Fallweise geeignet

Es kommen immer wieder neue Mittel für die Befestigung im Hohlraum hinzu, die sich im Einsatz beweisen müssen. Bild: Christian Härtel

Dübel für Hohlräume und platten.  Die Wand- und Deckenmontage in der Beplankung erweist sich durch den Hohlraum oft als nebulös. Dabei stellen die Dübelhersteller zahlreiche Lösungen bereit. Im Selbstversuch zeigt sich, dass Theorie und Praxis nicht immer fest verbunden sind.

Jeder montierende Schreiner kennt es. Das Befestigungsmittel im Dübel bekommt keinen richtigen Zug – ein ungutes Gefühl. Vor allem kennen das all jene, die später auf die Baustelle kommen. Dann, wenn die Wände schon lange fertig sind und man nicht immer genau weiss, wie es sich gerade dort, wo das Loch hin soll, genau verhält. Dazu gehören Schreiner, aber auch andere. Besonders heikel sind Wände, die gar keine richtigen Wände sind, weil bei ihnen hinter der Beplankung das Nichts schlummert. Oder anders ausgedrückt: Der Hohlraum verhindert den Einsatz von Hilfsmitteln wie einem chemischen Dübel. Dann wird es schwierig, vor allem, wenn das, was an solchen Wänden befestigt werden soll, ansehnliche Lasten mit sich bringt.

Was bei der Montage einer Seifenschale oder einer Leuchte noch gut funktioniert, wird bei wandhängenden Korpussen oder Garderoben schnell zur Herausforderung, vor allem, wenn man die Sache über längere Zeit betrachtet. Aber selbstverständlich sind auch Sockelleisten oder Vorhangschienen – über die Zeit gesehen – beachtlichen Belastungen ausgesetzt.

Hohlraumbefestigungen oder Befestigungen in deutlich porösen Materialien und Lochziegeln weisen gegenüber Verankerungstechniken in Vollmaterialien naturgemäss deutlich geringere Belastungswerte auf. Die Kurve fällt geradezu ab, betrachtet man die Kennwerte von Befestigungsankern in fachmännisch erstelltem Beton. Nach dem Beton folgt das Vollmauerwerk, weiter abwärts Lochziegel und Porenbeton, am Schluss liegen Befestigungen in Hohlraumkonstruktionen.

Für haufenweise Löcher

Während es für die Befestigung in Beton, in Voll- und Lochmauerwerk und in Porenbetonmaterialien seitens der Hersteller von Dübeln umfängliche Berechnungs- und Bemessungsgrundlagen gibt, herrschen im Reich der Hohlraumbefestigungen vergleichsweise anarchische Zustände.

Das Angebot und die Anzahl der Möglichkeiten mit den Befestigungssystemen insgesamt ist riesig geworden. «Inzwischen gibt es eine für manchen Anwender kaum überschaubare Anzahl unterschiedlicher Befestigungsmittel, die für bestimmte Anwendungsbereiche entwickelt wurden», heisst es im aktuellen Dübelhandbuch der Würth AG. Hilfe erhält heute der Praktiker durch elektronische Hilfsmittel wie Apps für das Smartphone und das Tablet, was zum schnellen Auffinden eines geeigneten Dübels für einen konkreten Fall beiträgt.

Bei Befestigungsaufgaben in und hinter Plattenbaustoffen bekommt der Anwender jedoch deutlich weniger Informationen und verlässliche Kenngrössen geliefert im Vergleich zu den Vollmaterialien. Das zeigt sich schon dadurch, dass für Hohlraumdübel meist einfache Belastungskennwerte angegeben werden, während es in der «höheren Dübeltechnik» stets auch um die Montagearten, das Drehmoment bei der Montage, um verlässliche Kennwerte für die unterschiedlichen Belastungsrichtungen, dynamische oder statische Beanspruchungen und einige Punkte mehr geht. Die erfolgreiche Befestigung im Hohlraum scheint deutlich mehr auf der Erfahrung und dem Geschick des Ausführenden zu basieren, als es bei anderen Verankerungssituationen der Fall ist.

