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Optische und akustische Signale sowie eine Pfeilnavigation im «D-tect 120» von Bosch helfen bei der Suche nach Objekten in der Wand. Bild: Michi Läuchli
Optische und akustische Signale sowie eine Pfeilnavigation im «D-tect 120» von Bosch helfen bei der Suche nach Objekten in der Wand. Bild: Michi Läuchli
Wallscanner. Wer blind in Wände, Böden oder Decken bohrt, geht ein unnötiges Risiko ein. Spezielle Ortungsgeräte helfen, verborgene Objekte rechtzeitig zu erkennen – bevor der Bohrer trifft, was er besser nicht sollte.
Wer für Montagearbeiten in Wände bohren muss, sollte das Risiko von versteckten elektrischen Leitungen, Wasser- und Heizungsrohren oder Armierungseisen unter der Wand nicht unterschätzen – insbesondere in Altbauten. Alles Dinge, die der Bohrer auf keinen Fall treffen sollte. Damit das Bohren nicht zum Glücksspiel wird und um Schäden zu vermeiden, gibt es Ortungsgeräte, meist Wallscanner oder Multidetektoren genannt. Sie spüren Metall, Kunststoffrohre oder Kabel auf und helfen, gefährliche oder teure Fehler zu verhindern respektive zu minimieren. Umgekehrt unterstützen die Geräte auch bei einer etwaigen Montage auf die Unterkonstruktion, indem sie deren Position exakt anzeigen.
Auch wenn es in der Schweiz bis anhin keine gesetzliche Pflicht zum Einsatz eines Wallscanners gibt, gehört ein solches Gerät heute zum allgemein anerkannten Stand der Technik, besonders bei professionellen Arbeiten. «Das Nichtverwenden eines Wandscanners kann als fahrlässig oder sogar grob fahrlässig eingestuft werden – insbesondere, wenn es Hinweise auf Wasser- oder Stromleitungen in der Nähe gibt, aber auch nach der allgemeinen Lebenserfahrung», sagt Christof Burkard, Jurist und Mediator vom Rechtsdienst des VSSM. Das vorherige Prüfen der Wandverhältnisse macht nicht nur aus versicherungsrechtlichen Gründen Sinn: Ein unbedachtes Loch wird rasch teuer und kann im schlimmsten Fall Wasserschäden, Stromausfälle oder sogar Brände verursachen. Zudem ist die Behebung eines Schadens zeitintensiv und mit viel Ärger verbunden. Auf der anderen Seite vermittelt der Einsatz eines Wallscanners beim Kunden Professionalität und Sorgfalt.
Anbieter von Wallscannern für den Hobbybereich gibt es einige, solche Geräte sind schon für deutlich unter hundert Franken zu haben. Ihre Zuverlässigkeit und Verarbeitung sind aber mässig. Im Unterschied dazu sind professionelle Wallscanner hochwertiger verarbeitet und kombinieren mehrere komplexe Messverfahren – womit sie deutlich präzisere und zuverlässigere Ergebnisse liefern. Allerdings ist die Auswahl von Profigeräten sehr klein und beschränkt sich auf eine Handvoll Hersteller. Mit einem Preis zwischen 250 und 800 Franken kosten sie auch deutlich mehr. Dass sich die Investition in der Praxis jedoch schnell amortisieren kann, liegt auf der Hand. Doch was sind die Gründe für einen solchen Preisunterschied? «Einerseits steckt unglaublich viel Elektronik, andererseits ein sehr grosser Entwicklungsaufwand in solchen Geräten», erklärt Heiko Sgarz (Bild), der als Ingenieur in Elektrotechnik mit Vertiefung Hochfrequenztechnik seit über 20 Jahren bei Bosch Powertools in der Messtechnik arbeitet. Als Segment Owner ist er wesentlich bei der Entwicklung der Wallscanner, Laser-Entfernungsmessgeräten sowie Thermo-Kameras beteiligt.
