Mit Mehrwert repariert

Pascal Spillmann behebt eine Beschädigung an einer furnierten Eichenfront. Bild: Noah Gautschi

Reparatur.  Nicht alles, was beschädigt ist, muss gleich komplett ersetzt werden. Vielfach lohnt es sich, eine professionelle Instandsetzung in Betracht zu ziehen. Denn auf diese Weise kann Zeit und Material gespart werden. Wie das geht, sagt Reparaturspezialist Pascal Spillmann.

Im alltäglichen Gebrauch kommt es immer wieder zu Beschädigungen an Möbelstücken und Einbauten. Handelt es sich dabei um natürliche Abnützungs- oder Alterungsspuren, zeugen diese meist von einem regen Gebrauch und sind nur selten störend. Befinden sich die Beschädigungen jedoch an einem ganz neuen Objekt, an einem exponierten Bereich oder stellen gar ein Verletzungsrisiko dar, so müssen sie behoben werden. Denn sie können den Kunden nicht nur optisch stören, sondern auch zu funktionellen Problemen führen. So ist beispielsweise der Oberflächenschutz nicht mehr richtig gewährleistet, es entstehen scharfe und spitze Kanten oder unschöne Ausrisse.

Mit Vernunft ersetzen

In der Praxis werden beschädigte Bereiche meistens durch neue Elemente ersetzt. Die Instandsetzung wird als Alternative zur Fertigung eines Ersatzteils oftmals gar nicht in Erwägung gezogen, obwohl eine professionelle Reparatur in Sachen Qualität und Preis eine sehr interessante Lösungsvariante sein kann. Zudem ist diese auch aus ökologischer Sicht viel ressourcenschonender und damit umweltverträglicher.

Für fast alles eine Lösung

Was alles repariert werden kann, ist eng verbunden mit der Person, welche die Reparatur ausführt. Der Schreiner Pascal Spillman hat sich auf Reparaturen spezialisiert und sich ein breites Repertoire an Techniken angeeignet, um möglichst viele anfallende Schäden zu beheben. So kam es auch, dass er sein Interview auf einer Grossbaustelle gab, auf welcher er zahlreiche Schäden in diversen Hotelzimmern zu richten hatte. Nachfolgend gibt Pascal Spillmann einen Einblick in seinen Alltag als Reparaturspezialist.

SchreinerZeitung: Herr Spillmann, wo sehen Sie den meisten Mehrwert, wenn man Objekte repariert, anstatt diese zu ersetzen?
Pascal Spillmann: Reparieren spart in den meisten Fällen Zeit und Geld. Einzelne Objekte zu ersetzen, ist oftmals mit viel Aufwand verbunden. Zusätzlich können beim Demontieren und der Neumontage auch wieder neue Beschädigungen entstehen. Ein weiterer klarer Mehrwert ist der ökologische Aspekt. Ersetzen heisst immer, dass viel Material auf dem Sperrmüll landet.
Wie sind Sie zum Reparieren gekommen?

Im Oberflächenbereich war Reparieren schon immer ein Thema. Ich habe über sechs Jahre bei der Firma Tonet AG im Aussendienst gearbeitet und auch Kurse für Oberflächenreparaturen geleitet. Dadurch bekam ich immer wieder Anfragen, ob wir solche Reparaturen auch professionell anbieten würden. Da mir das Thema schon immer richtig Spass gemacht hat und für mich auch der ökologische Aspekt wichtig war, habe ich mich dann Mitte 2018 auf dem Gebiet selbstständig gemacht.

Was war das erste Objekt, welches Sie für einen Kunden repariert haben?
Bei meinem ersten Auftrag als Selbstständiger musste ich für einen Kunden vier Hebeschiebetüren aus PVC wieder instand setzen.
An welchen Auftrag können Sie sich besonders gut erinnern?

Ich erinnere mich eigentlich an alle Objekte sehr gut. Oftmals ist es auch die Kundschaft, die mir in Erinnerung bleibt. Mein interessantestes Objekt, welches ich bisher reparieren durfte, war ein altes Karussellpferd, an dem ich ganze zwei Tage gearbeitet habe, um es wieder hinzubekommen.

