Saugen statt Putzen


Späne und Staub dort abzusaugen, wo sie entstehen, macht einen sauberen Eindruck und spart Zeit bei der Reinigung. Bild: Festool Schweiz AG


Späne und Staub dort abzusaugen, wo sie entstehen, macht einen sauberen Eindruck und spart Zeit bei der Reinigung. Bild: Festool Schweiz AG
Elektrowerkzeuge. Moderne Staubsauger sorgen für staubarmes Arbeiten auf der Baustelle und in der Werkstatt. Das schont die Lungen des Handwerkers und die Nerven des Kunden. Beim Kauf lohnt es sich, sich über die verschiedenen Technologien und Modelle zu informieren.
Der Monteur ist die Visitenkarte der Schreinerei – das erfährt jeder Lernende bereits im ersten Lehrjahr. Dazu gehört nicht nur ein gepflegtes Auftreten dem Kunden gegenüber, sondern auch, die Baustelle sauberer zu verlassen als man sie bereits vorgefunden hat.
Ein unverzichtbares Hilfsmittel dafür ist seit jeher der Staubsauger. Die Geräte haben sich über die Jahre vom einfachen Sauger zu einem multifunktionalen Gerät gemausert und sind auch in der Werkstatt nicht mehr wegzudenken.
Die Hauptaufgabe hat sich aber nicht verändert: ausreichend Saugkraft über einen langen Zeitraum zu erbringen. Viele der vorhandenen Sauger gewährleisten das aber eher schlecht als recht. Neben neuen, zeitgemässen Staubsaugern ist vom Jahrzehnte alten Profigerät bis hin zum gewöhnlichen Haushaltstaubsauger auf den Baustellen alles anzutreffen. Dass mit solchen Geräten ein sauberes Arbeiten kaum möglich ist, liegt für Peter Zaugg auf der Hand: «Oft sind die Staubfilter und -säcke überhaupt nicht für den Einsatz auf der Baustelle geeignet. Oder sie sind so alt, dass sie den Feinstaub ungehindert durchlassen und sich dieser überall im Raum verteilt», erzählt der Maschinen- und Werkzeugspezialist der Immer AG.
Das ist nicht nur ärgerlich für den Kunden, sondern kann auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Aus diesem Grund orientieren sich die Hersteller heute an der Norm DIN EN 60335-2-69. Sie gibt die drei Staubschutzklassen L, M und H vor (siehe Box) . Gute und intakte Filter schützen ausserdem den Saugermotor vor Staub, was dessen Lebensdauer verlängert und die Effizienz bewahrt.
Allerdings helfen gute Säcke und Filter nur wenig, wenn diese völlig mit Staub zugesetzt sind. Einige ältere Geräte sind deshalb mit einer manuellen Filterabrüttlung ausgerüstet. Oder man muss die Säcke sowie Filter ausbauen und entsprechend von Hand leeren und reinigen. Beides ist aber nicht wirklich praxistauglich, bedeutet das doch jedes Mal einen Arbeitsunterbruch und einen gewissen Aufwand für den Handwerker. Kein Wunder also, trifft Peter Zaugg immer wieder völlig verdreckte und zugeklebte Filter an: «Es kann sogar so weit gehen, dass deshalb der Motor überhitzt und zerstört wird.» Das liegt daran, dass die meisten Staubsauger über die angesaugte und gefilterte Luft gekühlt werden. «Sind die Filter zu, nimmt mit der Saugkraft auch der kühlende Luftstrom ab», erklärt Zaugg.
Neue Sauger sind deshalb überwiegend mit einem Überhitzungsschutz oder einer Bypass-Kühlung ausgestattet. Bei modernen Geräten sollen aber verschiedene technische Einrichtungen verhindern, dass es überhaupt zu einer Abnahme des Luftstromes kommt. Dazu zählt insbesondere die Luftstromüberwachung.
Dabei spielt es eine Rolle, ob der Sauger mit oder ohne Filtersack ausgerüstet ist: Es gibt Modelle, die nur mit einem Filtersack betrieben werden sollten. Wenn solche Geräte mit einer Überwachung ausgerüstet sind, leuchtet eine Anzeige auf oder es ertönt ein Signalton, wenn der Luftstrom unter einen bestimmten Wert fällt. Der Filtersack ist voll und muss entleert oder entsorgt werden. Die heutigen Säcke sind so aufgebaut, dass sich an ihrer Innenseite möglichst wenig Staub ablagert, um die Saugleistung zu erhalten. Zudem fallen sie bei ausgeschaltetem Sauger in sich zusammen, wodurch der Staub abfallen soll.
