Praktisch und ohne Metall

Das Grundmodul des Regals kann erweitert werden. Die Tablare lassen sich in die Profilierung einfädeln (o. r.). Die gefrästen Schienenelemente bilden variable Abstandshalter (u. r.). Bild: Möbelatelier Gebr. Gadient

Spezialisierung.  Die Leidenschaft für Massivholzmöbel treibt die Gebrüder Gadient aus Leimbach TG an. In ihrem Möbelatelier fertigen sie Alltagsmöbel und -gegenstände. Diese bauen sie rein konstruktiv, mit sichtbaren Holzverbindungen und ganz ohne Metall. Ein Blick in ihr Schaffen.

Das Möbelatelier der Gebrüder Gadient im thurgauischen Leimbach hat mehr zufällig zu seiner eigentlichen Geschäftsidee gefunden. Auf Kundenwunsch fertigten Jonathan und Samuel Gadient ein metallfreies Bett und entdeckten ihr Potenzial fürs Konstruktive. Schwalbenschwanz, Zapfungen, Nut und Feder: «Es gibt einige Grundprinzipien für Holzverbindungen, an denen wir nach Bedarf feilen», erklärt Schreiner Jonathan Gadient. Oft dauert es jedoch Jahre, bis eine Idee Gestalt annimmt, wie jene für ein modernes Regalsystem, das über das Nut- und Federprinzip funktioniert. Eine Zügelkiste war einst der Ausgangsgedanke. «Bei uns hat alles eine kleine Story», verrät er. Das Grundmodul des Regals besteht aus zwei verdübelten Seitenrahmen mit genuteten Eckprofilen und eingelegten Multiplex-Tablaren. Profilierte Schienenelemente bilden die Halterung. «Mit den Jahren kamen Einzelelemente wie Garderobeneinsatz und Schranktüren hinzu. Rückwärtige Verstrebungen sorgen für die nötige Stabilität.

Made in Thurgau

«Wir wollen verstehen, wie ein Möbel funktioniert», sagt Holzbauingenieur Samuel Gadient. Der Wunsch nach einer nachvollziehbaren Produktionsweise geht damit Hand in Hand. Alle Möbel sind zerlegbar, die Holzverbindungen bleiben sichtbar. Die Beschränkung auf natürliche Oberflächen ist die logische Konsequenz. Es wird nicht lackiert, lediglich geölt mit Leinöl und geseift mit Serafinseife. Die Herkunft des Massivholzes, fast ausnahmslos aus dem Thurgau, bildet das Tüpfelchen auf dem i. Aus der Sägerei im nahen Hugelshofen beziehen die Brüder Nussbaum, Buche, Esche und Ulme. Jedes Produkt erhält eine Seriennummer. Montagefilme zum Produkt dokumentieren die Entstehung des Objekts.

Gut Ding will Weile haben

Sieben Produkte führen die Gebrüder momentan im Portfolio, Nummer acht und neun sind in Arbeit. Neben Tischen, Stühlen, Betten zählen auch kleinere Objekte wie eine Zaine und ein Dreirad zum Sortiment. Die Objekte sind teilweise in verschiedenen Ausführungen erhältlich wie etwa ein Stuhl mit hoher oder tiefer Rückenlehne. Das Bett gibt es in zwei Breiten mit hohem Betthaupt und verschiedenen Profilierungen. Die Verbindung des Gestells funktioniert über einen Schwalbenschwanz. «Dessen Keil ist gespalten, so kann man die Klemmwirkung justieren», erklärt Jonathan Gadient. Nicht nur das traditionelle Handwerk, auch technische Details fliessen in die Produktentwicklung ein. Bedingung ist immer, dass sich der Werkstoff Holz zur Realisierung eignet.

«Gut Ding will Weile haben», sagt ein altes Sprichwort, das gilt auch für die Gadient-Produkte. Lieferzeiten von vier bis sechs Monaten zeigt der Online-Shop an. «Unsere Kundschaft schätzt es, dass ihre Produkte im kleinen, überschaubaren Rahmen handwerklich gefertigt werden», sagt Jonathan Gadient. Das Zeitfenster für diese Prozesse sei für die meisten nachvollziehbar, bei Fixterminen fänden sich Lösungen.

Komfort in der Kleinserie

Wachsen wollen die Gadients momentan nicht. «Unsere Herausforderung besteht aus dem Spannungsfeld zwischen Entwicklungsarbeit, neuen Ideen und Produktion», sagt Jonathan Gadient. Für Grossaufträge bräuchten sie anderes Equipment, grössere Werkstatträume, zusätzliche Mitarbeiter. Die Brüder schätzen den Komfort ihres Arbeitsplatzes und den kreativen Spielraum. Auch gute Gemeinschaft in der Werkstatt ist beiden wichtig und das richtige Werkzeug, das gepflegt werden will. Während sie in den ersten Geschäftsjahren «reifeln» mussten, ist der Kundenstamm inzwischen relativ stabil. Designmessen wie «Designgut», «Blickfang», und «Authentica» bringen zusätzlich Kunden. Der Erstkontakt läuft oft auch über die Online-Auftritte.

Wie sich der Betrieb weiterentwickeln wird, ist schwierig zu sagen. «Die Zeit bringt es», sagt Jonathan Gadient.

www.moebelatelier-gadient.ch

Manuela Ziegler

Veröffentlichung: 28. Oktober 2021 / Ausgabe 44/2021

Artikel zum Thema

18. April 2024

Es biete an, wers besser kann

Halbfabrikate.  Selber machen oder zukaufen? Bei Standardteilen wie Schubladenzargen greifen viele auf den Beschlaglieferanten ihres Vertrauens zurück. Bei hölzigen und weniger häufig vorkommenden Teilen stellt sich dagegen die Frage nach dem Halbfabrikat stets von Neuem.

mehr
18. April 2024

Im Zentrum des sozialen Familienlebens

Sitzbänke.  Kaum ein Ort dient derart stark dem kommunikativen Austausch in der Familie und unter Freunden wie der Esstisch. Daher müssen sich die vorhandenen Sitzgelegenheiten der tatsächlichen Anzahl Personen jeweils anpassen lassen, was nur mit Stühlen nicht immer geht.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Möbel