Mit dem Provisorium sicher ans Ziel

Das Grundgerüst von komplexen Treppen wird oft vor Ort im Stahlbau erstellt und kann als Provisorium genutzt werden. Bild: Treppenbau.ch

Montage.  Treppen sind wichtige Verbindungswege, insbesondere auf Baustellen, wo nicht alles mit dem Lift transportiert werden kann. Diesen Umstand muss der Treppenbauer in der Planung berücksichtigen und je nach Situation die passende Lösung auswählen.

Der Treppenbau ist ein Spezialgebiet, welches bereits in der Planung und der Produktion verschiedenste Herausforderungen bereithält. Nicht weniger anspruchsvoll sind die Logistik und die Montage auf der Baustelle. Denn gerade in der Bauphase sind Treppen für alle Handwerker eine wichtige Verbindung zwischen den Stockwerken.

In solchen Fällen kommt man nicht um entsprechende Provisorien herum. Im Idealfall wird diesem Umstand bereits in der Ausschreibung Rechnung getragen. Dann ist klar geregelt, wer dafür verantwortlich ist. In der Rohbauphase stellt meistens der Baumeister oder Gerüstbauer eine provisorische Treppe, welche bis zum Schluss drinbleibt. Hier muss insbesondere geklärt werden, wer das Provisorium wann demontiert, damit der Treppenbauer mit seiner Arbeit beginnen kann.

Zugang sicherstellen

Bei kleineren Aufträgen oder Umbauten kommt es aber durchaus vor, dass sich der Treppenbauer selbst um ein Provisorium kümmern muss. Fest steht, dass eine Leiter kein guter Ersatz für eine richtige Treppe ist. Sie sollte man nur verwenden, wenn es keine anderen Möglichkeiten gibt. Denn alle Geschossdecken und Arbeitsplätze müssen grundsätzlich über sichere Zugänge erreichbar sein.

Gerade im Bereich von Wendeltreppen oder bei beengten Verhältnissen ist dies aber nicht immer ganz einfach. Für solche Situationen gibt es auch fertige Systembautreppen wie die «Easy-Step» aus dem Angebot der Rudolf Geiser AG aus Langenthal BE. Die einzelnen Treppensegmente aus Metall lassen sich relativ einfach zu einer halbgewendelten oder viertelgewendelten Treppe zusammenstecken. Dafür braucht es lediglich eine Grundfläche von 800 × 1560 mm. Insgesamt kann man drei Module übereinander aufbauen, damit lassen sich drei Stockwerke erschliessen.

Die einzelnen Treppensegmente messen 800 × 800 × 236 mm und sind ineinander stapelbar. Somit lassen sie sich problemlos auf einem Palett in einem Fahrzeug oder einem Wagen transportieren. Wer sich nicht gleich so ein System kaufen will, findet im Internet auch Angebote zum Mieten von solchen Provisorien.

Provisorische Tritte zum Tauschen

Eine andere Variante ist das Montieren von temporären Treppentritten, sofern es die Situation erlaubt. Das kann insbesondere dort Sinn machen, wo die Tritte mit speziellen Treppentöpfen direkt in der Wand befestigt werden. Je nach System braucht es für die genaue Positionierung der Wandbefestigung ohnehin die Tritte mit den exakten Bohrungen. Für Wendelin Brägger, Geschäftsführer der Treppenbau.ch AG aus Ganterschwil SG, sind solche Provisorien der Idealfall: «So kann man einen Teil der Arbeit für die Montage der definitiven Treppe wiederverwenden», sagt Wendelin Brägger. Das bedingt allerdings, dass die temporären Tritte exakt gefräst und montiert werden. Am Ende lassen sich diese dann sehr einfach gegen die schönen und endgültigen Tritte austauschen.

Konstruktion am Schluss verkleiden

Ein ähnliches Vorgehen bietet sich ebenfalls bei anderen Treppenkonstruktionen an, indem die tragenden Bauteile bereits früh in der Bauphase montiert werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Teile nach der Fertigstellung des Projekts nicht mehr sichtbar sind. Lösen lässt sich das, indem man die Tritte, Wangen, Untersichten und allfällige Geländer erst später mit Verkleidungen versieht. Gemäss Wendelin Brägger ist das besonders bei grossen oder lange andauernden Projekten eine gute Lösung: «Oft geht es ja auch darum, dass die Befestigungen und Anschlüsse für die Treppe früh in der Bauphase vorhanden sind, damit die anderen Handwerker daran anschliessen können.» So hat das Unternehmen in einem historischen Altbau in der Stadt Zürich die Wangen und Tritte im Treppenhaus vormontiert. Fast ein Jahr lang diente die Treppe so während des Umbaus als Provisorium.

Speziell an diesem Projekt war ausserdem, dass die brandschutztechnischen Ansprüche mit jenen des Denkmalschutzes unter einen Hut gebracht werden mussten. Deshalb fertigte man die gesamte Treppe komplett in Stahl. Auch die Podeste lagern auf Stahlträgern, die Füllungen des Geländers bestehen aus «Vermipan».

