Der Mister Bildung tritt ab


War 33 Jahre im Zeichen der Aus- und Weiterbildung für den VSSM und die Schreinerbranche tätig: Romain Rosset. Bild: VSSM, Patrik Ettlin


War 33 Jahre im Zeichen der Aus- und Weiterbildung für den VSSM und die Schreinerbranche tätig: Romain Rosset. Bild: VSSM, Patrik Ettlin
In pension. Er hat die Aus- und Weiterbildung des Schreinerberufs geprägt wie kaum ein anderer. Er hat Bewährtes gefestigt und viel Neues geschaffen. Er ist ein wirklicher Macher in der Bildungslandschaft. Doch nun tritt er in den wohlverdienten Ruhestand: Romain Rosset.
Nicht nur unter den Fachleuten gehört der Schreiner zu den innovativsten und aktivsten Berufen im Schweizer Berufsbildungssystem. Auch die eigene Branche ist sich durchaus bewusst, dass sich die Aus- und Weiterbildung des Schreiners in den letzten Jahren stetig verbessert hat und heute höchsten Anforderungen gerecht wird. Einen Hauptanteil an dieser Entwicklung hat der Mister Bildung des VSSM, Romain Rosset. Während 33 Jahren hat er dem Verband als wertvolle Stütze die Treue gehalten, bevor er nun ab November 2015 in den wohlverdienten Ruhestand tritt.
Romain Rosset führte im Stadtzentrum von Luzern eine Schreinerei, bevor er 1982 in die heutige Höhere Fachschule Bürgenstock eintrat. Fast schon legendär ist die damals vorgeschriebene Berufsbekleidung der Lehrpersonen auf dem Bürgenstock: So trug Romain Rosset dort nicht das traditionelle «Schreinerübergwändli», sondern eine schneeweisse, uniforme Professorenschürze. Schnell machte sich Rosset auf dem Bürgenstock einen Namen als Spezialist in Holztrocknung und als «Mathematikprofessor für Schreinermeister».
Nach dem Ausscheiden von Beat Wenger, dem damaligen Bereichsleiter Berufsbildung beim VSSM, wurde Romain Rosset ab Mitte 2000 sein Nachfolger in Zürich. Der Obwaldner hat seither nicht nur seine Abteilung geführt. Er wurde zum geschätzten, vielwissenden Mitglied der Geschäftsleitung und in der Bildungslandschaft zum Macher in Person. In so manchem Gremium nahm Romain Rosset mit grossem Engagement Einsitz, um Erfahrungen auszutauschen, neue Ideen zu entwickeln und die Aus- und Weiterbildung des Schreinerberufs voranzutreiben.
Die Auswirkungen und Resultate für die Branche blieben nicht aus. So hat Romain Rosset beispielsweise massgeblichen Anteil an folgenden Aufgaben und Reformen:
Romain Rosset hat den Bereich Berufsbildung bereits auf 1. April 2015 an seinen Nachfolger Daniel Zybach übergeben, bleibt der Branche aber über sein Pensionsalter hinaus in beratender und unterstützender Weise erhalten. Als Teilprojektleiter und Bildungsberater wird er auch einen aktiven Part in der soeben gestarteten Bildungsinitiative des VSSM bestreiten. Romain Rosset wurde bereits an der Delegiertenversammlung im Juni 2015 gebührend verabschiedet.
Nachfolgend kommen noch einmal verschiedenste Weggefährten des verdienten Bildungsspezialisten zu Wort. Sie berichten über die Bedeutung seines Wirkens sowie über die Eigenschaften und Fähigkeiten, die Romain Rosset zum überall gern gesehenen Fachexperten und Arbeitskollegen gemacht hat.
