Mengen halten, aber zu welchem Preis?

Die Schweizer Sägewerke schnitten 2015 nahezu gleich viel Rundholz ein wie 2014. Auch im laufenden Jahr soll die Menge gehalten werden. Bild: Fotolia, Indochine

Massivholz.  Die Aufhebung des Mindestwechselkurses im Januar 2015 hat bei den Schweizer Schnittholzproduzenten zu Preissenkungen, bei den Sägewerken zu Umsatzeinbussen geführt. Doch auch der Handel und die Schreiner als Endverbraucher spüren die Auswirkungen.

Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vom 15. Januar 2015, den Mindestwechselkurs zum Euro aufzuheben, liess das vergangene Jahr mit einem Paukenschlag starten. Die Forstwirtschaft und die erste Verarbeitungsstufe der Holzwirtschaft gehören zu den stark betroffenen Branchen – eine Bestandesaufnahme.

Ein schlechtes Jahr 2015

Die Kosten der standortgebundenen Wald- und Holzwirtschaft fallen allesamt in Schweizer Franken an. Daher ist das Kostensenkungspotenzial begrenzt. Mit einem Anteil von 50 bis 60 % stellt Rundholz den grössten Kostenblock in den Sägewerken dar. Diese Rohware kann wegen der hohen Transportkosten nicht einfach im Euroraum bezogen werden. Die wichtigste, von der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft gemeinsam getragene Massnahme nach dem SNB-Entscheid war denn auch die Senkung der Beschaffungspreise von Rund- und Restholz um 10 bis 15 Prozent. Sie ermöglichte den Rohholzverarbeitern, konkurrenzfähig zu bleiben. Da die Importprodukte im Januar 2015 postwendend um mehr als 10 % billiger geworden sind, hat dieser Preisdruck bei den Schweizer Produzenten zu Preissenkungen geführt. Exportierende Werke wurden zusätzlich mit Währungseffekten konfrontiert. Alle Produzenten mit inländischer Wertschöpfung mussten Umsatzeinbussen hinnehmen. So geht 2015 als schlechtes Jahr in die Geschichte der Schweizer Sägewerke ein.

Die Mengen gehalten

Betrachtet man dieses letzte Jahr im Hinblick auf die Schnittholzproduktion und den Aussenhandel nun in Zahlen, so zeigt sich zunächst folgendes Bild: Der Rundholzeinschnitt in den Schweizer Sägewerken ist 2015 nahezu konstant geblieben gegenüber 2014 (1,87 Mio. m3). Deren Rundholzversorgung war unerwartet gut, da die Waldbesitzer aufgrund der Frankenstärke und des Sturms Niklas weniger Rundholz exportierten. Gleichzeitig scheinen die Sägereien ihre Marktanteile aggressiver verteidigt zu haben, denn die Baukonjunktur in der Schweiz hat sich letztes Jahr abgekühlt, und von den internationalen Märkten gab es nur wenige Impulse.

Die Importe von rohem Fichten-/Tannen-Schnittholz haben letztes Jahr um 7 % zugenommen, während jene von bearbeitetem Nadelschnittholz um 17,8 % abgenommen haben im Vergleich zu 2014 (siehe Tabellen rechts) . Die Importe von bearbeitetem Nadelschnittholz erlebten 2010 einen Höhepunkt und sind seither rückläufig. Der Schweizer Holzendverbrauch in den letzten Jahren hat jedoch zugenommen. Da sich dies nicht in den Schnittholzzahlen niederschlägt, sind Mehrmengen bei den Leimholz- und Fertigfabrikatimporten wahrscheinlich. Der Export von rohem Fichten-/Tannen-Schnittholz ist auf Vorjahresniveau verblieben und somit nicht eingebrochen.

