Automatisch weniger Energie

«Low Energy»-Antriebe sind klein und einfach zu installieren. Bild: Noah J. Gautschi

Schliesstechnik.  Automatisierte Türen benötigen eine ganzheitliche Planung. Diese ist für die meisten Schreiner nur noch mit einem Fachplaner möglich. Moderne «Low Energy»-Systeme bieten hier eine tolle Alternative, die der Schreiner selbst verbauen kann.

Automatische Türsysteme werden beim Endkunden immer beliebter und spielen ihre Trümpfe vor allem bei stark frequentierten Türen aus. Sie ermöglichen automatisierte barrierefreie Lösungen bei Durchgängen, in Eingangsbereichen oder bei viel genutzten Praxisräumen.

Aber auch im privaten Wohnraum steigt die Nachfrage nach automatisch angetriebenen Türsystemen stetig. So zum Beispiel, wenn es um barrierefreie Wohnraumlösungen, komfortable Durchgänge oder altersgerechte Türlösungen geht. Beim Privatkunden spielen neben der Funktion noch zusätzliche Anforderungen, wie beispielsweise das Design oder die einfache, aber garantierte Sicherheit, eine wichtige Rolle.

Knackpunkte der Automatisierung

Herkömmliche Antriebe sind gross und benötigen eine ganzheitliche und abgestimmte Planung, damit sie sicher und fehlerfrei funktionieren. Zudem fallen solche elektronischen Systeme automatisch unter die Maschinenrichtlinie EN 16005 und müssen neben besonderen Wartungs- und Servicerichtlinien auch mit spezieller Sicherheitssensorik für die Überwachung ausgestattet sein. Alle diese Punkte sind relativ schwer mit dem Design- und Sicherheitsaspekt der Privatkundschaft zu vereinen. Und auch für die meisten Schreiner sind solche Systeme meist nur noch in Zusammenarbeit mit einem Fachplaner oder direkt mit dem jeweiligen Systemhersteller umsetzbar.

Eine mögliche Lösung für den privaten Bereich, wo die Flügelgewichte meist geringer ausfallen und die Nutzung weniger intensiv ist, sind Türantriebe mit einer «Low Energy»-Funktion. Sie können einfach durch den Schreiner verbaut werden.

Den Bedarf genau abklären

Damit der Schreiner diese «Low Energy»-Systeme richtig einsetzen kann, muss er zuerst genau abklären, was der Kunde überhaupt will und wie dieser die Tür einsetzen wird. «Je nach Ausschreibung gibt es noch viel Interpretationsspielraum. Hier gilt es im Vorfeld genau abzuklären, was die Tür alles können muss», sagt Frank Pahlen, Geschäftsführer der Geze Schweiz AG in Reiden LU. Denn der Betrieb mit «Low Energy» hat Vor- und Nachteile, die der Schreiner kennen und dementsprechend anwenden muss.

Langsamer, dafür ohne Überwachung

Türsysteme agieren im «Low Energy»-Modus mit langsameren Fahrgeschwindigkeiten und mit weniger Kraft. Damit erfüllen sie die Sicherheitsanforderungen der Din 18650 und der Maschinenrichtlinie EN 16005. So können sie im Einzelfall auf Überwachungssysteme, wie beispielsweise Sensorleisten, verzichten. Im Automatik-Betrieb muss der Drehbereich der Tür jedoch grundsätzlich mit Sicherheitssensorik ausgestattet werden. Die Systeme dürfen eine maximale kinetische Energie von 1,69 Joule nicht überschreiten, dadurch können sie einfach mit der Hand angehalten werden.

Da die «Low Energy»-Systeme durch die geringere Antriebskraft etwas langsamer laufen, müssen die Laufwege in der Planung beachtet werden. Ansonsten kann es zu störenden Wartezeiten kommen, die die Laufbewegung negativ beeinflussen. Automatische Türen, die schlecht geplant sind, stören im Betrieb mehr, als das sie nutzen. Die maximalen Türflügelgewichte sind durch die geringere Kraftleistung ebenfalls begrenzt und damit auch die möglichen Ausführungsgrössen.

Viele «Low Energy»-Antriebe können nicht bei Brandschutztüren eingesetzt werden. Auch für den Einsatz bei Aussentüren sind produktspezifische Abklärungen nötig.

Einsatz und Anschluss

Die meisten Systeme im «Low Energy»-Bereich werden steckerfertig ausgeliefert und können durch den Schreiner einfach verbaut und anschliessend auf dem Bau eingesteckt werden. «Wichtig ist, dass genug Platz für den Antrieb vorhanden ist und sich eine Steckdose in der Nähe zum Anschliessen befindet», sagt Dominik Kerker, Verkaufsberater Automatik-Türsysteme bei der Hörmann Schweiz AG: «Wird zusätz-lich eine automatische Schliessung gewünscht, bedarf es einer genauen Abstimmung des Schlosses und des Türantriebes.» Nach dem Anschluss über die Steckdose können die meisten Systeme einfach über einen Schalter, einen Taster, per App oder direkt am Beschlag bedient und die gewünschten Funktionen und Wege eingestellt werden.

