Gekonnt kombiniert


Obwohl schon ein Unikat, erhält diese Massivplatte durch die Kombination noch mehr Wert. Bild: Noah J. Gautschi


Obwohl schon ein Unikat, erhält diese Massivplatte durch die Kombination noch mehr Wert. Bild: Noah J. Gautschi
Materialkombinationen. Der Werkstoff Holz lässt sich mit vielen anderen Materialien verbinden und ermöglicht auf diese Weise neue Gestaltungsformen. Die SchreinerZeitung hat sich umgesehen und ist auf interessante Objekte gestossen.
Dass der Schreiner seine Aufträge mit unterschiedlichen Werkstoffen ausführt und ergänzt, gehört zu seinem Beruf. Einige Materialien, wie zum Beispiel Mineralwerkstoffe oder Kunststoffe, kann er in seiner eigenen Produktion selbst verarbeiten. Für andere Werkstoffe, beispielsweise aus Glas, Metall, Filz oder Naturstein, arbeitet der Handwerker mit spezialisierten Partnern zusammen.
An den aktuellen Design- und Einrichtungsmessen war ein klarer Trend in die Richtung von kleinen, individuellen Möbelstücken erkennbar. Viele Designerinnen und Hersteller versuchen, durch das gezielte Kombinieren von unterschiedlichen Materialien in einem Möbelstück ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Dies macht es der Konkurrenz schwieriger, das Stück zu kopieren, und durch die Eigenständigkeit setzt es sich von der Masse ab.
Besonders bei Gewerbeausstellungen und regionalen Branchenmessen lassen es die Schreiner oftmals zünftig krachen, was die Gestaltung angeht. Sie setzen die verrücktesten Materialverbindungen und wildesten Formen in die Tat um und ziehen damit die Blicke der Besucher auf ihren Stand und ihr Handwerk. Fragt man bei den jeweiligen Schreinern nach, ob und wer sich solche Möbelstücke anschliessend anschafft, folgt meistens dieselbe Aussage. «Wir produzieren solche Unikate nur für unseren Messeauftritt und stellen sie anschliessend noch eine Zeit lang in unsere Ausstellung.» Der Kunde bekommt also meistens ein klassisches Möbelstück offeriert.
Solange die anfallenden Ausstellungs- und Produktionskosten durch solche Folgeaufträge gedeckt sind, ist das eine legitime Angelegenheit. Wenn der Schreiner mit seinem Fachwissen und Können solche Unikate in einer alltagstauglichen Variante herstellt, kann er seine Kundschaft überraschen und vielleicht einen Fuss in den neuen Markt der Designunikate stellen.
Der Schreiner arbeitet mit einem der edelsten Werkstoffe der Natur. Deshalb ist es bei der Auswahl von Kombinationsmaterialien wichtig, auf eine passende Qualität zu achten. Kommen Materialien zum Einsatz, die eine unangenehme Haptik aufweisen oder optisch das Werkstück abwerten, ist es schade um den getätigten Aufwand. Ebenfalls muss bei der Bearbeitung auf die fachliche Richtigkeit geachtet werden. So will zum Beispiel Metall eine schöne Schweissnaht, Glas eine saubere Kantenbearbeitung und Zement passende Fugen aufweisen, damit sie im Kombi fachlich funktionieren. Fehlt dieses Wissen in der eigenen Produktion, lohnt sich je nach Auftragsvolumen eine Verarbeitungsschulung oder Fremdvergabe solcher Arbeitsabläufe.
Ein Merkmal der aktuellen Designtrends ist die zurückhaltende und einheitliche Farbsprache und somit auch das gezielte Einsetzen von Stilelementen und Fremdmaterialien. Prinzipiell gilt die Regel, dass ein Werkstück aus höchstens einem oder zwei Hauptmaterialien bestehen sollte. Diese können anschliessend mit kleineren Applikationen oder Einsätzen vollendet und ergänzt werden.
