Nochmals wie neu

Die Arnold Hohl AG in Lütisburg SG schärft Sägeblätter über Nacht und vollautomatisch. Bild: Andreas Brinkmann

Schärfen.  Ein Werkzeug sollte sich eigentlich gar nicht abnutzen können, denn es muss ja für gleichbleibende Resultate in der Produktion sorgen. Dem ist zwar nicht so, aber fachgerechtes Nachschärfen hält die Werkzeugeigenschaften über lange Zeit sehr konstant.

Heutige Werkzeuge ermöglichen leises, ausrissfreies Arbeiten, schnelleres Vorankommen, haben lange Standwege und viele weitere Vorteile. Sie ermöglichen Herstellungsweisen, von denen man früher nur geträumt hat. Um das zu erreichen, ist sehr viel technisches Verständnis, Erfahrung und Können in diese Werkzeugprodukte geflossen. Eine hochpräzise Fertigung sorgt dann noch dafür, dass die jeweilige Wirkung auch den ambitionierten Vorgaben entspricht.

Jedes Werkzeug wird mit der Zeit aber stumpf und muss geschärft werden. Und das sollte dann so geschehen, dass nur sehr wenig Material an den Schneiden abgetragen wird und der Anwender wieder die gleichen Möglichkeiten hat wie davor.

Es wird Herstellerqualität geboten

Bei der Leitz GmbH in Lenzburg AG weiss man, dass die Leistungsfähigkeit eines Werkzeuges unter anderem von der Leistungsfähigkeit des Werkzeugservices abhängt. Die Stammfirma bietet daher weltweit an eigenen Servicestandorten Schärfdienste an. Auf den gleichen Maschinentypen, wie die Werkzeuge hergestellt werden, erfolgt dort das Nachschärfen, wodurch gleichbleibende Herstellerqualität garantiert werden kann. Die Werkzeuge sollen vom ersten bis zum letzten Einsatztag die gleiche Bearbeitungsqualität liefern. Geschärft werden zudem auch die Produkte anderer Hersteller. Die zentrale Leitung aller Servicestellen stellt sicher, dass Erfahrungen und neue Errungenschaften sogleich überall einfliessen können.

Service-Verkäufer holen die zu schärfende Ware in den Schreinereien ab und bringen sie auch wieder. Sie fungieren zudem als Berater und unterstützen die Anwender bei Bearbeitungsproblemen. Die Firma bietet ihren Kunden zudem verschiedene Servicekonzepte sowie Unterstützungen an.

Flächendeckend durch Partnerschaften

Auch die Oertli Werkzeug AG in Höri ZH ist ein Hersteller von Hochleistungswerkzeugen für die professionelle Holzverarbeitung und bietet, wie seine Mitbewerber, einen eigenen Schärfservice an. Die Schärftouren erfolgen mit Service-Verkäufern und decken einen grossen Teil der Schweiz ab. Um eine flächendeckende Serviceleistung anbieten zu können, arbeitet die Firma mit Vertragsschärfstellen zusammen. In der Ostschweiz befindet sich die grösste Vertragsschärfstelle, die Firma Arnold Hohl AG, in Lütisburg SG. Diese Partnerbetriebe bieten gegenüber anderen Schärfdiensten den Vorteil, dass sie Werkzeuge nach den Herstellerangaben nachschärfen.

Diamantwerkzeuge unterscheiden sich grundsätzlich von allen anderen Materialien für Schneiden. Sie werden bei Oertli mittels Funkenerosion geschärft. «Bei der Annäherung des Elektrodenwerkzeuges an das Werkzeug schlägt ein Funke über, der punktförmig Material an der Schneide abträgt», erklärt Martin Stähli, Verkaufsleiter Schweiz bei Oertli. «Durch gezielte Erodierimpulse werden Oberflächen in einer Rauheit von 0,1 μRa und hochpräzise Schnittkanten erzielt. Nach dem Schärfvorgang wird der Zahnrücken automatisch hinterschliffen.» Die Anzahl Nachschärfungen, beziehungsweise die Zahnhöhe, spielt bei der Neubeschaffung von Diamantwerkzeugen eine entscheidende Rolle. Je nach Zahnhöhe kann zwischen zwei- bis neunmal geschärft werden.

Die Teilung der Schneiden

Schärfdienste haben zum Ziel, durch möglichst geringen Abtrag den Werkzeugen zu einer langen Lebensdauer zu verhelfen. Diese werden eingangs gereinigt, vermessen, allenfalls repariert, geschärft und ausgewuchtet. Mit dem Vermerk des neuen Durchmessers gelangen sie dann wieder zum Kunden, der so mit den neuen Daten die Maschine programmieren kann.