Wartung als fixer Bestandteil

Eigentlich sollte der Schreiner für alle seine Werkstücke Service- und Wartungsleistungen anbieten, doch dies ist eine andere Geschichte. Bei automatischen Türen, die unter die Maschinenrichtlinie fallen, ist dies unabdingbar. Neben der Wartung und dem Service muss auch die genaue Nutzung der Tür festgehalten werden. Damit schützt sich der Schreiner als Verbauer auch vor Schäden, die durch eine unsachgemässe Nutzung oder unterlassene Wartungs- oder Servicearbeiten auftreten.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Wartungs- und Servicevertrag direkt mit dem Systemhersteller abgeschlossen wird. Bei diesem Modell übernimmt der Hersteller nach dem Anschluss alle Wartungs- und Servicearbeiten. Er fungiert auch als Ansprechpartner für den Kunden. «Die Wartungsarbeiten für alle automatischen Produkte werden immer über Geze ausgeführt», sagt Frank Pahlen. «Dadurch können wir die Funktion unserer Produkte garantieren, egal wo der Kunde sie bezogen hat.»

Alternative für den Schreiner

Grosse Türantriebe mit zusätzlicher Überwachung und Haustechnikanbindung können nur noch in Zusammenarbeit mit einem Fachplaner oder den Systemherstellern um-gesetzt werden. Produkte, die mittels «Low Energy» funktionieren, eröffnen dem Schreiner hingegen die spannende Möglichkeit, neue Angebote zu unterbreiten, die er selbst umsetzen kann.

Im Dossier «Automatisierung bei Türen» finden sich noch weitere Fachartikel zum Thema.

njg

www.geze.ch
www.hoermann.ch

Universell ansteuerbar

Der Portamatic-Türantrieb der Hörmann Schweiz AG wurde mit den Schwerpunkten Sicherheit und Komfort entwickelt. Der elektromechanische Drehflügeltürantrieb kann bei einflügeligen Holz- sowie Stahlinnentüren eingesetzt werden und ist links und rechts verwendbar. Der maximale Öffnungswinkel beträgt 115 Grad, und er kann Türbreiten von 610 bis 1100 Millimeter bewegen. Die Türhöhe darf 2250 Millimeter nicht überschreiten. Bei einer Breite von 860 Millimeter kann die Tür bis zu 125 Kilogramm wiegen. Maximal ist eine Türbreite von 1100 Millimeter möglich. Das Gehäuse ist in Silber und in Weiss lieferbar, und mit optionalem Zubehör ist der Antrieb auch oberhalb der Türzarge montierbar.

Zur Ansteuerung hat Hörmann neben individuellen Funkfernbedienungen zahlreiche Taster und Schalter im Sortiment. Der Antrieb kann jedoch auch über Geräte von Drittanbietern angesteuert oder direkt an eine bereits vorhandene Haustechnikanlage angeschlossen werden. Für die individuelle Anpassung stehen unterschiedliche Betriebs- und Funktionsarten zur Auswahl.

www.hoermann.ch

Die unsichtbare Lösung

Mit dem Drehtürantrieb EC Turn Inside verbindet die Geze Schweiz AG die geforderte Barrierefreiheit und Sicherheit mit modernem Türdesign. Durch seine kleinen Abmessungen kann der Antrieb unsichtbar in ein Türblatt ab 55 Millimeter Dicke integriert werden, ohne dass die Optik der Tür beeinträchtigt wird. Ansteuern kann man den Antrieb mithilfe von Funktastern, mobilen Funkfernbedienungen oder akustischen Meldungen. Im Low-Energy-Betrieb wird die Drehtür mit

reduzierten Fahrgeschwindigkeiten bewegt und erfüllt damit das Sicherheitsniveau der Din 18650 und EN 16005. Ein optionaler Akku sorgt auch bei Stromausfall dafür, dass die Tür weiterhin automatisch und sicher funktioniert. Der Antrieb öffnet Metall- und Holztüren mit einem Gewicht von bis zu 125 Kilogramm und einer Türblattbreite von 700 bis 1100 Millimeter. Der maximale Öffnungswinkel beträgt 110 Grad. Für die individuelle Anpassung stehen unterschiedliche Funktions- und Betriebsarten zur Auswahl.

www.geze.ch

Automatisch oder unterstützend

Mit dem «Porteo» hat Dormakaba einen leisen Drehflügelantrieb mit geringen Abmessungen im Portfolio. Dieser öffnet und schliesst einflüglige Türen durch Taster oder Funkfernbedienung vollautomatisch. Zusätzlich fungiert er im «Power Assist»-Betrieb dem Benutzer als Öffnungsunterstützung, sodass die Tür leichter manuell geöffnet werden kann. Der Antrieb lässt sich an den meisten Türen nachrüsten und auch der Einsatz an Glasflügeln ist möglich. Er ist für vier Montagearten konzipiert: Band- und Bandgegenseite in Kopf- oder Türblattmontage. Er bewegt einfache Türen bis zu 1100 Millimeter Breite und 100 Kilogramm Gewicht. Beim «Porteo» handelt es sich um ein steckerfertiges Komplettangebot mit Gleitschiene und Montageplatte, das «Plug & Go».

www.dormakaba.ch

njg

Veröffentlichung: 26. Juli 2019 / Ausgabe 28-29/2019

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