In solchen Fällen bietet der enge Kontakt des Schreiners mit dem Kunden den Vorteil, auf individuelle Wünsche eingehen zu können. Der Schreiner kann beispielsweise Materialien, die im Wohnhaus schon verbaut sind oder die für den Kunden einen emotionalen Wert aufweisen, mit dem Werkstoff Holz in einem Werkstück kombinieren.
Bei den Werkstoffen, die zum Kombinieren infrage kommen, sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig sind, wie schon erwähnt, die passende Qualität, die fachmännische Verarbeitung und der gezielte Einsatz.
Metall ist dem Schreiner gut bekannt. Im Gastro- und Ladenbau wird viel mit CNS oder Aluminium gearbeitet. Bei Möbeln und Objekten spielt die Qualität der Verarbeitung eine zentrale Rolle. Einfache Bearbeitungen können spezialisierte Schreiner selbst ausführen. Sobald geschweisst, gebogen oder abgekantet werden muss, lohnt sich eine Fremdvergabe. So lassen sich mit einem Schlosser tolle Ergebnisse erzielen.
Glas ist ebenfalls ein Werkstoff, der vom Schreiner oft eingesetzt wird. Einfache Arbeiten, wie zum Beispiel Zuschnitte, kann der geübte Schreiner noch stemmen. Sobald jedoch Kanten sichtbar oder Ausschnitte nötig sind, braucht es den Glaser. Dieser garantiert eine optimale Qualität und Passgenauigkeit.
Zement wird zum einen traditionell in eine Form gegossen und anschliessend die Oberfläche bearbeitet. Zum anderen bieten einige Werkstoffhersteller Zement auf Trägerplatten, wie beispielsweise MDF oder Wabenplatten, an. Diese können vom Schreiner auf den Standardmaschinen bearbeitet werden. Kantenhersteller bieten neuerdings schon Echtzementkanten für die Kantenleimanlage an, womit auch Möbelfronten in 19-Millimeter-Stärke umgesetzt werden können.
Stein als Werkstoff kommt oft als Abdeckung bei Küchen oder Kommoden zum Einsatz. Zum Bearbeiten benötigt es Spezialwerkzeuge und das nötige Fachwissen. Hier sollte mit einem Steinmetz oder einem Steinhändler zusammengearbeitet werden. Neue Werkstoffe bestehen aus Steinfurnieren, die auf eine Wabenplatte geklebt sind. Dadurch verringert sich das Gewicht und es werden neue Anwendungsgebiete, wie beispielsweise Möbelfronten, möglich.
Fliesen bieten sich ebenfalls zum Kombinieren an. Auf den aktuellen Möbelmessen spielen die Hersteller und Designer momentan mit Kombinationen aus Abdeckungen, Fronten oder Rückwänden aus dem Keramikwerkstoff. Bei der Qualität der Fliesen ist darauf zu achten, dass die farbgebende Schicht nicht zu dünn ist. Ansonsten werden kleinste Kratzer und Oberflächenverletzungen sofort sichtbar.
Die Qualität der eingesetzten Materialien und die Verarbeitung sind entscheidend. Besonders auf die Verarbeitungsqualität kann der Schreiner direkt Einfluss nehmen und sollte dies unbedingt tun. Denn die korrekte und saubere Detailausführung wird bei der Kundschaft immer wichtiger. Deshalb lohnt es sich für den Schreiner, wenn er häufiger holzfremde Materialien verwendet, sich über die korrekte Bearbeitung gut zu informieren. Anschliessend kann der passende Verarbeitungspartner gesucht oder die eigene Produktion ergänzt werden. Für die Metall- oder Fliesenbearbeitung kann sich der Schreiner einen Arbeitsplatz im Betrieb einrichten.
Auf der Webseite der SchreinerZeitung sind weitere Fachartikel über Spezialwerkstoffe, Anwendungs- und Praxisbeispiele zusammengefasst.
www.schreinerzeitung.ch/dossiersVeröffentlichung: 22. Februar 2018 / Ausgabe 8/2018
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