Die Kiste für alle Fälle

Temporäre Raum-zellen bieten bei länger andauernden Baustellen eine Lösung für Platzprobleme. Bild: Riedo Mobilbau AG

Baustellenorganisation.  Container aus Stahl sind eigentlich weit weg vom Schreiner. Aber eben nur eigentlich, denn auf Baustellen leisten sie gute Dienste, und zwar immer öfter. Daneben ist die Universalkiste auch von Schreinern schon zweckentfremdet worden.

Auf der Visitenkarte von Schreiner Peter Epting steht als Funktion schlicht und treffend: Unternehmer. Seit etwa 35 Jahren bewegt der Inhaber der gleichnamigen Bau- und Möbelschreinerei in Zürich auch Container. Genau diese Stahlkisten, ohne die Globalisierung nie stattgefunden hätte.

Damals war er wohl einer der ersten, der das Potenzial der flexiblen und mobilen Raumzellen im Schreinerhandwerk erkannte. Dabei begann das Ganze, wie so oft, eher zufällig. Um eine Ausschreibung der SBB für ein Schalterprovisorium hinreichend bedienen zu können, brauchte Epting genau solche Container. Also kaufte er kurzerhand drei der transportablen Stahlkisten und baute sodann das Geschäft mit dem Containerdienst auf. Er erkannte recht schnell: Kaum ist ein Auftrag erfüllt, wird der Bedarf für einen anderen Ort und Zweck vom Auftraggeber ins Spiel gebracht. Container sind sichere, einfach zu handhabende und unempfindliche Multifunktionskisten. Und nicht nur der internationle Warenverkehr wird darüber abgewickelt, auch auf Baustellen sind die universellen Boxen heute kaum mehr wegzudenken.

Sicheres Lager und eigenes Büro

«In Spitzenzeiten hatten wir 150 davon. Heute sind es noch rund 80 Stück», sagt Epting. Die finden vor allem als Büro-, Lager- und Sanitärcontainer sowie als provisorische Verkaufsräume wie Schalteranlagen ihre temporäre Verwendung. Mit dem unternehmenseigenen Lastwagen ist Epting dabei sowohl für den Einsatz auf eigenen Baustellen als auch für die Vermietung ziemlich mobil und flexibel.

Neue Perspektiven durch die Kisten

Denn: «Die Aktivitäten befruchten sich gegenseitig und schaffen immer wieder neue und oft auch unerwartete Anknüpfungsmöglichkeiten», erzählt Epting. Und das geht weit hinaus über den Innenausbau und die Einrichtung der Container für spezielle Einsatzzwecke. Denn Immobilienbesitzer, die einen Umbau durchführen und dafür den Containerdienst in Anspruch nehmen, haben meist auch Schreinerarbeiten zu vergeben. Nicht selten ist Epting deshalb gleich in mehreren Funktionen mit von der Partie.

Aber auch für Kollegen liefert Epting die Bürobox oder den Lagercontainer auf die Baustelle. Die Palette der Einsatzzwecke ist schier endlos. Dazu gehören auch Einlagerungen von Aussenmobiliar aus dem Gastrobereich während der kalten Jahreszeit.

Freilich ändern sich die Bedürfnisse laufend, was dem Einsatz der mobilen Raumzellen durchaus entgegenkommt. Denn die werden immer gebraucht. «In Zeiten von Corona sind es vor allem Container mit sanitären Anlagen, die zuletzt sehr gefragt waren, um Hygienestandards einzuhalten», erklärt Epting.

