Liebling, ich habe den Kran geschrumpft


Minikrane bieten dieselben Funktionen wie ihre grossen Brüder. Bild: Philipp Heidelberger


Minikrane bieten dieselben Funktionen wie ihre grossen Brüder. Bild: Philipp Heidelberger
Transport. Minikrane kommen auf den Baustellen vermehrt zum Einsatz, oft auch für die Montage von Fenster- und Glaselementen. Die kompakten Maschinen ermöglichen Herangehensweisen, die mit konventionellen Mitteln undenkbar wären – ein Überblick.
Moderne Fenster und Verglasungen sind schwer – immer häufiger sogar sehr schwer. Die Ursachen dafür sind hinlänglich bekannt: Aufgrund der Energievorschriften sind Dreifachisolierverglasungen an der Tagesordnung, und die Elemente werden in ihren Abmessungen immer grösser. Dies schafft nicht nur Probleme bei der Konstruktion und den Beschlägen, auch die Montage dieser Schwergewichte entwickelt sich zu einer Herausforderung. Ohne Hebevorrichtungen oder einen Kran lassen sich die Teile kaum noch bewegen.
Vermehrt kommen dafür sogenannte Mini-krane zum Einsatz. Dabei handelt es sich um kompakte Maschinen mit drehbarem Kranausleger, ausfahrbaren Stützen und einem Raupenfahrwerk. «Vor allem Kranfirmen rüsten im Moment stark in diesem Bereich auf», sagt Christian Eggenberger von der Arbor AG aus dem bernischen Boll. Das Unternehmen verkauft und vermietet Minikrane des Herstellers Jekko.
Auch die Feldmann AG, eine Transportspezialistin aus dem glarnerischen Bilten, spürt die Nachfrage: «Wir haben vor vier Jahren mit 2 Minikranen angefangen, heute haben wir 13 Stück im Einsatz», sagt Jürg Balli. Er schätzt, dass etwa die Hälfte aller Minikran-Einsätze im Bereich von Glas- und Fenstermontagen liegt.
Der grosse Vorteil dieser kleinen Krane ist, dass sie auch bei sehr engen Platzverhältnissen oder an schwer zugänglichen Stellen eingesetzt werden können. Also überall dort, wo gewöhnliche Mobilkrane nicht hinkommen.
Dank dem Raupenfahrwerk sind auch unwegsames Gelände und Steigungen kein Problem. Und die Raupen ermöglichen ein Manövrieren auf geringstem Raum. Dafür lassen sie sich seitlich einfahren, bei einigen Modellen reduziert sich so die Breite auf unter 800 mm. Mit komplett eingeklappten Stützen und Auslegern messen die Maschinen in der Höhe teilweise weniger als 2000 mm. Entsprechend können sie auch Türen passieren, was den Einsatz in Innenräumen ermöglicht. «In vielen Fällen liefern wir die Krane deshalb mit den weissen Raupen aus, diese hinterlassen auf dem Boden keine schwarzen Spuren», sagt Chris- tian Eggenberger.
Selbstverständlich muss dabei das Eigengewicht der Maschine berücksichtigt werden. Dieses beträgt auch bei den kleinsten Modellen 1450 kg und mehr. Das ist aber immer noch wesentlich weniger als bei gewöhnlichen Pneu- oder Lastwagenkranen. Die kleinen Krane können deshalb auch auf zugedeckten Tiefgaragen eingesetzt werden, wofür ihre grossen Brüder viel zu schwer sind.
«Wir haben auch schon Minikrane inklusive des ganzen Bau- und Montagematerials mit einem Pneukran an unzugängliche Stellen gehoben», erzählt Jürg Balli. Dort können sie unabhängig ihre Arbeit verrichten und dann wieder abgeholt werden. Das minimiert die Wartezeiten und somit auch die Kosten für Lastwagen- und Pneukrane.
Für vollständige Unabhängigkeit sorgt ein integrierter Diesel- oder Benzinmotor, der den Kran mit Energie versorgt. Zusätzlich kann er aber auch mit einem 230-V- oder 400-V-Stromanschluss ausgerüstet werden. Elektrisch betrieben, verursachen die Krane kaum Geräusche, und auch das Arbeiten in geschlossenen Räumen ist kein Problem. Mit der niedrigeren Spannung ist allerdings die Geschwindigkeit der Kranbewegungen reduziert. Im Gegenzug wird keine spezielle Steckdose vor Ort benötigt.
