Lehrstellen schaffen und erhalten

Am alljährlichen Sommermeeting erarbeiten die Lernenden in 30 Minuten ein Projekt. Bild: Schreinermacher

Schreinermacher.  Der Lehrbetriebsverbund Schreinermacher will sich von der zürcherischen zur gesamtschweizerischen Institution entwickeln und hat deshalb den Zusatz «SVZ» im Namen abgestossen. In diesem Jahr feiert der Verbund überdies sein 15-jähriges Bestehen.

Der Lehrbetriebsverbund Schreinermacher mit Sitz in Dübendorf ZH hat das Kürzel SVZ aus seinem Namen entfernt. Dies nicht etwa, weil man sich vom Gründer, dem Schreinermeisterverband Kanton Zürich (SVZ), distanzieren wollte, sondern um sich gegenüber weiteren Sektionen und Betrieben zu öffnen. «Mittelfristig möchten wir unser Verbundnetz erweitern und im grösseren Rahmen die Attraktivität der Lehrstellen fördern. Interessierte Betriebe oder Sektionen können sich gerne melden», sagt Geschäftsführer Christian Mettler (Bild).

Der Lehrbetriebsverbund Schreinermacher ist als Verein organisiert und besteht aus Schreiner- und Drechslerbetrieben. Das Hauptziel der rund 50 Mitglieder ist es, Lehrstellen zu erhalten und neue zu schaffen. Dabei werden die Betriebe stark entlastet. Die Schreinermacher-Geschäftsstelle übernimmt für die Betriebe die Selektion der Lernenden, die sich bewerben, administrative Aufgaben und die Begleitung und Unterstützung während der Ausbildung.

Verbund übernimmt die Auswahl

Über 120 Jugendliche bewerben sich jährlich bei Schreinermacher für eine der ungefähr zehn Lehrstellen, die derzeit pro Jahrgang vergeben werden können. Bei der Auswahl ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Zuerst wird ein Vorstellungsgespräch durchgeführt, bei dem die Motivation ergründet und die Formalitäten erledigt werden. Danach folgt ein ganztägiger Eignungstest in einem überbetrieblichen Kurszentrum. Dabei wird mit Zeitdruck gearbeitet, und die Bewerber sehen bei den Mitbewerbern, wo sie stehen.

Die Betriebe sehen die ausgewerteten Dossiers ein und entscheiden, wen sie zum Praktikum einladen. Während des Praktikums wird abgeschätzt, ob der Bewerber in den Betrieb passt. Entscheiden sich der Betrieb und der Bewerbende für eine Zusammenarbeit, erstellt der Verbundleiter den Lehrvertrag. Das ganze Auswahlverfahren ist ein Mehrwert für die Betriebe, denn für sie entfällt die zeitaufwendige Selektion.

Die Mitgliedsbetriebe sind teilweise spezialisiert und ergänzen sich durch ihre Tätigkeiten. Sie können dank des Rotationsprinzips Lernenden auf den Stufen EFZ und EBA eine umfassende Ausbildung mit beruflicher Praxis bieten. Über die Hälfte der Lernenden absolviert eine dreimonatige Kurzrotation. Dies aufgrund der steigenden Zahl an Mitgliedsbetrieben, die für die Lehre sämtliche Handlungskompetenzen anbieten. Zudem möchten die Betriebe ihre Investition in die Lernenden selber nutzen können. Die Kurzrotationen dienen hauptsächlich der Persönlichkeitsentwicklung und Vertiefung der fachlichen Kompetenzen. Hat ein Lernender den Wunsch, sich beispielsweise in Richtung Montage oder Fensterbau zu spezialisieren, wird versucht, dies während der Lehrzeit zu ermöglichen.

Förderung der Persönlichkeit

Während der Ausbildung werden die Lernenden eng begleitet. Dazu gehören nicht nur die quartalsweise geführten Qualifikationsgespräche mit dem Ausbildner und dem Lernenden vor Ort, sondern verschiedene Events, Wettbewerbe und Schulungen. Der Verbund führt jährlich zwei Weiterbildungstage im Wald durch. Dabei geht es um die Persönlichkeitsentwicklung, die durch Übungen alleine oder im Team gefördert wird. «Dank der Förderprogramme und der Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle wird mein Alltag als Ausbildner entlastet, und ich kann mich um die fachliche Ausbildung kümmern», sagt Maximilian Brand (Bild), Ausbildner und Produktionsleiter der Fenster Fabrik Albisrieden und Schreinermacher-Vorstandsmitglied.

Schweizweite Talentförderung

Seit vier Jahren führt der Verein Schreinermacher jährlich einen Wettbewerb zur Förderung der Lernenden und der Lehrbetriebe durch. Dieses Jahr konnte er dank des Hauptsponsors, der Koch Group, erstmals in drei Landessprachen durchgeführt werden. «Unser Ziel ist es, die Lehrstellenförderung über Sponsorengelder zu decken. Auch deshalb ist der Schritt der Öffnung strategisch sehr wichtig für uns», sagt Geschäftsführer Christian Mettler.

Der ganze Lehrbetriebsverbund funktioniert selbstfinanziert, er bezieht keine Subventionen. Die Ausbildungsbetriebe zahlen monatlich, je nach Anzahl Lernender und Lehrjahr, einen fixen Beitrag an die Geschäftsstelle. Mit diesem werden der Lehrlingslohn, die Kosten für die überbetrieblichen Kurse, das Selektionsverfahren und die Geschäftsstelle finanziert.

www.schreinermacher.swiss

sz

Veröffentlichung: 12. November 2020 / Ausgabe 46/2020

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