Damit Ortungsgeräte quasi «durch die Wand sehen» können, kombinieren sie spezielle, zum Teil auch mehrere Messverfahren beziehungsweise Sensoren miteinander. Für metallische Objekte kommt ein induktiver Sensor zum Einsatz. Er arbeitet mit einem Magnetfeld, das durch eine Spule im Sensorkopf erzeugt wird. Nähert sich Metall, verändert sich das Magnetfeld – diese Änderung zeigt das Gerät optisch oder akustisch an. Der kapazitive Sensor erzeugt ein elektrisches Feld und reagiert auf Unterschiede in der elektrischen Leitfähigkeit von Materialien. So können auch nicht leitende Objekte wie Holz oder Kunststoff erkannt werden. «Kapazitiv-Sensoren werden als Kupferflächen mit einer ganz speziellen Geometrie in die Platine eingearbeitet, sodass man zu optimalen Resultaten kommt.» Allerdings sind solche Sensoren sehr empfindlich und in der Tiefe stark limitiert. Sie eignen sich hauptsächlich für homogene Oberflächen wie Gipskarton. Ein AC-Sensor erkennt 50-Hertz-Stromleitungen und zeigt dem Anwender an, ob eine Leitung unter Spannung steht. Der Radarsensor dagegen arbeitet mit elektromagnetischen Wellen, die in die Wand eindringen und von Objekten reflektiert werden. Dadurch lässt sich nicht nur das Vorhandensein, sondern auch die Tiefe eines Objekts bestimmen. «Bei den Radargeräten von Bosch wird ausschliesslich der Radarsensor zur Detektion eingesetzt, weil er die beste Performance hat», sagt Sgarz. «Die anderen Sensoren dienen nur noch der Klassifizierung – also zur Materialerkennung.» Je nach Geräteausstattung lassen sich so durch die Kombination verschiedener Sensoren Objektkanten, Kunststoffrohre einer Wasserleitung oder Bodenheizungs-, Strom-, Abwasser- sowie Gasleitungen aufspüren, die in den unterschiedlichsten Materialien wie Mauerwerk, Beton oder Leichtbauwänden verborgen sind.
Die Detektion ist dabei simpel: Nach dem Aufsetzen auf die Wandfläche genügt ein Druck auf den Einschaltknopf, bei einigen Modellen erfolgt anschliessend automatisch eine Kalibrierung. Um genaue Messergebnisse zu erhalten, sollte dann der passende Scanmodus gewählt werden – je nach Untergrund etwa Trockenbau, Mauerwerk, Beton oder Universal. Der Detektor wird mit leichtem Druck und gleichmässigem Kontakt über die Wand geführt oder gerollt. Damit der kapazitive Sensor Objekte erkennen kann, muss er zunächst die Wandbeschaffenheit ohne Fremdkörper erfassen. Erst durch die Bewegung über die Fläche lassen sich Unterschiede wie Leitungen oder Balken zuverlässig detektieren. Optimal sind Messstrecken von rund 40 bis 50 cm, die langsam und ohne Unterbrechung in beide Richtungen abgefahren werden. Auf dem Display erscheinen währenddessen eine Balkengrafik, die Objektkanten und -mitten anzeigt, dazu oft Hinweise auf zulässige Bohrtiefen oder sogar das erkannte Material.
Mit dem staub- und spritzwassergeschützten Einsteigermodell «GMS 120-27» von Bosch können verdeckte Materialien und Leitungen, darunter Eisen, Kupfer, stromführende Kabel und Holzunterkonstruktionen, präzise und einfach bis zu einer Tiefe von 120 mm lokalisiert werden. Allerdings besitzt das Gerät keinen Radarsensor, weshalb sich keine Kunststoffrohre orten lassen. Praktischerweise kann das Bohrloch direkt durch das farbcodierte Markierungsloch angezeichnet werden.
Dank der Spotmessung des «D-tect 120» von Bosch kann der 12-V-Wallscanner direkt beim Aufsetzen auf die Wand ein absolutes Ergebnis liefern, womit er nicht zwingend einen Abfahrweg benötigt. Mittels Pfeil- navigation lassen sich Leitungen so bis in eine Tiefe von 120 mm praktisch verfolgen. Durch den integrierten Radarsensor sind auch wasserführende Kunststoffrohre auffindbar. Der Scanner misst 206 × 92 × 85 mm und wiegt 550 g. Als leistungsstärkere Variante erfasst der «D-tect 200 C» zusätzlich auch leere Kunststoffrohre in einer Tiefe bis zu 200 mm mit einer Genauigkeit von ± 5 mm. Die anwenderfreundliche Bediener-oberfläche ermöglicht es, für verschiedene Anwendungen die jeweils beste Ansicht zu wählen. Mittels Screenshot-Funktion lassen sich die Ergebnisse zudem handfest dokumentieren und über USB-C oder SD-Karte teilen. Das Gerät wiegt 700 g und misst 231 × 106 × 112 mm.
