Dosierte Verwitterung

Nur die Fassadenelemente wird man später natürlich vergrauen lassen. Bild: Remmers

Aussenbeschichtungen.  Die Gebäudehülle soll der Witterung trotzen, weshalb man der Beschichtung von Fassaden, Fenstern und Türen viel Aufmerksamkeit widmen muss. Schon die Farbwahl kann zu grossen Problemen führen, wenn man die richtigen Tricks nicht kennt.

Naturbelassenes Holz von Fassaden geht mit dem Wetter mit. Es nimmt in seiner äussersten Schicht Wasser auf, wenn es regnet oder in den frühen Morgenstunden der Nebel aufsteigt. Und es gibt das Wasser wieder ab, wenn ein trockener Wind darüberstreicht oder die Sonne darauf brennt. Der Witterungswechsel führt mit der Zeit dazu, dass sich feine Risse in der Oberfläche bilden, und die UV-Strahlen der Sonne beginnen, das Lignin in der äussersten Schicht zu zerstören. Regen und Wind waschen die zerstörten Partikel aus, die Oberfläche verwittert. Jedes Holz verändert sich bei diesem Verwitterungsprozess auch im Farbton. Das Sonnenlicht sorgt für einen dunkleren, meist gelbbraunen Farbton, der sich je nach Holzsorte und den Nährstoffen, die der Baum aufgenommen hatte, unterscheiden. Holz, das immer im geschützten Innenbereich eines Hauses ist, wird einen Braunton behalten. Holz, das draussen der Witterung ausgesetzt ist, wird vergrauen und schützt sich damit. Dieser Prozess beginnt im Bereich, der immer wieder vom Regenwasser benetzt wird. Es kann etliche Jahre dauern, bis auch die geschützteren Partien grau werden. Bis es so weit ist, wirken solche Fassaden sehr fleckig, was nicht jedem Hauseigentümer gefällt.

Vorvergraute Fassaden

Die graue Oberfläche unterscheidet sich je nach Holzart, aber auch nach der topografischen Lage des Gebäudes. Von einem hellen Silbergrau bis zu fast schwarzen Partien ist alles möglich. Damit Fassaden erst gar nicht fleckig wirken, werden sie vorvergraut. Das heisst: Fassaden und Holzkonstruktionen werden von Anfang an mit einer atmungsaktiven Beschichtung im erwarteten Grauton behandelt. Das ergibt einen nahtlosen Übergang von der Vorvergrauung in die natürliche Vergrauung.

Zum Beispiel die Remmers AG im zürcherischen Bubikon bietet mit ihrer «Grey-Protect»-Kollektion zehn Farbnuancen im Uni- oder Metallicbereich an. Mit dem Produktetrio für die Vorvergrauung von Fassaden, Fenstern und Türen ist das Angebot umfassend.

Massiver UV-Schutz

Diffusionsoffenheit ist eine wichtige Eigenschaft schwedischer Schlammfarben. Das über 90 Farbtöne umfassende Sortiment der Falu Vapen Schweiz GmbH in Ruswil LU bietet lösungsmittelfreie Emulsionsfarben auf Wasserbasis für Holz im Aussenbereich. Bei der Behandlung ist es egal, ob die Holzoberfläche roh, gehobelt oder geschliffen ist. Die Farbe eignet sich besonders gut für Tanne oder Fichte und ist nicht geeignet für unverwitterte Lärche, Douglasie oder druckimprägniertes Holz.

Die offenporige Kombination von Holz und Schlammfarbe soll Pilzbefall und Fäulnis verhindern. Und da es diese Schlammfarbe schon seit über 300 Jahren gibt, weiss man, dass das auch stimmt – selbst wenn sich Risse im Holz gebildet haben. Die weiterentwickelte, moderne Emulsion blättert nicht und färbt auch nicht ab. Die hohe Dichte an Pigmenten schützt die Oberfläche vor UV-Licht und verzögert den Alterungsprozess.

Reflexion der schädlichen Strahlen

Die Dynasol GmbH in Balsthal SO geht mit ihrer Fassadenbeschichtung «Impralan- Metallic D400» noch einen Schritt weiter: Durch die extrafeine Glimmerverteilung in der Beschichtung wird ein Teil der UV-Strahlung und des thermischen Lichts reflektiert. Das sorgt dafür, dass die Oberflächenaufwärmung spürbar geringer ausfällt. In Kombination mit anderen «Impralan»-Systemprodukten ist diese Wirkung auch bei Fenstern und Türen erreichbar.

