Immer eine Reise wert


Bild: Christian Härtel Neu von Philippe Starck für Andreu World: Der Formholz-Stuhl «Adela Rex» besteht aus drei Teilen.


Bild: Christian Härtel Neu von Philippe Starck für Andreu World: Der Formholz-Stuhl «Adela Rex» besteht aus drei Teilen.
Supersalone 2021. Noch bis morgen Freitag findet in Mailand die Ersatzveranstaltung für den ausgefallenen Salone del Mobile statt. Die Schreinerzeitung hat sich vor Ort am Supersalone umgesehen und einige Fundstücke von der kuratierten Ausstellung mitgebracht.
«Supersalone» scheint ein grosser Titel zu sein. Vor allem, wenn es sich dabei um eine Art «Notausgabe» des Salone del Mobile handelt. Nachdem die Topveranstaltung der Branche zwei Mal hintereinander wegen der Pandemie ausgefallen war, wollte die Design- Branche dem etwas entgegensetzen. Schliesslich ist der Salone nicht einfach eine Messe. Er ist der Treffpunkt für Interieur-Design, weit über Europa und auch über das blosse Möbeldesign hinaus.
Super war der Salone dieser Tage zunächst schon deshalb, weil er stattfinden konnte. So mancher Aussteller gab vor Ort im Gespräch zu bedenken, dass man sich bis kurz vor Veranstaltungsbeginn nicht wirklich sicher war, ob denn das Ganze auch wirklich stattfinden könne. So richtig klar war bis zuletzt auch nicht, was die Besucherschaft vor Ort erwartet. Zu vernehmen war im Vorfeld lediglich, dass es sich um eine kuratierte Ausstellung handle. Erst auf dem Ticket war ersichtlich, dass es sich beim Ort des Geschehens um die Hallen 1 bis 4 handelt, was ganz grob einem Fünftel der sonst ausgebuchten Gesamtfläche entspricht.
Doch durch das Konzept der kleinen und gleichartigen Standpräsentationen fanden viele grosse und kleinere Namen ihren Platz, auch wenn durch die begrenzten räumlichen Verhältnisse nur ein kleiner Teil der Kollektionen und Neuheiten zu sehen war. Die Kuratoren haben immer wieder junge Designer zwischen den gestandenen Marken platziert, was die Ausstellung bereicherte. «Man musste sich um eine Präsentationsfläche bewerben. Dafür ist der Stand kostenfrei geblieben», erzählt Produktdesignerin Martha Schwindeling aus Berlin, die auch sonst regelmässig in Mailand ihre neuen Arbeiten zeigt.
Und Neues gibt es durchaus zu vermelden aus den Designerstudios und den Werkstätten der Möbelhersteller. So mancher Aussteller hat neue Kollektionen, weitere Materialisierungen der bestehenden Linien oder gar, wie etwa der stets innovative Hersteller Lago, eine limitierte Edition aufgelegt. Extra für den Supersalone, versteht sich. Aus der Schweiz waren der Polstermöbelproduzent De Sede und der Gerätehersteller V-Zug vor Ort.
Äusserst gemischt ging es zu in den Hallen. Küchen, Bäder, Armaturen, Teppiche, Polstermöbel, Luxusmarken, Lichthersteller, Textilien bis hin zu Türdrückern: Auch für Schreiner gab es eine Menge zu entdecken und Strömungen aufzunehmen.
Dem geübten Messegänger blieb kaum verborgen, dass die Vielfalt an verwendeten Materialien für ein munteres Kombinieren der Einrichtung derzeit Stand des ästhetischen Empfindes zu sein scheint. Dazu gehören etwa metallische Oberflächen mit farbigen Verläufen, Schattierungen aller Art in Kupfer, Messing, Silber, Bronze, Stahl oder Eisen. Mit dem Metall einher gehen kleine Querschnitte und dünne Flächen, die dann wieder mit hölzigen Akzenten versehen werden.
Auch echte Steine und Reproduktionen, vor allem von Marmor, scheinen nach wie vor beliebt. Überraschend war, dass die Kunststoffoberflächen und HPL in Marmor-Optik häufig anzutreffen waren. Vereinzelt suchen die Möbelproduzenten nach besonderen Steinen, neuen Farben oder besinnen sich auf das typisch italienische Gestein Travertin.
Die Hölzer scheinen überwiegend ruhig, dunkel und eher «gedeckt» eingesetzt zu werden. Die Omnipräsenz von Eiche war am Supersalone nicht mehr mit der Wucht der vergangenen Veranstaltungen zu vernehmen, auch wenn die Eiche in den dunklen Varianten auch weiterhin eine gewichtige Rolle spielen dürfte.
Solche Strömungen sind wichtig wahrzunehmen, da es sich um global wirksame Trends handelt, wenn in Mailand Mehrheiten für bestimmte Ausführungen und Materialisierungen zu vernehmen sind. Doch für solche Trendaussagen war der Supersalone am Ende doch zu klein, aber wie immer durchaus eine Reise wert.
www.salonemilano.itVeröffentlichung: 09. September 2021 / Ausgabe 37/2021
Nachwuchsstar. 2022 wurde Simone Scozzi an der Holzmesse als «Schreiner Nachwuchsstar» ausgezeichnet. Der heute 33-Jährige aus Leimbach AG war von seinem Erfolg und der Aufmerksamkeit überrascht. Im Nachhinein würde er beim Sideboard einiges anders machen.
mehr
Rekonstruktion Armlehnstuhl. Der Schweizer Architekt Elia Schneider hat den verschwundenen Armlehnstuhl des bedeutenden Baumeisters Heinrich Tessenow rekonstruiert und eine Kleinserie realisiert. Damit ist das Möbel zurück, leibhaftig erhalten für die Nachwelt – wie schön!
mehr
PaidPost. Das Handwerk ist in der afrikanischen Kultur verwurzelt. Am Design-Wettbewerb der Borm-Informatik AG in Zusammenarbeit mit der Stiftung SOS-Kinderdorf haben Lernende aus Niger ihr Können bewiesen und sich so ein Stipendium gesichert.
mehr