Im Rahmen des Bettes

Das Modell Wolke 7 besteht aus Steckverbindungen ... Bild: Ralph Steiner

Betten.  Früher wies die Bettstatt oft ein Fuss- und ein Kopfteil auf, welche über die Bettladen miteinander verbunden wurden. Viele der heute auf dem Markt erhältlichen (Design)-Betten haben nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Konzept gemeinsam.

Wenn ein Bett entsteht, dann legt der Schreiner in der Regel beim Bettrahmen Hand an. Obwohl: Bettrahmen ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck, fallen moderne Betten doch teilweise nicht unbedingt durch einen Rahmen auf.

Doch auch der, der einen «klassischen» Rahmen mit Füssen bauen will, hat gleich mehrmals die Qual der Wahl. Bei der Planung eines Bettes ist einmal die Höhe des Rahmens entscheidend, muss hier doch die Unterfederung hineinpassen, auf welche schliesslich die Matratze zu liegen kommt. Je nach eingesetztem Bettsystem tragen diese beiden Elemente mehr oder weniger auf. Hier gilt es zu beachten, dass Matratzen im Laufe der Zeit immer dicker geworden sind. Eine gute Bico-Matratze beispielsweise misst heute um die 25 Zentimeter. Die Höhe ihres Einbaus ist entscheidend für die endgültige Sitz- oder Liegehöhe des Bettes. Die Auflage für den Lattenrost kann unterschiedlich ausgeführt sein. Von seitlich angebrachten Auflageleisten über Auflagewinkel in den Ecken bis zu Quertraversen ist alles möglich. Bei seitlichen Auflageleisten oder Auflagewinkeln wird in der Regel ab einer Bettbreite von 160 Zentimetern eine Mitteltraverse angebracht. An dieser sind oft weitere Stützfüsse befestigt, sodass das Bett in der Mitte nicht durchhängt. Wer in seinen Rahmen einen Motorenrost einbauen will, der entscheidet sich für Quertraversen. In dem Fall muss er zwingend die dafür vorgesehenen Masse einhalten.

Betthöhe und Kopfteil

Wie hoch ab Boden der Rahmen liegt, kann mit dem Kunden definiert werden. Die Sitzhöhe eines Bettes bewegt sich im Bereich von ungefähr 30 bis 50 Zentimetern. Ältere Menschen dürften sich über ein erhöhtes Bett freuen, das ihnen beim Aufstehen hilft. Der Vorteil des Schreiners liegt hier darin, dass er die Beine stufenlos ablängen kann. Im Möbelhandel werden diese oft im 5-Zentimeter-Raster angeboten. Es gibt aber ab und an auch die Möglichkeit, die Rostauflagen an der Innenseite des Rahmens verschieden hoch anzubringen. Dafür können allenfalls Einschraubmuffen in einem definierten Raster angebracht werden. So hat die Person auch nachträglich die Möglichkeit, den Bettinhalt an ihre Bedürfnisse anzupassen.

Wenn die Kundschaft gerne im Bett liest, kann ein Kopfteil gefragt sein. Die Höhe des Kopfteils zu definieren, ist gar nicht so einfach, schliesslich muss es statisch schlüssig sein. Aus diesem Grund gibt es im Handel keine übermässig hohen Kopfteile, auch wenn das hie und da vom Kunden gewünscht wird. Am einfachsten ist es, wenn das Kopfteil senkrecht nach oben ragt. Dann kann es allenfalls sogar aus dem Bettrahmen entspringen. Soll das Kopfteil zwecks grösserer Bequemlichkeit leicht schräg nach hinten neigen, sieht das Ganze komplizierter aus. Da gibt es diverse Systeme der Anbindung, auch metallfreie. Sinnvoll ist es, einen Winkel zwischen 10 und 15° zu wählen. Dieser kommt auch bei Rückenlehnen von Sitzgelegenheiten oft zum Einsatz.