Obwohl Minikrane relativ kompakte Masse aufweisen, haben sie es in sich: Je nach Hersteller und Modell können sie Lasten von etwa 1 t bis hin zu 7,5 t heben. Wie immer in diesem Bereich ist die maximale Hebelast bei ausgefahrenen Stützen und eingefahrenem Ausleger angegeben. Je weiter dieser ausgefahren wird, desto mehr reduziert sich die Hebelast, dies kann in entsprechenden Diagrammen abgelesen werden.Dafür handelt es sich bei den Auslegern um vollwertige, hydraulische Teleskopausleger.
Die kleinsten Modelle haben ausgefahren eine Länge von etwa 6 m, die grössten bringen es auf fast 18 m. Mit zusätzlich montierbaren Auslegern kann die Reichweite und die Flexibilität noch weiter erhöht werden. Dazu lässt sich der Teleskoparm an seiner Spitze mit entsprechenden Befestigungspunkten und hydraulischen sowie elektrischen Anschlüssen ausrüsten. Eine hydraulische Seilwinde kann ebenfalls montiert werden.
Für den Fenster- und Fassadenbau ist insbesondere der Einsatz von Vakuumsaugern ein wichtiges Kriterium. Auf dem Markt sind grundsätzlich zwei Systeme verfügbar, beide haben Vor- und Nachteile:
Dank dem Raupenfahrwerk kann man mit Minikranen ausserdem Gegenstände über kurze Distanzen transportieren – das aber nur, solange der Teleskoparm vollständig eingefahren ist.
Selbstverständlich überwachen Sensoren permanent die Sauger und den allfälligen Akku. Bei nachlassender Saugkraft oder schwachem Akku erhält der Bediener umgehend einen Alarm.
Wichtig ist auch hier das Eigengewicht der Saugerkomposition, um dieses reduziert sich dann die Traglast des Krans. Ebenfalls eine Rolle spielt, ob die Komposition in einem geschlossenen Raum oder draussen eingesetzt wird. Aufgrund der Witterungseinflüsse – insbesondere des Windes – geben die Hersteller für den Aussenbereich eine wesentlich tiefere Traglast für die Vakuumsauger an.
Auch der Minikran selbst wird elektronisch überwacht. So ist der Bediener permanent darüber im Bild, in welcher Position sich der Ausleger befindet, ob die Stützen in Ordnung sind, wie viel die angehängte Last wiegt und wo die Traglastgrenze liegt.
Obwohl sich die Geräte sehr einfach bedienen lassen und sie mit zahlreichen Sicherheitseinrichtungen versehen sind, empfiehlt es sich, einen erfahrenen und ausgebildeten Kranführer zu engagieren. Unter bestimmten Umständen darf zwar auch eine nicht ausgebildete Person einen Minikran steuern, davon rät Christian Eggenberger aber ab: «Sicherheitstechnisch muss man einiges beachten. Und wenn etwas passiert, dann kann es zu gravierenden Personen- und Materialschäden kommen.» Ein erfahrener Kranführer arbeitet ohnehin effizienter, zumal die Bedienung doch auch einiges an Fingerspitzengefühl erfordert.
Für einen Profi muss man etwa mit einem Stundenansatz von 100 Franken rechnen. «Wir schauen uns die Situation immer vor Ort an und erarbeiten dann das schnellste und preiswerteste Vorgehen», sagt Jürg Balli. Hinzu kommt die Miete für den Kran, die Preise beginnen hier je nach Anbieter und Kran bei ungefähr 250 Franken pro Tag. Die Kranunternehmen bieten auch pauschale Lösungen an, vom Transport über den Kran bis hin zur Montage. Das ist etwa für das Auswechseln eines einzelnen Glases besonders interessant. Denn der Minikran ist nur ein Teil der Arbeit: Das ganze Materialhandling bis zum Montageort, die Baustellenzufahrt und allfällige Pufferzonen müssen ebenfalls organisiert werden. Und selbstverständlich muss auch der Minikran auf die Baustelle transportiert werden.
Der Kauf eines Minikrans lohnt sich nur, wenn dieser regelmässig zum Einsatz kommt. Immerhin muss man für ein neues Modell inklusive des einen oder anderen Zubehörs mit Kosten um die 100 000 Franken rechnen. Ausserdem müssen Krane regelmässig überprüft und gewartet werden, das ist Vorschrift. In den meisten Fällen dürfte also das Mieten die wirtschaftlichere Wahl sein.
Die Möglichkeiten eines Minikrans werden künftig aufgrund der Entwicklung im Fensterbereich und der Baustellenlogistik noch mehr gefragt sein, um grosse und schwere Bauteile zu montieren.
Veröffentlichung: 22. März 2018 / Ausgabe 12/2018
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