Jedes Werkzeug, das sich beim Fräsvorgang um die eigene Achse dreht, verfügt über mehrere Bearbeitungsschneiden, die mit gleichmässigen Abständen zueinander auf dem Umfang verteilt sind. So entsteht keine Unwucht beim Fräsen und eine gleichmässige Teilung erlaubt ein einfacheres Schärfen. Normalerweise arbeiten die Schärfautomaten mit dieser Teilung. Das heisst, dass die erste Schneide präzise positioniert und dann bearbeitet wird. Anschliessend wird das Werkzeug um den Teilungswinkel weitergedreht und die nächste Schneide wird bearbeitet und so weiter.

Das Umfangtaster-System

«Nicht immer ist die Teilung bei Werkzeugen absolut genau», sagt Roman Riedberger. Er ist Mitinhaber der Arnold Hohl AG. Als Schärferei bearbeiten sie vor allem Produkte der Oertli Werkzeug AG, aber auch solche anderer Hersteller. Geschärft wird in diesem Betrieb nicht nach der Teilung, sondern mit dem Umfangtaster-System. Dabei wird das eingespannte Werkzeug so weit gedreht, bis der Rücken der Schneide im äussersten Bereich an einem Taster anschlägt. Damit ist die Schneide optimal ausgerichtet und kann bearbeitet werden. Danach wird das Werkzeug weitergedreht, bis der nächste Schneidenrücken am Taster anschlägt. Auf diese Weise wird jede Schneide einzeln ausgerichtet und es kann zu keinen Differenzen im Flugkreis der Schneidenspitzen kommen.

Diese Vorgehensweise zahlt sich im Besonderen beim Brust-Polierschliff von Keilzinkenfräsern aus. Kleinste Differenzen im Flugkreis der Schneiden führen dort zu ungleicher Abnutzung und somit zu geringeren Standwegen aller Fräsköpfe, die auf der gleichen Welle aufgespannt sind.

Etwas weiter gedacht

Auch in anderen Bereichen kann beim Schärfen optimiert werden. Wer seinen Stechbeitel perfekt schleift, wird nach dem Schärfen mit der Maschine noch einen Abziehstein benutzen, um die Schneide zu entgraten und um direkt bei der Schnittkante auf dem Schneidenrücken den Bereich zirka einen Millimeter breit zu polieren. Das nennt man Läppschliff und der kann auch maschinell bei Hobel-, Furnier- oder Papiermessern ausgeführt werden. Das erhöht – wie beim Stechbeitel – die Schnittqualität und die Standzeit.

Handwerker im Holzbereich werden immer mal wieder mit Aufgaben konfrontiert, die neu gedacht und angepasst gelöst werden müssen. Da kann es Nutzen bringen, sich mit einem Werkzeugspezialisten auszutauschen. Schon ein leicht optimierter Schliff bei einem Kreissägeblatt kann bei einem besonderen Plattenmaterial zu besseren Schnittresultaten führen. Solche Optimierungen helfen dem Holzverarbeiter genauso wie dem Werkzeughersteller, denn so entstehen verbesserte Produkte für aktuelle Anforderungen. Die Ansprüche im Holzbau mit neuen Materialien und grossen Bearbeitungstiefen haben bei der Arnold Hohl AG beispielsweise zur Entwicklung eines Vollmetallfräsers geführt, welcher die Zerspanungsleistung eines Schruppfräsers mit der Fräsqualität eines Schlichtfräsers erreicht.

www.leitz.orgwww.oertli.chwww.schaerferei-hohl.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 24. Februar 2022 / Ausgabe 8/2022

Artikel zum Thema

02. Mai 2024

Automatisiert auf engstem Raum

Kleinroboter.  Ob Bestücken, Palettieren, Schleifen, Lackieren, Bohren oder Schrauben: Die Anwendungsbereiche von Kleinrobotern in Handwerksbetrieben sind vielfältig. Die Schreinerzeitung hat einige Hersteller und Roboter genauer angeschaut.

mehr
02. Mai 2024

Damit kein Loch aus der Reihe tanzt

Bohrautomaten.  Wo gebohrt wird, entstehen Löcher. So viel ist sicher. Wie gebohrt wird, ist hingegen je nach Betrieb unterschiedlich. Die Nachfrage bei den Händlern zeigt, dass CNC-gesteuerte Maschinen Standard sind. Aber es gibt sie noch, die klassischen Bohrautomaten.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Maschinen