Den anderen genau auf die Finger geschaut


Der Südtiroler Möbelschreiner Lukas Aschbacher. Bild: Nicole D’Orazio
Der Südtiroler Möbelschreiner Lukas Aschbacher. Bild: Nicole D’Orazio
World Skills. Die Schreiner aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Südtirol, Grossbritannien und der Schweiz, die an der Berufs-WM in Lyon (F) im September teilnehmen, haben zusammen trainiert. Für alle eine gute Standortbestimmung und ein Schub an Motivation.
Wie gut ist die Konkurrenz? Beim Sechsländertraining in Weinfelden TG haben sich die Teilnehmer an der Schreiner-WM aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Südtirol, Grossbritannien und der Schweiz für drei Tage getroffen. Dies auf Einladung des VSSM. Nebst der Arbeit ging es darum, dass sich die Kandidaten kennenlernen, damit sie an den World Skills in Lyon (10. bis 15. September) bereits ein paar Gesichter kennen. Für die Experten ging es ebenfalls ums Networking und Fachsimpeln.
Seit der WM-Austragung 2017 ist es zu einer Tradition geworden, dass sich die Teilnehmenden aus den deutschsprachigen Ländern treffen. Dann kam Frankreich hinzu und diesmal auch Grossbritannien. «Die Engländer stellen in Lyon in beiden Schreinerkategorien die Chefexperten. Es ist gut, wenn wir uns schon vorher kennen und austauschen können», meint Tobias Hugentobler, der Schweizer Chefexperte der Kategorie Möbelschreiner. Mit Elmar Wyrsch aus Attinghausen UR betreut der Thurgauer zum fünften Mal einen Teilnehmer.
Bewertet wird in Weinfelden bewusst nicht. Es soll einfach ein Training und ein erster Vergleich sein, der den Teilnehmenden zeigt, wo sie etwa stehen, und ihnen nochmals einen Motivationsschub verleiht.
Elmar Wyrsch findet das Mehrländertraining toll. Es sei spannend, zu sehen, wie die anderen arbeiten und wie sie eingerichtet seien. Seit Februar trainiert der 20-jährige Urner unter der Woche im Betrieb seines Experten und feilt an seinen Fertigkeiten. «Ich bin gut unterwegs, aber es gibt noch viele Dinge, an denen ich arbeiten muss.» Mit Loïc Santschi, dem Schweizer Kandidaten in der Kategorie Massivholz, versteht er sich gut. «Wir sind Kollegen, keine Konkurrenten.»
«Es ist interessant, sich mal mit anderen zu messen», sagt Lukas Aschbacher, der Möbelschreiner aus dem Südtirol (I), der vor zwei Jahren seine Ausbildung abgeschlossen hat. «Im Vergleich mit den anderen fühle ich mich gut. Natürlich gibt es noch einiges zu verbessern. Aber ich versuche, das Beste herauszuholen.» Der 21-Jährige arbeitet Vollzeit und trainiert in der Freizeit für die World Skills. Es sei nett mit den anderen. Sie seien schon Kollegen, obwohl sie sich noch nicht lange kennen würden. «Die Kommunikation funktioniert gut, Französisch spreche ich zwar nicht, aber irgendwie klappt das schon.»
«Es ist interessant, mal einen Vergleich zu haben, aber es ist primär wichtig, dass man selbst ein gutes Training hat», sagt Thomas Leitner, Massivholzschreiner aus Österreich. Man könne aber immer etwas dazulernen, und er sei motiviert, weiter Gas zu geben. Der 21-Jährige fühlt sich seiner Fertigkeiten schon sicher, lernt aber auch gerne von anderen. Er arbeitet ebenfalls normal Vollzeit und trainiert nebenbei.
Leitners Experte, Wolfgang Frank, ist zum zweiten Mal beim Mehrländertraining dabei. In Leipzig (D) 2013 war er selbst Kandidat. «Damals wurde ich von Roger Huwyler, dem Schweizer Massivholz-Experten, sehr streng bewertet. Danach wollte ich Experte werden, um ihm zu beweisen, dass die Österreicher auch schreinern können», sagt er und lacht. «Beim gemeinsamen Training kann man immer was dazulernen und sich mit den Kollegen austauschen. Wir sind gerne gekommen.»
Veröffentlichung: 23. Mai 2024 / Ausgabe 21/2024
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