Welche Art von Reparaturen sind besonders schwierig oder aufwendig?
Am kompliziertesten sind unifarbene Flächen, bei denen sich die Schäden auf Augenhöhe befinden. Kratzer im Furnier oder Massivholz werden ab einer Länge von 30 cm schwierig. Etwas vom Schwierigsten, um es vor Ort zu reparieren, sind Hochglanzlackierungen. Hier muss eine Reparatur gut überlegt sein, denn eine Fläche auf dem Bau nachzulackieren, ist aufwendig.
Wann sollte sich der Schreiner bei einer Reparatur professionelle Hilfe holen?
Sobald er selber nicht mehr weiter weiss oder ihm das entsprechende Equipment für eine Instandsetzung fehlt, lohnt sich professionelle Hilfe. So kann der Monteur bereits die nächsten Aufträge bearbeiten und muss sich nicht um die Instandsetzung kümmern. Oftmals fehlt dem Schreiner einfach die Routine, und dadurch dauert es dann viel länger, als wenn die Reparatur jemand erledigt, der täglich damit zu tun hat.
Was kann der Schreiner noch selbst reparieren?
Das variiert von Schreiner zu Schreiner. Einige haben auch schon Kurse gemacht und etwas Routine gesammelt. Für viele sind Schlagstellen oder kleine Kratzer in Böden und Wänden kein grosses Problem. Ein guter Oberflächenspezialist kann meist auch Beschädigungen in Lackoberflächen reparieren, wenn er diese selber lackiert hat und den entsprechenden Lack noch hat.
Gibt es Grundregeln betreffend Technik, Vorgehensweisen oder Abläufen, die bei einer Reparatur eingehalten werden müssen?
Ja, der Untergrund muss zuerst einmal sauber und staubfrei sein. Auf Staub oder Fett hält kein Spachtel, Wachs oder Lack. Oft wird die Vorarbeit vernachlässigt. Zudem ist zu überlegen, welcher Beanspruchung das Objekt später ausgesetzt ist. Wenn ich beispielsweise einen Kratzer in der Decke repariere, ist dieser kaum beansprucht, bei einer Bodenreparatur sieht dies anders aus. Wenn es sich um eine Küchenabdeckung oder Badewanne handelt, ist die Beanspruchung nochmals eine Stufe höher. Hier gilt es, das richtige Material zu verwenden, die Oberflächen nachzuversiegeln und richtig gegen Wasser sowie Reiniger zu schützen.
Können Sie dem Schreiner ein paar grund- legende Tipps betreffend Reparaturen mit Weich- und Hartwachs geben?
Weichwachs sollte nur da eingesetzt werden, wo später keine Beanspruchung vorhanden ist. Für alle Flächen, die regelmässig gereinigt werden, sollte nur mit Hartwachs gearbeitet werden. Wachskitt ist geeignet für Holz, Furnier und Kunststoffoberflächen, auf anderen Untergründen hat dieser meiner Meinung nach nichts zu suchen. Bei grossen Beschädigungen sollte der Schreiner nicht mit Wachs, sondern mit einem 2-K-Spachtel arbeiten, dieser ist beständiger als Wachs.
Wie reagieren Ihre Kunden auf das Thema Reparatur?
Am Anfang oft mit Skepsis, es ist etwas, das die meisten noch nicht kennen oder womit sie schon negative Erfahrungen gemacht haben. Ich hatte schon Kunden, die mir die ganze Zeit über die Schulter geschaut haben. Am Ende sind aber fast alle begeistert, und ich werde nach getaner Arbeit nicht selten als Künstler oder Zauberer bezeichnet.
Gibt es Materialien oder Gegenstände, die Sie nicht reparieren?
Glas habe ich zum Beispiel noch nie repariert. Hier fehlen mir die spezifischen Kenntnisse. Zudem gibt es in diesem Bereich schon viele Experten auf dem Markt. Hier empfehle ich bei einer Anfrage gerne jemanden weiter. Teppich und Leder sind auch Materialien, mit denen ich bis jetzt zu wenig Erfahrung habe, da ich selten dafür angefragt werde. Ansonsten lohnt es sich, einen Experten beizuziehen, denn es gilt immer abzuwägen, ob sich eine Instandsetzung lohnt.
Sind Ihre Kunden im Nachhinein mit dem Entscheid zufrieden, dass Sie repariert haben anstatt zu ersetzen?
Ich kläre mit meinen Kunden immer im Voraus ab, was ich ihnen anbieten kann. Ich habe auch schon einzelne Objekte repariert, wo ich zu Beginn klar kommuniziert habe, dass ich hier austesten muss, ob es überhaupt funktioniert. Da gab es dann auch schon Objekte, die nicht meinem Standard entsprachen. Von daher habe ich dank der richtigen Kommunikation praktisch keine unzufriedenen Kunden.
Welche Informationen muss der Schreiner Ihnen liefern, wenn er eine Reparaturanfrage stellt?
Von grossem Vorteil sind Fotos und die Angabe der Schadensgrösse sowie des jeweiligen Materials. Am besten ist es, mit einem Massstab oder einer Münze einen Grössenvergleich direkt auf dem Foto zu machen. Eine Farbangabe nach RAL, NCS oder IGP ist, wenn möglich, ebenfalls hilfreich. Zudem natürlich Angaben über den Ort und die Anzahl der Beschädigungen.
Geben Sie eine Garantie auf reparierte Objekte?
Bei sachgemässer Behandlung gebe ich eine Garantie. Ich repariere grundsätzlich so, dass die Oberflächen wieder gleich beansprucht werden können wie vorher. Sollte eine Füllung herausfallen, kann dies auf einen Material- oder Verarbeitungsfehler zurückzuführen sein. Solche Beschädigungen werden natürlich nachgebessert.
Was ist Ihnen im Bereich der Reparatur besonders wichtig?
Ich will, dass die Objekte wieder top aussehen und der täglichen Beanspruchung standhalten. Dass die Kunden wieder Freude beim Gebrauch haben oder die Objekte an der Bauabnahme durchkommen. Jedes gelungene Objekt bereitet mir selbst Freude, und ich lerne immer wieder etwas dazu.
Was würden Sie dem Schreiner gerne mit auf den Weg geben?

Wenn man nicht sicher ist, ob sich etwas reparieren lässt oder wie, sollte ein Experte angefragt werden. Wer seine Oberflächen selber reparieren möchte, sollte einen Kurs besuchen, um den Umgang mit den entsprechenden Materialien und Werkzeugen kennenzulernen.

Zur Person

Pascal Spillmann wurde 1984 geboren und ist gelernter Schreiner EFZ. Er bildete sich zum Oberflächenspezialisten an der HF Bürgenstock weiter und arbeitete für gut sechs Jahre bei der Tonet AG im Aussendienst, wo er auch Oberflächenreparaturkurse leitete.

Reparatur und Kurse

Seit Mitte 2018 ist er selbstständig im Bereich Reparatur tätig und leitet zusätzlich Instandsetzungskurse für den Lehrgang Fachmonteur EFZ. Zudem gibt er bei den Luzerner Schreinern in Rothenburg LU Kurse im Giessen von Epoxidharz.

www.rep-spill.ch

Noah Gautschi, NJG

Veröffentlichung: 18. Februar 2021 / Ausgabe 8/2021

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