzelten, auf grossen Bühnen und füllt das Hallenstadion, tourt quer durch Europa, gibt gar ein exklusives Konzert zum 60. Geburtstag des thailändischen Königs. Die «Original Unterländer» räumen ab, erhalten eine Goldene Schallplatte und werden mit der «Silbernen Nadel» ausgezeichnet. Nach über einem Jahrzehnt als Profimusiker hat Bodenmann genug vom Reisen und kehrt zurück auf die Baustelle – ein grosser Schnitt in seinem Leben: «Wenn du auf der Bühne stehst, jubeln dir 10 000 Leute zu. Auf der Baustelle jubelt keiner, und morgens um 6 Uhr klingelt der Wecker – zu einer Zeit, in der ich nach den Konzerten jeweils erst ins Bett gesunken bin.» Heute verbindet er beide Leidenschaften – tagsüber arbeitet er als Schreiner, die Abende und Wochenenden gehören der Musik und seinen Auftritten. Erfolgreich ist er damit immer noch: 2015 hat er den Alpengrandprix gewonnen. Wenn er nicht gerade auf der Bühne steht, sitzt er in seinem Tonstudio und komponiert oder mischt auf Auftrag CDs. «Ich lebe meinen Beruf und die Musik mit 100%iger Leidenschaft.» Er gehe jeden Morgen gern zur Arbeit. Und ebenso gern packe er seine Instrumente für den nächsten Auftritt ein. Ein einziges Mal im Jahr lässt Bodenmann das Schreinern und die Musik links liegen und fliegt für zehn Tage nach Schottland, um sein Englisch aufzufrischen. Und wenn dann die «Piper», die Dudelsackspieler, ein Ständchen geben, wird der Vollblutmusiker für einmal zum Zuhörer.
«Wenn du auf der Bühne stehst, jubeln dir 10 000 Leute zu. Auf der Baustelle jubelt keiner, und morgens um 6 Uhr klingelt der Wecker.»
Veröffentlichung: 31. März 2016 / Ausgabe 13/2016
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