Wie auf Wolke sieben

Wolke 7 lautet der passende Name für das Bett des gelernten Schreiners Ralph Steiner aus Tscherlach SG. Er ist im Rahmen seines Labels Raïna auch als Gestalter tätig und hat sich das Ziel gesetzt, Arbeiten aus Arvenholz eine moderne Formensprache zu verleihen. Beim Bett Wolke 7 ist ihm das zweifellos gelungen. Die Konstruktion aus unbehandeltem Arvenholz besteht aus sieben Brettern, die lediglich im Sinne einer Überblattung zusammengesteckt werden und so nicht nur die Fassung für ein geeignetes Bettsystem, sondern gleich auch den Sockel beziehungsweise die Rostauflage bilden. Durch seine Konstruktion ist das Bett werkzeuglos aufzustellen und – bei Betten ein wichtiger Aspekt – nach Bedarf auch wieder zerlegbar. Wolke 7 benötigt weder Beschläge noch Leim. Die einzelnen Bretter sind ganz aus dem Baum geschnitten. Dass sie sich auch bei kleinen Feuchtigkeitsveränderungen nicht biegen, sei vor allem der sorgfältigen Holztrocknung zu verdanken, erklärt Steiner. Zudem sei das Holz der Arve – auch Königin der Alpen genannt – in dieser Hinsicht «gnädig», weil ruhig. Die herstellende Schreinerei Frars Hohenegger aus Fuldera GR weist rund 100 Jahre Erfahrung im Umgang mit Hölzern aus der Region auf. Das Holz der Arve gehört dazu.

Gittermässig anpassungsfähig

Das Scherenbett 990 von Thut Möbel kommt gänzlich ohne einen begrenzenden Rahmen aus. Hier bilden die Fläche des Scherengitters sowie die daran angebrachten Noppen die Begrenzung. Diese kann variieren: Dank dem Scherenprinzip verändert man den Gitterrost nämlich nach Bedarf kinderleicht in seiner Grösse. Das erlaubt dem Benutzer, zwei Matratzen aufeinanderzustapeln und bei einem allfälligen Besuch das Bett zu einem Doppelbett auszuziehen und die Matratzen nebeneinander zu le- gen. Oder anders ausgedrückt: Durch das Schichten der Matratzen kann aus einem Doppelbett ein Einzelbett oder eine Sitzgelegenheit entstehen. Wenn man das Bett vollends auszieht, ist es auch möglich, zwei Matratzen längs hintereinander auf dem Gitterrost zu platzieren. Wer das Bett ganz zusammenfaltet, der kann es bequem transportieren.

Das Scherenbett wurde von Kurt Thut im Jahr 1990 entworfen. Heute leitet sein Sohn, Benjamin Thut, die Geschicke der Firma im zürcherischen Buchs.

Stapeln, was das Zeug hält

Bereits seit dem Jahr 1966 gibt es die Stapelliege von der Müller Möbelwerkstätte im deutschen Bockhorn. Entworfen hat sie Designer Rolf Heide. Die zerlegbare Stapelliege besteht aus vier Holzteilen, Rollrosten, Matratzen und Verbindungselementen. Sie ist raumsparend, weil mehrere Elemente übereinandergestapelt werden können. Damit passt sie besonders gut in Gästezimmer, in Single- und Studentenwohnungen oder auch in Kinderzimmer. Während die ersten Stapelliegen aus Naturholz gefertigt wurden, ist heute hauptsächlich Schichtholz mit entsprechender Melamin-Beschichtung im Einsatz. Damit kann die Stapelliege mit einer grossen Auswahl an Farben angeboten werden. Wahlweise sind Breiten von 80 bis 180 Zentimetern und Längen von 190 bis 220 Zentimetern möglich. Ab einer Breite von 140 Zentimetern wird ein Mittelholm empfohlen, um den Lattenrost mittig zu stabilisieren. Die Stapelliege ist in der Variante Klassik sowie in der um 4 Zentimeter erhöhten Variante Komfort erhältlich. An der Innenseite der längs laufenden Bettladen sind Löcher zur Befestigung von Aluwinkel für die Aufnahmen des Lattenrostes angebracht. Je nachdem, wie man die Aluwinkel befestigt, ergibt sich beim Stapeln der Betten mehr oder weniger Raum für Lattenrost und Matratze. Werden die Winkel identisch montiert, ergibt sich bei der Version Komfort ein Zwischenraum von 200 Millimetern.

