Abgestimmte Einheiten

Durch den gezielten und abgestimmten Einsatz von Robotik können Prozesse effizienter gestaltet werden. Bild: SCM

Fertigungszellen.  Abgestimmte Fertigungseinheiten sorgen für eine erhöhte Produktivität, Flexibilität und Qualität. Neben dem Plattenlager, dem Zuschnitt und der Kantenleimanlage finden sich Roboterlösungen nun immer mehr im Verbund mit kleineren Bearbeitungszentren.

Im vergangenen Jahr begegnete man auf Fachmessen vermehrt sogenannten Fertigungszellen. Also Fertigungsmaschinen, die von Werk aus direkt mit einer automatischen Bestückung, oftmals einem Roboter, kombiniert sind. Diese Zellen sind optimal aufeinander abgestimmt und bieten dem Schreiner die Möglichkeit, eine erprobte und abgestimmte Fertigungseinheit direkt vom Hersteller zu beziehen. «Durch den Fachkräftemangel wird das Interesse an kombinierten automatisierten Lösungen immer grösser. Dabei handelt es sich nicht nur um Mehrachs-Roboter, sondern auch um Beschickungslösungen oder Flächenlager», sagt Patrik Meyer, zuständig für den Verkauf und die Beratung bei der Homag (Schweiz) AG aus Höri ZH. Für einige Betriebe kann es aufgrund von Platzmangel schwierig sein, eine CNC-Kombination mit Robotik einzusetzen. «Ist der Platz vorhanden, sind Fertigungszellen hingegen sehr interessant. Jedoch ist die Robotik bei gewissen Abläufen noch nicht schnell genug», gibt Xara Jäggi, Marketingverantwortliche bei der Weinig Holz-Her Schweiz AG, zu bedenken.

Die Ausrichtung ist entscheidend

Das Spannende bei abgestimmten Fertigungseinheiten ist der Umstand, dass diese je nach Ausrichtung bereits für kleinere Schreinerbetriebe interessant sind. «Nicht die Grösse der Firma ist ausschlaggebend dafür, ob eine Fertigungszelle eine mögliche Lösung darstellt, sondern die Ausrichtung und die Durchgängigkeit in der Firma», sagt Patrik Meyer.

Auch Raphael Betschart, Geschäftsführer der HM Spörri AG aus Bachenbülach ZH, sieht dies so: «Fertigungszellen können bereits für Einmannbetriebe eine spannende Produktionslösung darstellen.» Dabei muss es sich nicht um eine Serienproduktion handeln, sondern es ist auch die Losgrösse eins umsetzbar. «Durch den gezielten Einsatz von Robotik können Prozesse effizienter gestaltet werden, was zu einer Steigerung der Produktivität und Qualität führen kann», sagt Jäggi. Für den Einsatz einer Zelle ist es wichtig, dass die Schreinerei über einen normierten und durchgängigen Arbeitsablauf verfügt.

Interessierte Schreinerbranche

Ob sich eine Fertigungszelle für den eigenen Betrieb lohnt, ist abhängig von der jeweiligen Ausrichtung, das Interesse ist in der Branche jedoch vorhanden. «Die Schreiner sind grundsätzlich interessiert», sagt Patrik Meyer. Xara Jäggi spürt noch eine gewisse Zurückhaltung in der Branche gegenüber neuen Technologien und Lösungen. «Einige Schreiner mögen es traditionell und sind skeptisch gegenüber Veränderungen, während andere offen für neue Ideen und Innovationen sind.»

Deshalb ist es wichtig, dass die Vorteile und Möglichkeiten solcher Lösungen klar kommuniziert werden, um das Verständnis und die Akzeptanz in der Branche zu fördern. «Letztendlich wird die Akzeptanz von digitalen Lösungen in der Schreinerbranche wahrscheinlich zunehmen, da sie dazu beitragen können, effizienter zu arbeiten, Kosten zu senken und die Qualität der Produkte zu verbessern», sagt Jäggi. Auch Patrik Meyer sieht diese Vorteile als entscheidend: «Durch den Fachkräftemangel und den steigenden Preisdruck in der Produktion werden solche Systeme immer mehr zum Tragen kommen.» Die Offenheit ist in Zukunft zwingend, wenn die Prozesse im Bereich Maschine und Software optimiert werden sollen.

Smarte Lösungen für die Zukunft

Auf die Frage, wie die Zukunft in der modernen Schreinerei aussehen wird, gaben die Maschinenhersteller einheitlich die Antwort, dass diese durchgängig, automatisiert und smart sein werden. Um die Schreinerbranche bei ihrem Weg in diese Zukunft zu unterstützen, setzen sie auf unterschiedliche Herangehensweisen und Lösungsansätze, sodass sicherlich für jeden Schreinerbetrieb eine passende Lösung gefunden werden kann. «Für die Homag sind Punkte, wie die durchgängige Lösung von Software, Maschine und Service, die Daten und Überwachung der Prozesssicherheit sowie die Flexibilität zentral», sagt Patrik Meyer.

«Die Weinig Holz-Her Schweiz AG will innovative Lösungen entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse von Klein- und Mittelunternehmen zugeschnitten sind. Die Maschine soll Unternehmen helfen, ihre Prozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten, indem sie massgeschneiderte Robotik- und Automatisierungslösungen kombiniert», sagt Xara Jäggi.

Die HM Spörri AG, als Fachhändler der Produkte der Felder Group, setzt den Fokus klar auf smarte und abgestimmte Lösungen für den Mittelstand. «Es müssen nicht 100 Prozent aller Anwendungen automatisiert werden. Es ist oft sinnvoller, sich auf 90 bis 95 Prozent zu konzentrieren», sagt Raphael Betschart. Nachfolgend eine lose Übersicht von aktuellen Lösungsansätzen für die Schreinerbranche.

www.holzher.chwww.homag.comwww.hm-spoerri.ch

Noah Gautschi

Veröffentlichung: 22. Februar 2024 / Ausgabe 8/2024

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