Kein Platz für Spielraum

Was weit reist, kommt in die Kiste. Das ist dann oft Sache von Profis. Die kennen die Gepflogenheiten im internationalen Warenverkehr. Bild: Christian Härtel

Verpackung und Transport.  Auf Kurz- und Langstrecken braucht es geeignete Massnahmen, um Werke aus Werkstätten ohne Beschädigungen sicher ans Ziel zu bringen. Denn am Ende ist ein Ersatz von beschädigten Teilen die aufwendigste und schlechteste Variante bei der Verpackung.

Zu Zeiten, als man Waren noch in Kutschen beförderte, liess man empfindliche Gegenstände wie Porzellan oder Glas in Butter ein. So waren sie rundum geschützt gegen die Härten des Transportes. Aus dieser Zeit stammt der Ausspruch: «Alles in Butter.»

Eine recht ökologische und praktische Verpackung, konnte man die Butter nach dem Transport einfach essen.

Heute gleichen Verpackungen oft eher einer kleinen Umweltsünde als einer raffinierten Lösung. Immerhin ist die Mehrfachverwendung auf dem Vormarsch. Man nimmt Luftpolsterfolien oder Schaummatten, so oft es eben geht, und auch die Schüttmaterialien lassen sich immer wieder verwenden.

Des Schreiners Teppich

In den meisten Schreinereien wird der Transport der produzierten Bauteile und Werkstücke mit viel Erfahrung und wenigen Hilfsmitteln, wie etwa den Packteppichen aus Stoffresten und allerhand Stützfasern im eigenen Fahrzeug, bewerkstelligt. Ist bei grösseren Aufträgen viel zu transportieren, hilft der gemietete Lastwagen oder die Spedition, was meist zu einer ausgiebigen Verpackungstätigkeit in der Schreinerei führt, damit die Teile den Transport auch ja gut überstehen. Denn nichts ist teurer und ärgerlicher als Schäden an den Bauteilen oder den Werkstücken während des Transportes. Manchmal ist es dann auch etwas zu viel des Guten, und man verbraucht unnötig Ressourcen. «In den Schreinereien wird äusserst unterschiedlich verpackt», weiss der gelernte Schreiner Michael Holliger, Verkaufsleiter bei der Permapack AG in Rorschach SG, aus eigener Anschauung. Luftpolsterfolie sei neben den Teppichen ein sehr oft verwendetes Material, und auch Schaumpolsterfolie, die aus Recycling-Material hergestellt ist, erfreue sich zunehmender Beliebtheit. Recycling-Materialien scheinen immer dann attraktiv zu sein, wenn der Preisunterschied zu den herkömmlichen Verpackungsmitteln verschwindet. Dies liesse sich auch bei den Schaumpolsterfolien beobachten. Weiter würde vor- gefertigter Ecken- und Kantenschutz aus Kartonagen oder Kunststoff oft von Schreinerinnen und Schreinern verwendet, um die Werkstücke und Materialien im eigenen Lieferwagen zu schützen. Bei vielen Fahrzeugen fehle es allerdings noch an Vorrichtungen für die Ladungssicherung und damit auch für einen Transport ohne Schäden. «Lieferwagen sind oft schlecht ausgestattet zum Festzurren von Ladegut», sagt Holliger.

Praktische Tipps für das Gelingen

Für das Verpacken von Möbeln und Bauteilen hat der Experte so manchen praktischen Tipp. Ist kein Reff für das Stellen von Fronten und Korpusteilen vorhanden, ist das Legen auf die Palette die zweitbeste Lösung. Bei eher empfindlichen Flächen sollte man dann besser auf die Luftpolsterfolie verzichten, weil sich die Luftkammern auf der Oberfläche abzeichnen können, vor allem bei höheren Stapeln von furnierten Flächen. Dann sei der Einsatz von Schaumpolsterfolie oder sauberen Packdecken besser.

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die Nebensächlichkeiten erleichtern und dabei helfen, Schäden zu vermeiden. Wer Korpusse mit Auszügen transportiert, fixiert diese in der Regel gegen unkontrolliertes Öffnen für den Transport mit etwas Klebeband. Inzwischen gibt es spezielles Band, das auch für empfindliche Oberflächen eingesetzt werden kann, ohne diese anzugreifen. «Vor allem, wenn das Klebeband länger anhaftet, wie etwa bei Korpussen, die ins Zwischenlager gehen, können handelsübliche Paketklebebänder für Probleme sorgen», erklärt Holliger.

Wenn die grosse Reise kommt

Auch beim Verpackungsspezialisten Egolf in Zürich bietet man dem Schreiner Hilfsmittel für den Kurzstreckentransport und dem Versand seiner Arbeiten an. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Dienstleistung rund um die Verpackung und den Versand. «Wenn Schreinereien im Ausland montieren gehen, kommen sie auf uns zu, damit die Teile und Werkstücke heil ankommen», sagt Marco Deplazes, Geschäftsführer der Egolf Verpackungs AG in Zürich. Sobald das zu verschickende Gut in die Kiste muss, sind die Experten gefragt. Und in die Kiste muss es immer, wenn es auf die Reise per Schiff oder Flugzeug geht. Dann ist ein Rundum-Schutz nötig, der mit einer Verpackungskiste aus Holz erreicht wird.

Den meisten Schreinereien begegnet das äusserst selten, doch immer wieder kommt es vor, dass eine Küche in die USA geht oder eine Ladenausstattung in ein arabisches Land. Wichtiger Punkt sei dann, dass die Teile in der Box so gepackt würden, dass sie keinen Spielraum haben und so auch bei grösseren Belastungen wie etwa dem unsanften Hantieren mit Stapler oder Kran nicht verrutschen können.