Preis-, nicht Mengendruck

«Die von der Frankenaufwertung direkt betroffenen Unternehmen haben mit starken Preisnachlässen auf die starke Aufwertung reagiert. Sie konnten somit einen deutlichen Rückgang der ausländischen Nachfrage und somit ihrer Produktion verhindern», so steht es in «Ein Jahr nach dem Frankenschock» im aktuellen Bulletin der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) geschrieben. Das gilt auch für die exportierenden Sägewerke: Die Exportmenge von rohem Fichten-/Tannen-Schnittholz konnte zwar gehalten werden, der Exportpreis ist jedoch von 214.30 Fr./m3 im Jahr 2014 auf 187.80 Fr./m3 im letzten Jahr gesun- ken (–12,4 %).

Bei den Importen von rohem Fichten-/Tannen-Schnittholz ist der Durchschnittspreis gegenüber 2014 von 378.70 Fr./m3 auf 338 Fr./m3 gesunken (–10,7 %) und auch jener von bearbeitetem Schnittholz ist um 13,3 % auf 394.30 Fr./m3 zurückgegangen. Der Preisindex für Nadelschnittholz des Bundesamts für Statistik zeigt auf, wie stark 2015 die Durchschnittspreise im Inland selbst unter Druck geraten sind: Je nach Periode sank der Preisindex um 5 bis 6 Prozent gegenüber demselben Zeitraum im Vorjahr. Die im Vergleich zu den Importen geringere Preisdifferenz wird sich damit begründen lassen, dass es sich um direkt eingeführte Massenware handelt. Sobald in der Schweiz auch nur eine Dienstleistung daran erfolgt, dürfte der Währungsvorteil weniger gross ausfallen. Auch können viele Schweizer Säger ein höheres Preisniveau durch das Erbringen spezieller Zusatzdienstleistungen halten.

Handel: Augen zu und durch

«Die aktuelle Situation führt in der Sägeindustrie dazu, dass die Grundstrategie hinterfragt werden muss. Im Handel sind die bestehenden Strategien grundsätzlich immer noch gültig, nur unter anderen Preisverhältnissen». Dies sagte Markus Lädrach, Geschäftsführer der Otto Lädrach AG Worb (Olwo), anlässlich des von der Arbeitsgemeinschaft für den Wald organisierten «Runden Waldtischs» im Januar 2016 in Worb. Die Olwo ist einer der grössten Einzelstandorte des Holz- und Holzwerkstoffhandels der Schweiz. Die Folgen der Frankenaufwertung für den Holzhandel waren eine einmalig anfallende und kurzfristig zu tragende Abwertung des Lagers, die Importware musste auf die neuen Einkaufspreise korrigiert werden. Auch die Produkte in Schweizer Franken mussten entsprechend den tieferen Marktpreisen abgewertet werden. «Es stellt sich ein neues Gleichgewicht auf tieferem Preisniveau ein», so Lädrach. Generell könne der Handel vom Wachstumspotenzial von Holz im Hochbau profitieren und die nötigen Produkte zu international wettbewerbsfähigen Preisen anbieten. Es gehöre derzeit zu den möglichen Massnahmen im Handel, mehr in Euro einzukaufen und Preissenkungen in der Schweiz zu verlangen, so Lädrach weiter. «Dies im Bewusstsein, dass das die Schweizer Zulieferer schwächt.»

Beim Handel erachtet Lädrach das Wachstumspotenzial durch die neuen Brandschutzvorschriften, die Zuwächse im Bau von Mehrfamilienhäusern und die Klimathematik als intakt. «Die Konkurrenz aus dem Ausland wird jedoch zunehmen», ist er überzeugt. Auch im Handel seien Konzentrationsprozesse absehbar. Die heute schon in Gruppen organisierten Handelsunternehmen wollten durch Zukauf weiter wachsen, eine Internationalisierung sei nicht auszuschliessen.