Stefan Eisenring, Direktor der IBW Höhere Fachschule Südostschweiz, bringt das Wirken von Romain Rosset wie folgt auf den Punkt: «Romain hat die Höhere Berufsbildung in der Schreinerbranche etabliert. Es ist sein Verdienst, dass der VSSM heute im gesamten Spektrum der Berufsbildung als ein Vorzeigeverband angesehen wird. Nicht zuletzt dadurch wurde er auch zu einem nationalen Experten in Themen der Berufsbildungsentwicklung. Romain Rosset ist ein ruhiger, besonnener Mensch, der sehr gut zuhören kann. Zu seinen speziellen Eigenschaften gehört aber auch sein Weitblick und vor allem seine stets zielorientierte Arbeitsweise. Ohne zu brüskieren, schaffte er es immer wieder, mit viel Engagement unterschiedliche Parteien auf eine gemeinsame Basis zu bringen.»
Christine Davatz, Vizedirektorin und Bildungsverantwortliche beim Schweizerischen Gewerbeverband SGV, darf als wichtige Weggefährtin von Romain Rosset bezeichnet werden: «Der SGV nimmt für sich in Anspruch, in der Berufsbildungspolitik die Themenführerschaft zu haben. Dies können wir nur, wenn wir auch über das entsprechende Wissen seiner Basis, den Berufsverbänden, verfügt. Dies erlangen wir durch Vertrauen, Wertschätzung und durch eine enge Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern.
Der VSSM, vertreten durch Romain Rosset, hat dies immer engagiert und aktiv getan. Bei allen Bildungsthemen konnte ich auf ihn und sein Wissen zurückgreifen. Es wäre schön, wenn ich mit allen Bildungsfachleuten unserer Verbände so gut zusammenarbeiten könnte wie mit Romain. Er war einerseits ein ausgezeichneter, in der Praxis verwurzelter Bildungsfachmann der Holzbranche und packte bildungspolitische Anliegen immer praxis- und arbeitsmarktorientiert an. Er interessierte sich aber auch für branchenübergreifende Themen. So lieferte er wertvolle Inputs beim SGV-Bildungsbericht 2010 und war auch bereit, als Dele- gierter des SGV in Arbeitsgruppen mitzuwirken. Daneben konnte ich mit ihm aber auch herzlich lachen und mich mit ihm über Themen ausserhalb der Bildung unterhalten – einfach ein feiner Mensch!»
Hanspeter Leuthold, langjähriger Präsident der VSSM-Qualitätssicherungs-Kommission QSK, fasst das Wirken von Romain Rosset wie folgt zusammen: «Er hat in seiner langjährigen Tätigkeit beim VSSM die modulare Aus- und Weiterbildung, aber auch die Entwicklung des Prüfungswesens im Schreinergewerbe nachhaltig geprägt. Mit Visionen und doch mit einem realistischen Praxisbezug wurden neue Wege in der Weiterbildung eingeschlagen und umgesetzt. Dank seinen neuen Ideen wird die Schreinerbranche nicht nur im Inland, sondern auch im nahen Ausland als wegweisend betrachtet.
Unsere Zusammenarbeit war geprägt von gegenseitigem Respekt, Offenheit und Teamfähigkeit. Er hat mit einem unglaublichen Drive Ideen eingebracht und versucht zu überzeugen, wenn Skepsis formuliert wurde. Es gab nie Stillstand bei Romain, er wollte die Aus- und Weiterbildung weiterbringen, bezeichnend seine diesbezügliche Hartnäckigkeit, Ausdauer und Überzeugungsfähigkeit.»
VSSM-Zentralpräsident Ruedi Lustenberger kennt Romain Rosset seit über 40 Jahren. Sein Kommentar ist kurz und treffend: «Romain ist das, was man einem guten Schweizer attestiert: zuverlässig, treu, eigenständig, überlegt, haushälterisch, zurückhaltend und trotzdem gesellig, kollegial, ein bisschen stur, bescheiden, ohne jeglichen Hang zur Selbstdarstellung. Er sucht und findet Lösungen! Romain Rosset hat durch sein langjähriges Wirken die Schreinerberufsbildung stark geprägt. Heute hat er ein Wissen und ein Netzwerk, welches vermutlich seinesgleichen in der gesamten Schweizer Berufsbildungslandschaft sucht. Er hat damit viel zum guten Image des Schreiners im Allgemeinen und seines Berufsbildes im Speziellen beigetragen.»