Noch sind es Nischenbereiche

Die logistischen Herausforderungen, denen sich Handwerker gerade auf grösseren Baustellen gegenüber sehen, wachsen. Eine Schreinerei mit 100 Türen im Gepäck oder den Materialien für den Innenausbau eines Hotels muss enorme Materialströme bewältigen. Dann hilft natürlich die sichere, saubere und ordnunggebende Einlagerung der Bauteile in einen Container. «Unsere Kundschaft ist die Baubranche, aber auch Schreiner nehmen unsere Dienste zunehmend in Anspruch», bestätigt Rico Stritt, Geschäftsführer der Riedo Mobilbau AG in Düdingen FR, die Entwicklung. Denn die Auftragsumfänge für einen ausführenden Schreiner wachsen eher, während die Zeitfenster für deren Bewältigung enger weren. Wenn die Volumen gross sind, die Zeit knapp und der Baufortschritt für die Montage nicht ganz nach Plan läuft, dann sind die Lagermöglichkeiten im Container vor Ort Gold wert. Dennoch lösen die meisten Betriebe solche Herausforderungen auf dem klassischen Weg des direkten Material- und Montageflusses, also gefertigt, geliefert und montiert. Je länger die Baustelle dauert und je vielfältiger das Betätigungsfeld des Schreiners vor Ort ist, desto eher macht eine Zwischenlagerung im Container Sinn.

«Wir brauchen so etwas kaum. Neben dem fehlenden Platz vor Ort für einen Container, der ja oft noch nicht einmal zum Parkieren des Fahrzeuges ausreichend ist, macht es natürlich auch keinen Sinn, die zu montierenden Bauteile mehrfach in die Hand zu nehmen für das Ein- und Auslagern in einen Container», erklärt Roger Mugglin, Projektleiter bei der AM Montagen GmbH in Embrach ZH. In der Regel sei es eher so, dass die Bauteile bei Anlieferung direkt auf die Stockwerke für die Montage verteilt und innerhalb kurzer Zeit montiert würden.

Platz ist knapp

Andererseits: «Wenn der Container dringend benötigt wird, findet sich immer eine Lösung, auch wenn der Platz vor Ort knapp bemessen ist», sagt Rico Stritt aus Erfahrung. Das bringt jedoch auch einen organisatorischen Aufwand mit sich. Nebst den Abklärungen mit der Bauleitung oder dem Auftraggeber ist es bei der Inanspruchnahme einer Containermiete dem Kunden überlassen, sich um die Einholung allfälliger Genehmigungen bei der Gemeinde und der Polizei zu kümmern.

Die Kosten für die Miete liegen je nach Grösse des Containers und Dauer der Miete zwischen 100 und 400 Franken pro Monat. Dazu kommen die Gebühren für Genehmigungen sowie die Transportkosten. Letztere können durchaus der entscheidende Faktor sein, ob der Einsatz eines Containers im konkreten Fall wirtschaftlich ist oder nicht. Die Service-Unternehmen agieren deshalb meist regional oder haben mehrere Containerlager.

Beim Kauf eines Containers liegt die Daumengrösse bei rund 4000 Franken, abhängig von der Ausstattung und der Grösse. Sofern das maximale Gewicht nicht überschritten wird, kann der eigene Container dafür dann auch als Transportbox für die Materialanlieferung dienen.

Im Verhältnis zu den Kosten, die entstehen, wenn auf der Baustelle gelagerte Bauelemente beschädigt werden, ist der mone- täre Einsatz sowohl für den Kauf als auch die Miete von Containern durchaus interessant. Inzwischen sind auch Bausätze für kleinere Containerformate erhältlich, deren Elemente erst vor Ort zusammengeschraubt werden und so flachliegend transportiert werden können.

Inspirierend anders

Auch zweckentfremdet tauchen die Stahlboxen immer wieder auf. Weithin sichtbares Beispiel dafür ist die Architektur des Taschenherstellers Freitag für seinen Schauraum in Zürich, der seit nunmehr 15 Jahren das Areal prägt. Aber auch die Containerdienste machen aus den Boxen gerne mal ein Gartenhäuschen mit Holzverkleidung oder auch einen mobilen Swimmingpool zur Miete wie bei Riedo Mobilbau.

Ganz anders hat sich der Schreiner und Designer Kuno Nüssli an das Thema gemacht. In Form von Miniatur-Überseecontainern hat der Wahlbasler ein modulares Möbelsystem entwickelt, das vielfältige Varianten der Kombinationen erlaubt. «Das Tolle am kleinen Container in verschiedenen Wohnräumen ist, dass er eben kein Möbel ist. Er ist überall gleich falsch und darum überall richtig», so Nüssli.

www.epting.chwww.riedomobilbau.chwww.am-gmbh.chwww.kunotechnik.ch

christian härtel

Veröffentlichung: 14. Januar 2021 / Ausgabe 3/2021

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