Erst am Ende des Umbaus montierten die Treppenbauer die Wangen, Tritte und Futterbretter aus weiss geölter Eiche. Die Untersicht wurde mit Gipsplatten verkleidet und gestrichen. Ebenfalls bauseits gestrichen wurden die Wangen und das Geländer.

Solche Hybridkonstruktionen kommen oft im exklusiven Segment vor. Dort sind häufig ausgefallene Designs gefragt, die spezielle Ansprüche an die Statik stellen. In solchen Fällen ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Schlosser das Grundgerüst vor Ort zusammenschweisst und montiert.

Die Baufeuchte beachten

Bei der Montage von Treppenelementen muss man aber auch immer die Baufeuchte im Auge behalten. Das gilt dann, wenn Teile aus Holz vormontiert werden müssen. «Wenn danach der Estrich eingegossen wird, verziehen sich die Treppenteile unweigerlich», sagt Brägger. Auch wenn der Estrich bereits drin ist, lohnt es sich, die Raumfeuchte zu kontrollieren, damit später keine unschönen Überraschungen auftreten. Da im Moment nach wie vor das gutmütige Eichenholz im Trend ist, wirken sich Feuchteschwankungen zum Glück nicht ganz so stark aus.

Vorsicht beim Kleben auf Beton

Bei vorgefertigten Betontreppen ist das Provisorium schon gegeben. Häufig wird aber ebenfalls die Feuchteproblematik unterschätzt, wenn sie mit Tritten und Verkleidungen aus Holz versehen werden. Bei Treppenbau.ch verwendet man für die Tritte mindestens 40 mm starkes Massivholz. Für eine dünnere Optik kommt eine mit 5 mm Nutzschicht belegte Dreischichtplatte zum Einsatz. «Mit dünneren Tritten aus Massivholz hatten wir in der Vergangenheit schon Probleme», sagt Wendelin Brägger. Die Rückseite erhält in jedem Fall eine Lackierung – unabhängig davon, wie die Sichtseite behandelt wird –, um ein Aufnehmen von Feuchtigkeit aus der Betontreppe zu vermeiden. In ganz heiklen oder schwierigen Fällen kann sogar eine bauseitige Abdichtung des Untergrunds nötig sein.

Für das Kleben der Tritte auf die Betontreppe reicht in der Regel gewöhnlicher Baukleber aus. Wie immer lohnt es sich bei Klebstoffen, die Verarbeitungshinweise zu berücksichtigen. Bei Unklarheiten oder speziellen Situationen sind sicherlich ein Kontaktieren des Herstellers und eine Probeverklebung angebracht.

Trittschall reduzieren

Beim Befestigen der Tritte auf der Betontreppe sollte man auch immer den Trittschall im Blick haben. Oft müssen die Tritte noch leicht geschiftet werden. Dadurch entsteht ein Hohlraum, der die Geräusche beim Treppengehen verstärkt. Durch den Einsatz von PU-Schaum oder Dämmstoffen lässt sich das aber reduzieren. «Dämmstoffe verwenden wir dann, wenn Schaum beispielsweise aus ökologischen Gründen nicht erwünscht ist», erklärt Wendelin Brägger. Das Anbringen von Dämmstoffen gestaltet sich aber wesentlich aufwendiger, weil diese individuell zugeschnitten werden müssen. Beim Schaum sollte ein Produkt verwendet werden, das nicht zu stark treibt und die Tritte nicht wegdrückt.

Sicherung ist ein Muss

In jedem Fall muss der Treppenbauer dafür besorgt sein, dass während der Bauphase die Absturzsicherung gewährleistet ist. Für die Monteure bedeutet dies je nach Situation, dass sie sich bei der Montage mit einer persönlichen Schutzausrüstung in Form eines Sicherungsgurtes anseilen müssen.

Ausserdem muss sichergestellt sein, dass der Bereich abgesperrt oder die Treppe so gesichert ist, dass für die anderen Personen auf der Baustelle keine Absturzgefahr besteht. Dafür reichen aber Trassierbänder oder ein paar dünne Montagelatten nicht aus. In der Bauarbeitenverordnung (BauAV) des Bundes ist klar geregelt, dass bei einer Absturzhöhe von mehr als zwei Metern ein sogenannter Seitenschutz aufgebaut werden muss. Im Factsheet Nr. 33017.d der Suva ist genau definiert, wie der Seitenschutz konstruiert sein muss und welche Materialien sowie Dimensionen dafür verwendet werden sollten.

Ob dies zu den Aufgaben des Treppenbauers oder eines anderen Handwerkers gehört, ist sekundär. Wenn ein Unfall passiert, ist das für alle Beteiligten sehr unangenehm und kann weitreichende Folgen haben.

www.treppenbau.chwww.gela.chwww.suva.ch/waswo/33017.d

ph

Veröffentlichung: 16. April 2020 / Ausgabe 16/2020

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