Bauen mit der Natur

Die Teilnehmenden mit Kursleiter Heinz Burkhalter (rechts) und Bergführerin Evelyne Binsack (in der Tür). Bilder: SZ, Martin Freuler

Blockbau.  Die traditionelle und natürliche Bauweise hat die Teilnehmenden eines Blockbaukurses des Berufsbildungszentrums Interlaken begeistert. Viel Motivation war vonnöten, denn die Temperaturen waren sehr tief. Mitgebaut und -gefroren haben auch drei gelernte Schreiner.

Die elf Teilnehmenden des Blockbaukurses im solothurnischen Hägendorf haben bewiesen, dass sie zäh sind. Viel Wind und Temperaturen im Minusbereich – solche Bedingungen mögen nicht alle bei der Arbeit unter freiem Himmel. Aber diesen elf waren die Strapazen nach zwei Wochen nicht anzusehen – abgesehen davon, dass ein Teilnehmer am letzten Tag von der Grippe heimgesucht wurde. Sie sägten, schleppten Stämme und stapelten sie auf. Und wenn es dann doch etwas zu viel wurde mit dem Frost und der Bise, wärmten sie die klammen Finger bei der Feuerstelle auf.

Durchaus, es herrschte ein bisschen Lagerstimmung im Hägendorfer Forstwerkhof, wo das Bildungszentrum Interlaken (BZI) den Kurs durchführen konnte. Aus allen Himmelsrichtungen kamen die Beteiligten, sie brachten die unterschiedlichsten beruflichen Hintergründe mit. «Die Durchmischung macht es aus, die verschiedenen Fachrichtungen ergänzen sich ideal», sagte Förster und Kursleiter Heinz Burkhalter.

Drei Teilnehmende sind gelernte Schreiner. Peter Rüegg zum Beispiel, der in Ganterschwil im Toggenburg eine Ein-Mann-Schreinerei betreibt. Er hat grosse Freude daran, das traditionelle Handwerk zu lernen, zumal er selber ein Stück Wald besitzt. Darin wachsen Weisstannen, die ein geeignetes Holz für Blockhäuser liefern, und es fehlt ein Unterstand als Wetterschutz. Diesen will er jetzt selber bauen, einige Kursteilnehmer haben ihm bereits zugesagt, dass sie ihm dabei helfen werden. Rüegg ist fasziniert vom Gelernten. Als Schreiner habe er sich immer für das Bauen mit Holz interessiert. «Jetzt merke ich, dass mehr hinter dem Blockbau steckt, als ich gedacht habe.»

Herausforderungen für die Schreiner

Rüegg erwähnt den Umgang mit dem Setzmass. Durch das hohe Gewicht der frisch geschlagenen Stämme und das Schwinden setzt sich ein Blockhaus um etwa 7 %. Türstürze müssen deshalb freiliegend sein, und Trennwände im Inneren dürfen nicht bis an die Decke reichen, sondern müssen niedriger gebaut und mit einem Überschieber mit der Decke verbunden werden.

Schreiner Jonathan Zesiger aus Merzligen im Berner Seeland ist ähnlich begeistert wie Rüegg. Der Einblick in die traditionelle Bauweise sei für ihn eine Horizonterweiterung, sagt er. Andrin Cotti aus Sur GR, der dritte Schreiner im Kurs, streicht heraus, dass im Blockbau «alles ökologisch» sei, kein Kunststoff und dergleichen verwendet werde. Er absolviert derzeit eine Zweitausbildung als Landwirt und will einst auf dem Hof der Familie ein Blockhaus erstellen.

Etwas Glanz und Gloria verlieh dem Kurs die einzige Frau unter den Teilnehmern, die bekannte Bergführerin und Extremsportlerin Evelyne Binsack. Sie besitzt ein Stück Wald und wollte «die Fertigkeit mit der Motorsäge trainieren». Noch etwas nimmt sie nach dem Kurs mit nach Hause: Die Hütte, welche die Teilnehmer als Übung gebaut haben, zieht um ins Berner Oberland, in Evelyne Binsacks Garten.

www.bzi.ch

mf

Veröffentlichung: 12. März 2015 / Ausgabe 11/2015

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