Zwölf Spieler hören auf seinen Pfiff

Pfeife in der Hand und wacher Blick. Als Referee ist Schreiner Kirian Leimgruber (27) in seinem Element. Bild: Mauricette Schnider

Bereits als vierjähriger Knirps ist Kirian Leimgruber mit einem Stock in der Hand dem Puck hinterhergejagt. Sein erstes Schiedsrichtertrikot hängt heute eingerahmt an einem Ehrenplatz in seiner Wohnung. «Als ich es trug, war ich gerade einmal 14 Jahre alt. Ich würde mich nie davon trennen», sagt er. Mittlerweile ist er 27 Jahre alt, doch Eishockey ist immer noch seine Leidenschaft. Der gelernte Schreiner gehört sogar zum Team von 1200 begehrten, weil bestens ausgebildeten Referees der Swiss Ice Hockey Federation (SIHF). Diese Organisation bringt schweizweit den Leistungssport der Nationalteams, aber auch den Nachwuchs- und Amateursport in den «Regio Leagues» unter ein Dach. Für einen einheitlichen Standard bildet die SIHF eigene Referees aus, denn die Schweizer Ligen gehören zu den attraktivsten der Welt. Wenn Kirian Leimgruber über seine Vereinszugehörigkeit zum Erstligisten EHC Basel erzählt, so spielt ein Lächeln um seine Mundwinkel. In seiner Freizeit ist er auf dem Eis zu Hause. Beruflich kümmert er sich um Plattenprodukte für Fassaden oder Balkone im Verkaufsinnendienst einer Firma in Pratteln BL. Berufsbegleitend bildet er sich gerade zum Technischen Kaufmann weiter. Auf seinem Stubentisch liegen aber gleich zwei Stapel Schulungsunterlagen. Während er den einen zum beruflichen Vorwärtskommen benötigt, braucht er den anderen zum Büffeln für seine Lizenzerhaltung als Referee. In Testtagen muss er nämlich jedes Jahr Fitness, Regelwissen und Kenntnis der Handzeichen beweisen. Beim Fussball werden Regelverstösse mit farbigen Karten angezeigt, beim Eishockey mit einer Vielzahl von Handzeichen und Zeichenkombinationen. Diese jederzeit blitzschnell abrufen zu können, ist eine Mischung aus Übung und Erfahrung.

Referees sind innerhalb eines Matchs zentral. Jeder Pfiff, jedes Zeichen und damit jede Strafe haben Auswirkungen auf den Spielverlauf. «Das bedeutet Verantwortung», sagt Leimgruber. In den Ohren eines Laien tönt es speziell, dass Leimgruber, trotz seinen Pfiffen und Strafen, die er verteilt, kaum nachhaltig Probleme mit Spielern verzeichnet. «Alles sind Sportsmänner. Jeder akzeptiert die Konsequenz seines Tuns», sagt er. So zum Beispiel der Eishockeyspieler, der kürzlich bei seinem Gegner mit dem Stock einhängte. Als Leimgruber ihn dafür mit einem Handzeichen zwei Minuten vom Platz schickte, habe der Übeltäter nur genickt, so als wolle er sagen: «Okay, alles klar.» Doch im Schussfeld steht Leimgruber trotzdem. So wie vor einigen Jahren, als ein Puck mit Wucht sein Handgelenk zertrümmerte. «Wenn man als Referee im Weg steht, scheppert es halt manchmal», sagt er. Momentan pfeift Leimgruber drei Matches pro Woche, vorwiegend in den elf Mannschaften seiner Gruppe der Erstliga Zentralschweiz. Vergangene Saison hat er das Playoff- Viertelfinalspiel EHC Zuchwil-Regio gegen EHC Wiki-Münsingen gepfiffen und war bei über 70 Spielen in der ganzen Schweiz dabei. «Abends in Adelboden spielen. Dann duschen, essen, heimfahren und morgens wieder fit an der Arbeit. Das ist nur möglich, weil mir beides riesig Spass macht», sagt er.

Ein Ziel steht beim Referee noch auf seiner Eishockey-Wunschliste: Die Nationalliga A. Er sagt: «Theoretisch könnte es sein, dass mir der Verband ein entsprechendes Angebot macht.» Leimgruber ist bereit.

«Wenn man als Referee im Weg steht, scheppert es halt manchmal.»

BEB

Veröffentlichung: 12. November 2015 / Ausgabe 46/2015

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