Dominique Rais war als Bildungsverantwortlicher des Westschweizer Verbandes FRM regelmässig mit Romain Rosset in Kontakt. «Von Anfang an war ich von seiner ‹Figur›, seinen Kenntnissen, seinen Ideen und seiner Organisationskapazität beeindruckt», erzählt Rais. «Er ist eine dynamische Person, die genau weiss, wozu er fähig ist und wie er seine beruflichen Partner von Projekten überzeugen kann. Er hat sich auf allen Ebenen dafür eingesetzt, unsere Vertreter der französischen Schweiz in den Kommissionen zu integrieren und so die sprachlichen Grenzen zu überwinden. Heute arbeiten der FRM und der VSSM in jeglicher Hinsicht gut zusammen – auch dank Romains Engagement.»
Bruno Krucker, Leiter der Höheren Fachschule Bürgenstock, verbindet mit Romain Rosset nebst der beruflichen auch eine nachbarschaftlich private Beziehung: «Ausgezeichnet hat Romain seine Fähigkeit und sein Wille, die Branche im Bildungsbereich Schritt für Schritt vorwärtszubringen. So ist heute seine Handschrift von der Grundbildung EBA und EFZ bis zur Meisterausbildung sichtbar. Dank seinem fundierten Bildungs-Know-how war Romain nicht nur ein Schaffer, sondern immer auch ein Netzwerker. Seine Unbeschwertheit und Offenheit, auch grosse Aufgaben taktisch geschickt anzugehen, zeichneten ihn aus. Seine mit Humor gespickte Art und die Geduld, warten zu können, bis alle den gleichen Wissensstand erreichten, war eines seiner Erfolgsrezepte. Beeindruckend war auch Romains Fähigkeit, den Glauben an ein erfolgreiches Ergebnis und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.»
Josef Widmer, stellvertretender Direktor des Staatssekretariates für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, bezeichnet Romain Rosset als Person, die durch ihre zurückhaltende, aber zielorientierte und wirkungsvolle Arbeitsweise glänzte. «Er war sowohl für die Schreinerbranche wie auch alle übrigen Berufsbildungspartner eine grosse Stütze und eine sehr verlässliche Persönlichkeit. Dank seinen fundierten Kenntnissen und Fähigkeiten, seinen menschlichen Eigenschaften und seinem Verständnis für politische Zusammenhänge konnte er schwierige Situationen bewältigen und Entwicklungen mitprägen. Romain Rosset schätzte ich als sensiblen, auch für Details aufmerksamen, und gleichzeitig realitätsbezogenen und mit viel Gespür für das Machbare ausgestatteten Partner. Er verfügt über ein hohes Mass an Empathie, war stets umgänglich und behielt auch in schwierigen Verhandlungssituationen ruhig Blut.»
Hans-Peter Pfyl hat als langjähriges Mitglied des VSSM-Zentralvorstandes mit Schwerpunkt Bildung die operativen Arbeiten von Romain Rosset auf der strategischen Ebene vertreten. «Romain Rosset hat mit seinen Leistungen die Schreinerbranche aus Sicht der Berufsbildung massgebend geprägt. Durch unsere enge Zusammenarbeit war das Wirken von Romain eine grossartige Bereicherung in meinem Leben. Romain war und ist für mich der Inbegriff zum Thema ‹Die berufliche Aufgabe als Lebensinhalt gestalten›. Er ist eine ruhige, sachorientierte Person, welche die Fähigkeit besitzt, alle Meinungen und Ideen zu integrieren – dies mit der nötigen Gelassenheit und klaren Zielvorstellungen.»
Veröffentlichung: 29. Oktober 2015 / Ausgabe 44/2015
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