«Impralan DS600» ist eine solche Beschichtung. Sie ist wasserbasierend, strapazierfähig und für Holz im Innen- und Aussenbereich gerechnet. Das Produkt kann als 1K- oder 2K-Variante verarbeitet werden und eignet sich für Haustüren mit erhöhter mechanischer und chemischer Belastung. Ein vernetzendes Acrylatbindemittel sorgt für eine gute Haltbarkeit, speziell bei dunklen und intensiven Farbtönen.

Die Natureffektlasur «Impralan-S510» hingegen wird bei helleren Farbtönen auf Nadelholz wie Fichte, Tanne und Lärche verwendet. Die wasserverdünnbare, stumpfmatte Lasur enthält spezielle Schutzmittel, die sie UV-stabil, aber auch reinigungsstabil sowie schlag- und stossfest machen.

Ein Trend mit Problemen

Der Wunsch von Bauherren und Architekten, die besonders schmalen Fensterrahmen auch noch in einem dunklen Farbton beschichten zu lassen, damit sie im Fassadenbild noch weniger auffallen, verursacht bei den Fensterbauern einige Kopfschmerzen. Die hohen Oberflächentemperaturen bei starker Sonneneinstrahlung belasten die Holz- wie auch Kunststoffrahmen noch zusätzlich.

Bei Kunststofffenstern kann es Verformungen geben, wenn sie zu heiss werden, und der Lack hat eine stark verkürzte Lebensdauer. So geht es auch bei beschichteten Holzteilen. Beispielsweise kann es zu Harzausfluss kommen. Daneben kann man sich leicht die Finger verbrennen, wenn man Fensterrahmen in Dunkelgrautönen anfasst, die von der Sonne angestrahlt wurden. Wie bei Dynasol haben sich auch die Entwicklungsleute bei Adler mit den viel zu heissen Oberflächen bei den aktuell dunklen Farbtönen beschäftigt und mit einem Produkt für etwas Abkühlung gesorgt.

Massiv geringere Aufheizung

Mit dem «Anti-Heat»-Zusatz hat die Adler Lack AG in Tuggen ein Produkt im Angebot, das man den Beschichtungen zugeben kann, um die Oberflächentemperatur niedriger zu halten und Beschichtung und Material zuverlässig zu schützen. Die «Anti-Heat»-Ausrüstung enthält infrarotreflektierende Partikel. «Diese Pigmente lassen die Wärmestrahlung regelrecht abprallen, die Oberfläche erhitzt sich dadurch um etwa 25 °C weniger», erklärt Rainer Troppmair, Leiter der Adler-Entwicklungsabteilung für Bautenlacke. «Jedes Grad weniger bedeutet eine viel geringere thermomechanische Belastung für die im Lack enthaltenen Bindemittel und damit eine längere Lebensdauer der Beschichtung.»

Im Rahmen der energetischen Sanierung der Siedlung «Telli» in Aarau erhielt die Wenger Fenster AG in Wimmis BE den Auftrag, rund 6500 neue Holzfenster in einem dunklen, schlammgrauen Farbton zu liefern. Damit sich die Rahmen trotz des Farbtons nicht zu stark erhitzen, entschied man, die Beschichtung mit dem Fensterlack «Aquawood Covatop XT» von Adler mit dem «Anti-Heat»-Zusatz auszuführen. So kann der Nachteil der dunklen Farbe reduziert werden.

www.remmers-ag.chwww.schwedenfarben.chwww.dynasol.chwww.adler-lacke.comwww.wenger-fenster.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 12. August 2021 / Ausgabe 33/2021

Artikel zum Thema

08. Mai 2025

Holzschutz ohne Gift?

Biozidfreie Beschichtung.  Lange galt «Viel hilft viel», doch inzwischen weiss man es besser. Um Holz zu schützen, braucht es keine Biozide, sondern Schutz vor Durchfeuchtung. Genau da liegt der Hund begraben: Keine Beschichtung schützt dauerhaft, ob mit oder ohne Gift.

mehr
08. Mai 2025

Nach der Devise: Folieren geht über Studieren

Praxistest. Wenn es um die Materialwahl geht, schlägt das Schreinerherz von Fachredaktor Sven Bürki stark für Massivholz. MDF- oder Spanplatten sind in seiner privaten Werkstatt kaum zu finden. Wenn es doch einmal ein Plattenwerkstoff sein soll, ist Sperrholz die erste Wahl. So auch beim letzten Projekt des Möbelschreiner-Weltmeisters von 2017. Für das Finish der Oberfläche hat er sich an ein für den Schreiner unübliches Material herangewagt – eine selbstklebende Möbelfolie.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Oberflächen