Die Berner Fachhochschule (BFH) hat für die Schweiz im «Holzendverbrauch 2012 & Trends» einen Holzendverbrauch von total 3 Mio. m3 im Bereich der Holzprodukte ermittelt. Davon entfallen 1,43 Mio. m3 auf das Bauwesen, wovon wiederum 0,089 Mio. m3 in Türen und 0,079 Mio. m3 in Fenstern verbaut sind. Im Bereich der Möbel und des Innenausbaus wurde ein Holzendverbrauch von 0,935 Mio. m3 errechnet: Hiervon wurden für Möbel im Wohnbereich rund 0,415 Mio. m3 verwendet. Weitere wichtige Einsatzgebiete sind Decken-, Wand- und Innenbekleidungen (0,223 Mio. m3) und Böden (0,131 Mio. m3). Diese Zahlen sagen zum Anteil an Importen oder verbauten Holzwerkstoffen und Massivholz nichts aus. Gemäss der BFH liegt das Volumen der Importe im Bereich Möbel und Innenausbau jedoch auf einem wesentlich höheren Niveau als im Bauwesen.

Schreinerware kein Wachstumsmarkt

Schreiner verwenden Massivholz für Fenster, Türen, Möbel und im Innenausbau. Ein grossflächiger Einsatz von Massivholz, beispielsweise als Wandverkleidung, komme bei ihm selten vor, vielmehr werde es punktuell als Blickfang eingesetzt, als «Inszenierung von Holz», so Stephan Wildi, Geschäftsführer der Ulmi Form & Holz GmbH. «Nussbaum und Eiche mit strukturierten Oberflächen sind sehr gefragt», sagt er, «wohl als Gegenbewegung zum Digitaldruck.»

Thomas Lädrach, Geschäftsführer der Reinhardt Holz AG und Präsident von Holzindustrie Schweiz, bestätigt: «Die Eiche wird ihre zentrale Rolle auch in Zukunft behalten.» Beim Laubholz bestehe der Trend zum brettweisen Verkauf, nicht mehr von ganzen Stämmen. Der Absatz im Bereich der Schreinerware sei aufwendig geworden.

Beim Fichten-/Tannen-Schnittholz werde der Anteil guter Qualitäten zunehmend kleiner und schwieriger zu erhalten. Während dieser Bereich durch die Schweizer Säger abgedeckt werden könne, würden gute Laubholzqualitäten importiert, so Lädrach. Das zeigt auch ein Blick auf die Zahlen des Aussenhandels von Laubschnittholz: Das begehrte Eichenschnittholz wurde 2015 insgesamt zwar in abnehmendem Masse gehandelt, doch wurde bearbeitetes Eichenschnittholz zum 3,5-fachen Durchschnittspreis (1238.50 Fr./m3) importiert als exportiert (341.60 Fr./m3). Der Absatz schlechterer Qualitäten sei generell schwierig, da diese vermehrt durch Massivholzplatten abgelöst würden, so Lädrach. «Der Massivholzmarkt bei der Schreinerware ist kein Wachstumsmarkt.»

Viele Faktoren sind bestimmend

Die aktuelle Lage ist sehr schwierig für die erste Holzverarbeitungsstufe, und es gibt sehr viele Szenarien am Markt. Da die Kostennachteile für die Werke bestehen bleiben, werden Kosten- und Prozessoptimierungen ihre Aktivitäten in den kommenden Jahren wohl bestimmen. Die Haupterwartung ruht zudem auf einem sich abschwächenden Franken. Positive Auswirkungen hat auch die stärkere Nachfrage nach Schweizer Holz.

Ebenso bleibt die Hoffnung bestehen, dass es zu einer Marktbereinigung bei den ausländischen Grosssägewerken kommt, da diese ebenfalls betriebswirtschaftliche Probleme haben. Das könnte Druck am Markt wegnehmen. Auch die Entwicklung der Weltwirtschaft spielt eine zentrale Rolle. Boomen grosse Märkte wie die USA oder die Levante, zieht das Kapazitäten aus Mitteleuropa ab und könnte Luft für die dringend nötigen Preiskorrekturen beim Schnittholz verschaffen. Wichtig ist auch eine gute Konjunktur in den europäischen Staaten, damit diese weniger stark auf den Schweizer Markt drängen.

www.holz-bois.chwww.olwo.chwww.formundholz.ch

RW

Veröffentlichung: 18. Februar 2016 / Ausgabe 7/2016

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