Neben den drei bestehenden Geräten bringt Bosch ab Januar 2026 mit dem «D-tect 18V-200-17C» ein neue Gerätegeneration auf den Markt. Der Wandscanner vereint erstmals die Radartechnologie mit einer KI-Objekterkennung, welche es dem Anwender laut Hersteller erlaubt, Objekte noch genauer zu orten und identifizieren. Die 3D-Bildgebungsfunktion ergibt eine umfassende Wandübersicht. Das Gerät weist ein kratzfestes Display-Schutzglas auf und wird mit 18 Volt betrieben.
Makita bietet mit dem «DWD181ZJ» einen Wallscanner zur präzisen Lokalisierung von Metalleinschlüssen, Rohrleitungen oder Holzbauteilen in Mauerwerk und Baukonstruktionen. Das 18-V-Akkugerät erkennt Metalle bis zu einer Tiefe von 180 mm und Holzeinschlüsse bis 25 mm. Die Messergebnisse werden auf einem 4,1-Zoll-Display dargestellt, das die gleichzeitige Anzeige von bis zu drei Objekten ermöglicht. Das Gerät wiegt je nach Akku 1,3 bis 1,7 kg und hat Abmessungen von 306 × 118 × 124 mm. Das Bedienfeld ist für die Einhandbedienung ausgelegt. Die integrierte «eXtreme Protection Technology» erhöht die Staub- und Wasserbeständigkeit und ermöglicht den Einsatz unter rauen Baustellenbedingungen.
Mit dem Wallscanner «PS 85» von Hilti lassen sich verborgene Objekte wie Bewehrungseisen, spannungsführende Leitungen, Holzunterkonstruktionen sowie Metall- und Kunststoffrohre in verschiedenen Wand- und Bodenaufbauten lokalisieren. Das Gerät erreicht eine maximale Detektionstiefe von 200 mm bei einer Ortungsgenauigkeit von ±5 bis ±10 mm. Der Mindestabstand zwischen zwei erfassbaren Objekten beträgt 40 mm. Zur Datenspeicherung stehen ein interner Speicher für etwa zehn Scans sowie eine SD-Karte mit Kapazität für rund 200 Scans zur Verfügung. Die Abmessungen betragen 264 × 115 × 100 mm, das Gewicht inklusive Akku liegt bei 1 kg. Mehrere integrierte Sensoren erkennen und schätzen das Material und die Grösse der erfassten Objekte ein. Der Scanner kann durch Beton (nass und trocken), Ziegelmauerwerk, Trockenbau und Fliesenbeläge messen. Das stoss- und staubgeschützte Gehäuse ist für den Einsatz unter baustellentypischen Bedingungen ausgelegt.
Bei der Verwendung vom Wallscannern gibt es dennoch ein paar Grundregeln, die beachtet werden sollten. Da die Ortungsgeräte nur Objekte erfassen, die quer zur Bewegungsrichtung liegen, empfiehlt es sich, jede Fläche sowohl horizontal als auch vertikal zu scannen. Liegen mehrere Objekte übereinander, zeigt das Gerät jeweils das dem Sensor nächstgelegene an. Die im Scanner verbauten AC-Sensoren funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie ein Phasenprüfer-Schraubenzieher: Es muss ein geringer Stromfluss über den Anwender möglich sein, damit das Gerät reagiert. Ist dieser Kontakt unterbrochen, besteht die Gefahr, dass spannungsführende Leitungen nicht erkannt werden. Beim Einsatz sollten deshalb keine isolierenden Handschuhe oder Schuhe getragen werden, auch metallene Gegenstände wie Uhren und Ringe oder auch ein nahe gelegener W-LAN- Router können die Detektion verfälschen oder gar verunmöglichen.
Michi Läuchli
Veröffentlichung: 09. Oktober 2025 / Ausgabe 41/2025
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