Wenn die Teile auf dem Containerschiff reisen, sind auch Feuchte- und Hitzeschutz Aspekte, die es zu beachten gilt.

Trockenmittel und Tracking

Die Spezialisten arbeiten dann mit Trockenmittel und Dämmung, bei Kunstwerken kommt gar eine Klimakiste zum Einsatz, die mit Beschlägen verschraubt auch eine Dichtungsebene aufweist. Zusätzlich werden den Transportkisten noch weitere Werkzeuge mit auf die Reise gegeben, die etwa Erschütterungen melden, den Feuchtegehalt im Inneren anzeigen oder gar die gesamte Historie der Reise aufzeichnen. Solche Schocksensoren dienen der Transportüberwachung. Die Datenlogger zeichnen Erschütterungen, Stösse und Klimadaten wie Temperatur und Feuchtigkeit nach dem Ereignisprinzip auf. So lässt sich später genau nachvollziehen, wann, wo und durch wen die Beschädigung stattgefunden hat. Neben der richtigen Verpackung und den Sicherheitseinrichtungen seien auch Kenntnisse über den Ablauf der Reise wichtig. Etwa welche Länder worauf besonders Wert legten – schon deshalb sei die Hilfe der professionellen Transportdienstleister beim Versand nach Übersee wichtig. Der Bau der Transportkisten rückt dabei fast etwas in den Hintergrund. Unter den Anbietern der Kistenbauer befinden sich auch Schreinerbetriebe, die sich neben den angestammten Schreinerarbeiten auch mit dem Bau von Transportkisten beschäftigen. Klimaboxen für Kunstwerke oder Transportkisten, die etwa Messestände oder Küchengeräte beherbergen, können durchaus anspruchsvolle Arbeiten sein. Das Wichtigste sei eine stabile Unterlage, auf dem das Transportgut reise. Für Transporte mit der Spedition auf der Strasse genüge dagegen oft eine stabile Kartonage oder eine gerüstartige Holzkonstruktion auf einer stabilen Palette als Unterlage, wie sie auch bei den Herstellern von Küchengeräten für den Versand zum Einsatz komme.

www.permapack.chwww.egolf.ch

 

 

Ladungssicherung

Fit für die Kurzstrecke

Damit alles sicher von A nach B kommt, sind Hilfsmittel für die Ladungssicherung unabdingbar. Wer etwa eine Tür zur Baustelle bringen möchte und den Transporter mit Airline-Schienen oder ähnlichen ausgerüstet hat, kann diese stehend zwischen Spannstangen ohne Risiko befördern. Ein Innenreff, das es sogar ausziehbar gibt, sorgt für den sicheren Transport von Möbel- und Bauteilen. «Manche Schreinereien machen solche Vorrichtungen selbst, aber immer mehr setzen auf die professionellen Lösungen», sagt Claude Pribitzer, selbst gelernter Schreiner und heute zuständig für das Marketing beim Fahrzeugausstatter Sortimo in Oberhasli ZH. Die Kosten würden manchmal noch etwas gescheut, aber es gehe voran.

Die üblichen Wollteppiche haben deshalb längst nicht ausgedient, sondern helfen, die Teile sicher einzuschlagen, Kartonagen-Ecken und Kantenschoner ebenso. Die Zeiten, in denen man die Teppiche zum Ausstopfen verwendet hat, sollten jedoch vorbei sein, so der Experte, denn die Ladungssicherung ist verpflichtend und eine Innenausstattung deshalb nötig. Auch in Eigenregie lassen sich recht schnell Verbesserungen erzielen. So gibt es die Schienen zum Einlassen in die Holzbodenplatte und dann entsprechend an den Holmen oben angeschraubt. Schon ist ein grosser Schritt zum sicheren und umweltfreundlichen Transport gemacht.

www.sortimo.ch

 

Mit Holz auf die Reise

Damit Schadorganismen nicht huckepack in Holzverpackungen auf der Erde verbreitet werden, haben mehr als 100 Länder weltweit den «Standard for Phytosanitary Measures Nr. 15», kurz ISPM-15-Standard der Internationalen Pflanzenschutzkonvention (IPPC), unterzeichnet, seit 2005 auch die Schweiz sowie die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.

Hitzebehandlung nötig

Massives Holz für Verpackungen mit mehr als 6 mm Dicke muss danach einer Hitzebehandlung (mit HT gekennzeichnet) durch einen zugelassenen Betrieb unterzogen werden. Dadurch werden Insekten und Pilze getötet. Auch Verfahren mit Mikrowelle (DH), eine Behandlung mit Methylbromid (MB) und Sulfurylflorid (SF) sind möglich und kommen deshalb vor. Das Holz wird entsprechend durch den Betrieb gekennzeichnet. Im Warenverkehr mit Ländern der EU ist dies nicht gefordert.

Da der ISPM-15-Standard in manchen Ländern jedoch nur ungenügend umgesetzt wird, ist auch eine Kennzeichnung keine Garantie für Schädlingsfreiheit. Einweg-Verpackungsholz von Baustellen soll deshalb laut Bafu zügig in der Kehrichtverbrennungsanlage entsorgt werden. Dies gilt nicht für Epal-Euro-Paletten.

Das Bafu unterhält eine Liste der Betriebe in der Schweiz, die eine Zulassung für den ISPM-15-Standard besitzen. Immer wieder kommt es bei Zollkontrollen zu grossen Verzögerungen bis hin zur Rückweisung von Waren (USA), wenn die Kennzeichnung nicht korrekt umgesetzt ist.

www.bafu.admin.ch

Christian Härtel, ch

Veröffentlichung: 04. April 2024 / Ausgabe 14/2024

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