Von Dübeln für die Hohlraumbefestigung gibt es am Markt inzwischen zahlreiche Modelle. Diese lassen sich in wenige Funktionsprinzipien einteilen, wenn man gemischte Befestigungsmodelle mit chemischen Dübeln für ausgerissene Bohrlöcher und Hohlkammerwerkstoffen ausser Acht lässt. In der Regel handelt es sich um das Prinzip der Vorsteckmontage. Das zu befestigende Bauteil oder Hilfsmittel wird also erst nach der Ausführung der Bohrungen und dem Setzen der Dübel an Wand oder Decke fixiert.

Mit Federklappen und Kippmechanismus

Die Klassiker darunter sind die Kipp- und Federklappdübel. Diese können relativ hohe Lasten aufnehmen, die gerade beim Einsatz in einer Gipskartonplatte als Ankergrund das Tragverhalten des Materials deutlich übersteigen können. Der Kipp- und Klappdübel wird durch das Bohrloch in die Hohlwand eingeführt und klappt die Befestigungsflügel aus beziehungsweise kippt und verkantet den Anker sodann hinter der Platte.

Meist aus Metall gefertigt, gibt es inzwischen auch Kunststoffvarianten. Mit dem Modell «Duotec» von Fischer sollen sich sogar Küchenhängeschränke anbringen lassen, während Kippdübel aus Metall vorwiegend für leichtere Anwendungen in der Decke eingesetzt werden. Ein Grund für die höhere Leistungsfähigkeit von «Duotec»: Mit einer Hülse aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die am Montageband aufgesteckt in das Bohrloch gedrückt wird, erhöht sich die Querlasttragfähigkeit der Befestigung, was so an einem kritischen Punkt für Linderung sorgt. Weiterer Pluspunkt: Durch die Anordnung des Materialmixes bei der Dübelkonstruktion können sowohl metrische Schrauben als auch solche mit Holzgewinde verwendet werden.

Ein farbenfrohes Modell mit etwas anderem Funktionsmechanismus dieser Dübelfamilie kommt aus England. «GripIt» ist für Gipskartonplatten erdacht und klappt seine Flügel auch in engen Spalten hinter der Platte aus. Die Durchmesser reichen von 15 bis 25 mm und sind je nach Modell für Spanplattenschrauben oder metrische Gewinde konstruiert. Der Hersteller gibt die maximale vertikale Last für den grössten Durchmesser mit beachtlichen 113 kg an.

Im dünnen Material verankert

Speziell für die rationelle Befestigung in Gipskartonplatten bieten nahezu alle Hersteller Dübel aus Kunststoff und Metall nach dem Schraubenprinzip an. Diese Varianten lassen sich in der Regel ohne ein Vorbohren direkt in einfach oder doppelt beplankten Gipskartonwänden platzieren, entweder mit einem Setzwerkzeug bei den Kunststoffmodellen oder mit einem Schraubenzieher-Bit für die Metallvarianten.

Der schnellen und einfachen Montagemöglichkeit sind aber auch Grenzen gesetzt. Sie belegt den unteren Rang der möglichen Lastwerte für Hohlraumbefestigungen. Für schwere Montagen, etwa von Hängeschränken, oder gar dynamische Belastungen ist der Dübeltyp nicht geeignet. Durch die Verankerung mittels Gewinde ist das Dübelprinzip ebenso wenig für eine Montage an der Decke oder durch eine geflieste Oberfläche erdacht. Müssen jedoch viele Haltepunkte und solche mit geringer Last in Gipskartonplatten gesetzt werden, gibt es wohl kaum eine wirtschaftlichere Lösung als die einfach einzudrehenden Schnellmontagedübel. Das Vorbohren vorausgesetzt, lassen sich diese auch in den festeren Gipsfaserplatten verwenden und bieten mit dem groben Gewinde ebenso in vielen weiteren Werkstoffen guten Halt. Dagegen gehören so manche Herstellerinfos bezüglich Demontierbarkeit eher ins Reich der Märchen. Beim Versuch, einmal so fest fixierte Dübel in einer Gipskartonplatte wieder herauszudrehen, wird bei den Kunststoffvarianten eher das Dübelmaterial zerstört, und die Metallvarianten verlieren sofort den Halt durch Zerspanung des Gipskartons. Deshalb gilt wohl eher: Gesetzt ist gesetzt. Die Befestigungsschraube ist dabei jederzeit demontierbar.

