Möbel, wie man sie dreht und wendet

Jasmine Vaszary zeigte mit einem Arbeits­kollegen die wendbare Tischplatte. Bild: Stefan Hilzinger

«Blickfang» Basel.  Die Design- und Verkaufsmesse «Blickfang» bietet immer auch Ideen von Schreinerinnen und Schreinern eine Bühne. Das war auch an der ersten Messe in diesem Jahr in Basel der Fall, wo es am vergangenen Wochenende einige Trouvaillen zu entdecken gab.

«Ein Tisch ist ein Tisch», heisst eine bekannte Kurzgeschichte des Solothurner Schriftstellers Peter Bichsel. Was ein rechter Tisch ist, sahen die rund 12 300 Besucherinnen und Besucher an der «Blickfang» am vergangenen Wochenende in Basel gleich mehrfach. Etwa das Modell «Le Héron» von der noch jungen Manufaktur «du bois» aus Bottmingen BL. Der von Marvin Nix und Sebastian Freudenreich vorgestellte Massivholztisch aus regionalem Nussbaum wurde just zur «Blickfang»-Premiere fertig. Seinen Namen (deutsch: Reiher) hat er von den schlanken Beinen, die mit einer Schlitzzapfenverbindung am Gestell angebracht sind. «Ein zweiter, schon fast fertiger aus einem anderen Holz steht in der Werkstatt», sagt Nix. Die beiden jungen Schreiner und Designer lassen durchblicken, dass sie ausserdem an einem Entwurf für passenende Stühle arbeiten. Zunächst gilt es aber, die Resonanz der Designmesse abzuwarten.

Ein Produkt, zwei Seiten

Erstmals an der «Blickfang» war auch die Nektar Design AG, die mit dem Slogan «frische Tische» und mit «made in Zurich» wirbt. Das im Binz-Areal angesiedelte KMU verknüpft Schreiner- mit Schlosserhandwerk, wie Schreinerin Jasmine Vaszary erklärt. Mehrschichtplatten oder Birkensperrholz belegt die Firma mit unterschiedlichen Materialien, etwa Linoleum oder Leder, und montiert sie auf die selbst gefertigten, pulverbeschichteten Metallgestelle – in der Wunschfarbe auf Mass gefertigt. Neu im Sortiment ist das Modell «Pingpong», bei dem die Tischplatte gewendet werden kann, was sie mit einem Arbeitskollegen vorzeigte.

Zwei Seiten haben auch die Werke von Fabian Sens aus Basel. Er präsentierte an der Designmesse opulente Schneidbretter aus Stirnholz unter dem Label «Seosa». «Eine Seite ist zum Schneiden, die andere zum Anrichten», sagt Sens, der die Designstücke nebst seiner Arbeit als selbstständiger Schreiner anfertigt. Passend zum Küchenutensil bietet er Messer an aus Damaszenerstahl einer Basler Messerschmiede.

Als beweglicher Blickfang entpuppten sich die Ausstellungsstücke bei «Deindreh». Unter diesem Label fertigt Schreiner Patrick Kurmann aus Greppen LU dreh- und wandelbare Möbelmodule, die sich – dank flexibler Textilverbinder – im Nu neu anordnen lassen und sich als Büchergestell, Beistelltisch oder Raumtrenner verwenden lassen. Den Dreh raus hat auch der junge Designer Kim André Lange, dessen «Surfbench» die «Blickfang»-Jury mit dem «Future Forward»-Preis ausgezeichnet hat. Nicht alle Besucherinnen und Besucher getrauten sich, ohne Weiteres auf die wellenförmig bewegte Sitzfläche zu setzen. Doch wer es wagte, staunte über die Bequemlichkeit des mit einem ausgeklügelten Mechanismus ausgestatteten Sitzobjektes.

Ebenfalls in den Genuss eines «Future Forward»-Preises kam Dominique Olivier Stucky aus Kandersteg BE für den Entwurf einer stilvollen und in der Gestaltung reduzierten Garderobe aus Holz.

Ein überraschendes Möbel präsentierte der junge Schreiner Domagoj Marsicek: eine Steighilfe, die er im zweiten Semester seines Designstudiums in St. Pölten (A) entworfen und aus Esche gebaut hat. Von den 30 Jungdesignerinnen und -designern, die sich um einen Platz an der «Blickfang» beworben hatten, gehört er zu den 3 Auserwählten. Sein «Dreitritt» hilft nicht nur beim Herankommen an Materialien auf hohen Gestellen, sondern taugt auch als Hocker oder Beistelltisch.

www.dubois-suisse.comwww.nektardesign.chwww.seosa.chwww.deindreh.chwww.surfbench.dewww.corunicum.comwww.designstudiodoma.com

Stefan Hilzinger

Veröffentlichung: 22. März 2024 / Ausgabe 12/2024

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