Mit dem Seil verfestigt

Das Bett Seiltänzer von Nils Holger Moormann kombiniert Leichtigkeit mit Stabilität. Seit rund vier Jahren ist es im Angebot des Möbelverlags aus Aschgau im Chiemgau in der Nähe der deutschen Stadt Rosenheim. Das Unternehmen ist immer auf der Suche nach Möbelkreationen, denen eine spezielle Idee zugrunde liegt. Beim Bett Seiltänzer legte Nils Holger Moormann gleich selber Hand an. Das Gestell von Seiltänzer ist äusserst filigran. Besonders gestaltet sich seine Machart: Die Beine aus nitriertem Stahl enthalten oben Löcher, in welchen ein Polyester-Vectran-Seil in roter oder schwarzer Farbe zum Zuge kommt. Das Seil zieht nicht nur die Beine an die Rahmenkonstruktion, es verfestigt gleichzeitig den auf Gehrung geschnittenen Winkel. Die Spannung über das Seil kann mit einem Sechskantschlüssel definiert werden. Der Bettrahmen ist in Esche gehalten. Beim Bett Seiltänzer können die einzelnen Materialien einfach getrennt und deshalb optimal dem Recycling zugeführt werden. Im selben Konstruktionsprinzip ist bei Nils Holger Moormann auch ein Tisch mit gleichem Namen erhältlich.

Natürlich mit Schichtung

Wer weitgehend ohne Chemie und in metallfreier Umgebung schlafen will, für den sind Naturbettsysteme eine gute Wahl. Naturbettsysteme wie beispielsweise das Hüsler Nest bestehen aus verschiedenen Ebenen. Zuunterst kommt der Auflagerahmen. Er wird am Bettrahmen fixiert und bildet die Basis des Bettaufbaus. Auf dem Rahmen liegt das sogenannte Federelement. Bei Hüsler Nest heisst dieses Liforma. Das Besondere an Naturbetten ist die Tatsache, dass das Federelement einen Grossteil der Federwirkung übernimmt und die darauf liegende Matratze nur relativ dünn gewählt werden kann. Letztere ist in der Regel aus Naturkautschuk, welcher der Bett-Philosophie am ehesten entspricht. Das Naturbettsystem schliesst zur schlafenden Person hin mit einer klimaregulierenden Auflage ab. Die Auflage kann aus diversen Materialien bestehen. Dennoch ist reine Schafschurwolle zuweilen das Mass aller Dinge, denn sie verfügt über eine natürliche Thermoregulation, ist hygienisch und selbstreinigend.

www.bico.chwww.raina.chwww.thut.chwww.muellermoebel.dewww.moormann.dewww.huesler-nest.ch

Der Schlaf in Zahlen

Laut der Studie «So schläft die Schweiz» des Traditionsunternehmens Bico aus Schänis SG haben Schweizerinnen und Schweizer spezifische Vorlieben, wenn es ums Schlafen geht. Die für den Schreiner wohl wichtigste Aussage lautet, dass sich rund 85 % der Befragten «klassisch» auf Lattenrost und Matratze bettet. Weitere Auszüge aus der Studie: Das Boxspringbett ist im Tessin beliebter als in den restlichen Kantonen. Zwei Drittel der befragten Personen schlafen auf der Seite ein, wobei die Wahrscheinlichkeit dafür im Alter zunimmt. Gut ein Viertel schläft innert fünf bis zehn Minuten ein. Aus medizinischer Sicht gelten rund 20 Minuten Wachliegen bis zum Einschlafen als Norm. Kleine Kinder und ältere Personen brauchen oft länger. Das optimale Schlafklima liegt bei einer Raumtemperatur von 16 bis 18 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 %.

Bettsysteme

Eine passende Unterlage für jedes Bett

Für den Schlaf entscheidend ist normalerweise nicht das Bett selber, sondern der Bettinhalt. Auf dem Markt gibt es zahlreiche Bettsysteme. Vier wichtige seien hier kurz vorgestellt.