Hinter der Platte gespreizt

Metalldübel mit verspreizender Verankerung hinter der Beplankung sind eine universelle und tragfähige Alternative zu den beiden anderen Prinzipien. Die Hohlraum-Metalldübel sind in verschiedenen Längen erhältlich und können so auch als Besonderheit für die Durchsteckmontage in allen Plattenwerkstoffen eingesetzt werden. Der längsgeschlitzte Dübelkörper spreizt sich durch das Ziehen mittels einer Montagezange hinter der Platte und erzeugt so einen hohen Anpressdruck in Verbindung mit dem Rand auf der anderen Plattenseite. Befestigt wird mit Schrauben oder Haken mit metrischem Gewinde, wodurch die Verbindung jederzeit auch wieder verschleissfrei gelöst werden kann.

Wenn Kleinigkeiten entscheiden

Werden die Metalldübel in Gipskartonplatten montiert, ist der Einsatz einer Montagezange zwingend. Sonst fräst der Dübel wegen des Anfangswiderstandes der Spreizarme schlichtweg ein grosses Loch in die Platte. In festeren Werkstoffen kann die Spreizung auch einfach durch das Drehen der Schraube herbeigeführt werden. Entgegen mancher Herstellerangabe braucht es dafür jedoch einen entsprechend festen Plattenwerkstoff. Die Montagezangen sind in der Regel für alle Marken von Dübeln einsetzbar. Neben Ratschenzangen, die wenig Kraft benötigen, gibt es auch einfachere Zangen zur Montage.

Nach ähnlichem Prinzip funktionieren auch die Dübelgeschwister in Kunststoff. Oft als Universaldübel bezeichnet, haben diese keine Spreizarme, sondern verknoten sich durch das Eindrehen auf der Plattenrückseite. Entsprechend ist die Verschraubung dann nicht wieder demontierbar. Vorteil dabei ist, dass normale Spanplattenschrauben zur Befestigung verwendet werden können.

Auch für die Befestigung innerhalb der Plattenebene gibt es spezielle Dübel. Aufgrund einer kurzen Baulänge und entsprechend verkürzter Spreizzone am Ende des Dübels sind diese für Plattenwerkstoffe ab 6 mm Stärke gedacht. Bei geringeren Lasten und auch für einfache Beplankung mit Gipskartonplatten geeignet, kann die Vorsteckmontage mit normalen Spanplattenschrauben erfolgen.

www.wuerth-ag.chwww.hilti.chwww.sfs.chwww.fischer.dewww.mungo.swisswww.gripitfixings.comwww.bti.de

Tipps und Tricks

Lasten im Hohlraum befestigen

Wenn der Aufbau einer Trockenbauwand nicht exakt bekannt ist und etwa kräftige Metallhohlraumdübel eingesetzt werden sollen, ist es wichtig, die Dicke des Bauteils zu kennen. Nur so kann die richtige Dübellänge bestimmt werden, damit sich der Spreizanker rückseitig kräftig verspannen kann.

So kann man nach dem Bohren des ersten Loches einfach ein Stück Draht mit abgewinkeltem Ende durch das Loch führen und bis zum Anschlag zurückziehen. So lässt sich die Wandstärke leicht messen. Zur Not leistet auch eine Büroklammer gute Dienste.

Bei längeren zu befestigenden Bauteilen, zumal mit höherem Gewicht und auf wenig tragfähigen Gipskartonplatten, lohnt es sich, durch Abklopfen der Wandoberfläche die Lage der Verstrebungen zu lokalisieren. Unter Umständen kann direkt in die Unterkonstruk- tion geschraubt werden, wenn das Achsmass der Latten passt. In jedem Fall führt das Bohren und Setzen der nötigen Haltepunkte nahe einer Verstrebung zu einer höheren Festigkeit der Verankerung mit Hohlraumdübeln.

ch

Veröffentlichung: 22. März 2018 / Ausgabe 12/2018

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