Das Siegermöbel ziert nun das Wohnzimmer

Das Siegerbild von 2022: Simone Scozzi wurde für sein Sideboard als «Schreiner Nachwuchsstar» ausgezeichnet. Archivbild: Beat Baschung

Nachwuchsstar.  2022 wurde Simone Scozzi an der Holzmesse als «Schreiner Nachwuchsstar» ausgezeichnet. Der heute 33-Jährige aus Leimbach AG war von seinem Erfolg und der Aufmerksamkeit überrascht. Im Nachhinein würde er beim Sideboard einiges anders machen.

An die Holz 2022 denkt Simone Scozzi gerne zurück. Das Publikum wählte ihn für sein Sideboard zum «Schreiner Nachwuchsstar 2022». Das Möbel aus amerikanischem und europäischem Nussbaum fiel mit seinen goldfarbenen Scharnieren und Griffen sowie mit seiner speziellen mehrteiligen Faltfront auf und begeisterte die Besuchenden. Was hat der Erfolg dem heute 33-Jährigen aus Leimbach AG bedeutet?

Schreinerzeitung: Herr Scozzi, Ihr Sideboard mit der besonderen Faltfront erfreute sich an der letzten Holzmesse grosser Beliebtheit. Alle wollten es anfassen und die Türchen öffnen. Wo steht es heute?
Simone Scozzi: In unserem Wohnzimmer. Ich habe noch immer grosse Freude daran und bin stolz auf meine Arbeit. Ab und zu frische ich es mit einer Schicht Öl auf, damit es schön bleibt.
Mit welchen Gefühlen denken Sie an Ihren Sieg zurück?
Das war schon etwas Besonderes, und ich hatte nicht damit gerechnet. Ich erhielt für das Möbel viele Komplimente. Die Leute lobten es als Kunstwerk und Unikat. Wiederum war es etwas komisch, so viel Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Leute in der Branche und in meinem Dorf kannten mich auf einmal, weil verschiedene Berichte erschienen waren.
Würden Sie aber erneut an so einem Möbelwettbewerb mitmachen? Sie hatten mit dem Sideboard ja bereits den Kombinationssieg beim Lernendenwettbewerb des Verbands Aargauer Schreinermeister gewonnen.

Ja, unbedingt. Ich finde das Thema Wettbewerbe sehr wichtig, und es fasziniert mich. Bereits im ersten Lehrjahr hatte ich die Ausstellung in der Berufsschule in Lenzburg besucht und freute mich, ein Jahr später selbst teilzunehmen. Nach meinem Sieg wurde ich von den Aargauern zweimal zur Jurierung eingeladen. Das war toll und hat mich sehr gefreut. Ich verfolge Wettbewerbe gerne.

Würden Sie im Nachhinein am Möbel etwas anders machen?
Als ich mit dem Objekt gestartet bin, war meine Vorstellung noch nicht völlig ausgereift. Ich war mir nicht bewusst, wie gross der Aufwand sein würde. Heute würde ich bestimmt mehrere Arbeitsschritte maschinell machen und nicht mehr alles von Hand. Das war eigentlich viel zu viel. Die Türen würde ich zudem nicht mehr wellenförmig, sondern gerade designen. Das war damals eine verrückte Idee, die immer grösser wurde. Das kennt wohl jede und jeder, der an einem Lernendenwettbewerb teilgenommen hat.
Im Herbst 2022 waren Sie im dritten Lehrjahr. Ich nehme an, dass Sie die Ausbildung abgeschlossen haben. Was machen Sie heute?
Ja, genau. Im Sommer 2024 habe ich meine Lehre abgeschlossen. Ich habe dann den Betrieb gewechselt. Über einen Bekannten konnte ich mich bei dessen Vater bewerben und vorstellen. Ruedi Baer kannte meinen Namen dank der Wettbewerbe. Das fand ich erstaunlich. Seit etwas mehr als einem Jahr bin ich bei der Baer création AG in Brittnau AG als Bankschreiner angestellt. Ich arbeite jedoch momentan in der Oberflächenbehandlung. Ich mag es, im Betrieb der Letzte zu sein, der an einem Objekt arbeitet und es vervollständigt, bevor es raus geht. Es gefällt mir im Betrieb sehr gut. Wir sind ein tolles Team und der Chef unterstützt uns.
Dann planen Sie Ihre Zukunft in der Schreinerbranche?

Ja, das ist mein Beruf. Ich bin angekommen. Ich kann mir vorstellen, bis zur Pension und auch danach mit Holz zu arbeiten. Als Nächstes möchte ich lernen, das CNC-Bearbeitungszentrum zu bedienen. Derzeit absolviere ich die Weiterbildung zum Fertigungsspezialisten in Lenzburg und möchte später Projektleiter werden. Zudem kann ich mir gut vorstellen, als Berufsbildner meine Begeisterung für den Beruf an die Lernenden weiterzugeben und sie zu fördern.

Gehen Sie auch in Ihrer Freizeit der Begeisterung für Holz nach?

Wenn ich Zeit habe, sehr gerne. Ich probiere immer wieder Neues. Seitdem ich Vater geworden bin, möchte ich immer etwas für meinen Sohn bauen. Bisher habe ich sein ganzes Zimmer geschreinert.

Werden Sie sich die diesjährigen Nachwuchsstar-Möbel anschauen?

Natürlich, ich habe es fest vor. Ich bin sehr gespannt auf die Objekte und freue mich auf den Besuch in Basel.

www.vssm.ch

Nicole DʼOrazio

Veröffentlichung: 25. September 2025 / Ausgabe 39/2025

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