Zwischen Werkstatt und Bergbeiz

Elias Koller (34) aus dem Zürcher Oberland bewirtet zusammen mit seiner Partnerin die Skihütte Feldis auf dem Mutta GR. Bild: Helen Oertli

Seit dem frühen Morgen schneit es, und noch hängt der Nebel zäh über der Hochebene des Mutta in Graubünden, 1947 Meter über Meer. In dieser Winterlandschaft steht ein einfacher, niedriger Holzbau – die Skihütte Feldis. Dorthin ist Elias Koller unterwegs. Sein Schlitten ist vollbepackt mit frischem Gemüse, Käse von der Alp und Wurst aus dem Tal. Ihm ist trotz der morgendlichen Kälte warm vom Fussmarsch über die verschneite Piste. Vor gut einem Jahr hat Koller gemeinsam mit seiner Partnerin die Bergbeiz des Feldiser Skiclubs in Pacht genommen: eine gemütliche, liebevoll eingerichtete Stube mit 30 Sitzplätzen, eine grosszügige Terrasse und unter dem Dachstock ein Massenschlag mit Betten für ein Dutzend Gäste. «Das Serviertablett habe ich am Eröffnungstag zum ersten Mal in den Händen gehabt», erzählt Koller. Den Schreiner hat es über Zufälle in die Gastronomie verschlagen. Nach seiner Ausbildung holte er die Berufsmatura nach und bildete sich zum Fertigungsspezialisten weiter. Mit dem Wunsch nach mehr Abwechslung und Freiheit machte er sich nach seiner letzten Anstellung als Schreiner selbstständig. Die Mitarbeit am Umbau des Berghotels Sterna in Feldis brachte ihn in die Domleschger Gemeinde. Hier traf er auf Melanie, die im Hotel als stellvertretende Geschäftsleiterin tätig war – die zwei wurden erst Geschäftspartner, bald darauf Lebensgefährten und im letzten Herbst Eltern.

Als sie erfuhren, dass für die Skihütte auf dem Mutta Pächter gesucht wurden, war ihr Interesse rasch geweckt. «Den Winter über in einer schönen, kleinen Beiz zu arbeiten, das habe ich schon immer einmal gewollt», erzählt Koller. Dass es gleich die eigene werden sollte, das kam unerwartet. Feldis sei ein sympathisches Bergdorf, offen und hilfsbereit gegenüber zugezogenen Städtern. Bereitwillig helfen die Mitarbeiter der Sesselbahn mit, wenn eine grosse Lieferung zur Skihütte hinauf ansteht. 50 Sessel hätten sie schon mit Lagerkisten belegt, als es galt, auf die Wintersaison hin die Vorräte aufzustocken. Zu viert bewirtschaften sie nun die Skihütte, oft unterstützt von Helfern, die für Kost und Logis mitanpacken. Der Tag beginnt um sieben Uhr: die Stube einheizen, Brot backen und den Frühstückstisch decken. Mittags füllt sich die Terrasse innert weniger Minuten mit hungrigen Ausflüglern. Abends tischt die Equipe zum Hüttenznacht auf, und erst, wenn sich die letzten Gäste hinunter ins Dorf aufgemacht oder im Massenschlag unter dem Dachstock eingerichtet haben, kommen auch die Wirte zu ihrer Pause. «Dann haben wir den Berg für uns.» Zwischen den beiden Hauptsaisons arbeitet Koller noch immer als Schreiner. «Im eigenen Rhythmus, ruhig und für sich zu arbeiten – das ist fast schon erholsam», sagt er lachend. Wenn immer möglich, wählt er bei seinen Projekten die Holzstämme selber im Wald, lässt sie aufsägen und kreiert Möbel oder Naturbauten daraus. Auch wenn Koller nun zeitweise auch in einer anderen Branche tätig ist, so profitiert er dennoch von seinen Erfahrungen als Handwerker.

«Als Schreiner lernt man, strukturiert vorzugehen. Das braucht es auch in der Gastronomie, wo jedes Löffeli richtig versorgt sein muss. Weil man sonst im Chaos versinkt, wenn es hektisch wird.»

«Als Schreiner lernt man strukturiert vorzugehen, das braucht es auch in der Gastronomie.»

ho

Veröffentlichung: 12. März 2020 / Ausgabe 11/2020

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