Der Klassiker

Der Lattenrost mit entsprechender Matratze gilt als Standard in Schweizer Schlafzimmern. Bis heute ist der Latten- rost mehrfach und von diversen Firmen weiterentwickelt worden, so- dass er je nach Modell nur noch entfernt an den ursprünglichen Lattenrost erinnert. Unlängst heimste Bico für seinen neuen Bico-Flex mehrere Design-Auszeichnungen ein. Den Bico-Flex-Lattenrost gibt es in verschiedenen Ausführungen, auch motorisiert. Durch die anpassungsfähige Liegefläche stellt sich der Lattenrost dynamisch auf verschiedene Körpertypen und Liegepositionen ein. Die Federelemente bestehen aus TPE-E, einem Thermoplasten, der zugleich elastomere Eigenschaften aufweist. Die Schulterelemente sind mit ermüdungsfreien Glasfaserstäben durchsetzt. Gefasst ist die Technologie in einem Aluminiumrahmen. Unabhängig vom Lattenrost spielt auch die Matratze einen wichtigen Bestandteil in diesem klassischen Gespann. Auch hier gibt es eine grosse Auswahl, von Taschenfederkern über Schaumstoff-Architekturen bis hin zu Matratzen aus Naturfasern oder Kautschuk. Zuweilen werden auch viscoelastische Schäume mit Memory-Funktion eingesetzt.

Für luftige Träume

Auch auf Luft lässt es sich gut schlafen. Dabei haben moderne Luftbetten wie beispielsweise das System Airsleep von der gleichnamigen Firma aus Höri nicht viel mit der weitverbreiteten Luftmatratze zu tun. Es handelt sich hier vielmehr um ein über Jahre ausgeklügeltes System aus verschiedenen (Luft-)Kammern und geeigneten Bezügen, das besonders den Rücken entlasten soll. Airsleep ist aus der Marke Airlux hervorgegangen, welche im Jahr 1994 gegründet wurde. Das Luftschlafsystem eignet sich gemäss Hersteller für jede Person, da es sich optimal an den Körper anpasst. Eine Spezialität von Airsleep besteht darin, dass das Bett von weich bis fest individuell einstellbar ist – unabhängig von irgendwelchen Abstufungen. Das Airsleep-Luftschlafsystem pumpt sich zudem automatisch und lautlos auf das vom Kunden eingestellte Niveau. Damit bleibt der eingestellte Luftdruck stets vorhanden. Der Aufpump-Vorgang geschieht ohne Strom und ohne Motor.

Auf Wasser gebettet

Die Firma Aqua Dynamic gibt es seit dem Jahr 1982. Sie stellt also in der Schweiz seit rund 40 Jahren Wasserbetten her und hat daher fundierte Erfahrung, wenn es darum geht, auf Wasser zu liegen. Die stufenlose Temperaturregulierung gilt als eine Besonderheit des Systems Wasserbett. Damit kann eine solche Schlafstätte im Winter wohlig warm, im Sommer angenehm kühl gehalten werden. Das moderne Wasserbett ist auf Knopfdruck auch in seiner Festigkeit veränderbar. Es besteht also die Möglichkeit, seine Matratze problemlos und sofort auf das momentane Befinden einzustellen. Auch auf Veränderungen des Körpergewichts kann reagiert werden. Erfolge verzeichnet das Wasserbett ebenfalls bei Personen mit Rückenbeschwerden, denn es verhindert Druckstellen, kann aber dort, wo es nötig ist, aktiv stützen. Wasserbetten von Aqua Dynamic sind in bestehende Bettrahmen integrier- bar. Da dieses Wasserbett einen eigenen tragenden, um 20 Zentimeter zurückversetzten Unterbausockel aufweist, hat der Bettrahmen – wenn er denn überhaupt gewünscht wird – lediglich noch dekorativen Charakter.

Das Boxspring

Das Boxspringbett ist gemeinhin auch als amerikanisches Bett oder Kontinentalbett und – in unserem Sprachraum – als Kastenmatratze bekannt. Es besitzt statt eines Lattenrosts ein gefedertes Untergestell, die eigentliche Box, welche ursprünglich mit Metallfedern versetzt worden war. Je mehr Federn die Box grundsätzlich aufweist, desto punktelastischer ist die Konstruktion, was die Druckentlastung und damit das Wohlbefinden der schlafenden Person fördert. Auf die Unterfederung kommt eine extra für Boxspringbetten angefertigte Matratze zu liegen, deren Dämmsystem in der Regel auch mit Federn arbeitet. Zuoberst schliesst das Boxspringbett mit einer Matratzenauflage, dem sogenannten Topper, ab. Sie ist mit einem Füllstoff versehen, der für ein angenehmes Liegegefühl sorgt.

Michael Wyss, MW, MW

Veröffentlichung: 11. Mai 2023 / Ausgabe 19/2023

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