Fällt also viel feiner Staub an und ist das Gerät im Dauerbetrieb, können die Filtersäcke schon mal an ihre Grenzen stossen. Dennoch haben diese Lösungen gemäss Peter Zaugg durchaus ihre Berechtigung: «Viele Handwerker entscheiden sich nach wie vor für dieses System, weil sie den Sauger nicht im Dauerbetrieb und nur für kleine Montagearbeiten nutzen», erzählt der Experte und ergänzt, «zudem ist es eine kostengünstige Variante.»
Muss der Staubsauger aber grosse Mengen an Spänen und Staub im Dauerbetrieb bewältigen – zum Beispiel beim Schleifen von Oberflächen oder intensiven Hobeln – empfiehlt sich ein Modell mit automatischer Filterabreinigung. Die angesaugte Luft wird dabei nicht von einem Filtersack, sondern von einem Hauptfilter gereinigt. Damit sich dieser nicht vollständig mit einer Staubschicht zusetzt, wird der Filter gerüttelt, um die Saugkraft zu erhalten. Festool zum Beispiel nennt diese Technik «AutoClean». Bei diesen Geräten geschieht die Abreinigung in einem regelmässigen Intervall, den der Benutzer einstellen kann.
Etwas anderes hat sich der Starmix mit seinem «i Pulse» einfallen lassen: Statt mit einem grossen sind diese Sauger mit zwei kleineren Filtern ausgerüstet, die wechselseitig abgereinigt werden. Das geschieht aber nicht in einem Intervall, sondern bedarfsabhängig, wenn der Volumenstrom unter einen Grenzwert sinkt.
Gemeinsam haben beide Systeme, dass sie ohne oder mit einem Entsorgungsbeutel betrieben werden können. Letzterer erleichtert das Leeren des Schmutzbehälters und minimiert dabei die Staubentwicklung. Deshalb wird ab der Staubklasse M ein Entsorgungsbeutel empfohlen. Die automatische Abreinigung kann aber auch komplett deaktiviert werden, zum Beispiel wenn ein gewöhnlicher Filtersack zur Anwendung kommt.
Die meisten Staubsauger lassen sich ausserdem auch als Nasssauger verwenden. Wichtig ist, dass, je nach Hersteller und Modell, der Filtersack entfernt und der Trocken- gegen einen speziellen Nassfilter ausgewechselt wird. «Das geht manchmal vergessen und man muss dann neue Filter kaufen. Da kann es sich lohnen, zusätzlich einen preiswerten Nasssauger zu kaufen», sagt Zaugg.
Einen Schritt vorwärts haben die Sauger- und Handmaschinenhersteller auch bei den Schlauchanschlüssen gemacht. Ohne gutes Klebeband oder eine helfende Hand hielten die Schläuche früher nicht wirklich zuverlässig. Mittlerweile weisen aber zum Glück die meisten Anschlüsse etwa denselben Durchmesser auf. Dank Stutzen aus Gummi lassen sich die Schläuche gut in oder über den Anschluss an der Maschine stecken.
Dennoch lohnt es sich, beim Kauf eines neuen Saugers darauf zu achten, welchen Durchmesser der im Lieferumfang enthaltene Schlaucht hat. «Führt man öfter Arbeiten aus, bei denen grosse Mengen von Spänen anfallen, empfiehlt es sich, einen grösseren Durchmesser zu wählen, damit der Schlauch nicht verstopft», begründet Peter Zaugg. Bei vielen Geräten muss mittels eines Drehknopfs der Schlauchdurchmesser eingestellt werden. Ansonsten würde die Luftstrommessung falsche Werte liefern.
Beinahe zum Standard gehören mittlerweile die in den Sauger integrierten Stromanschlüsse. Sie erlauben neben dem Dauer- einen bedarfsabhängigen Automatikbetrieb beim Arbeiten mit Handmaschinen. Einige Hersteller bieten dafür auch integrierte Druckluftanschlüsse an. Eine gute Option, wenn der Sauger zum Beispiel hauptsächlich stationär in der Werkstatt für das Schleifen mit Druckluftexzenterschleifern zum Einsatz kommt.
Viel Ärger ersparen ausserdem intelligente Aufbewahrungsmöglichkeiten für Kabel, Schläuche, Düsen und anderes Saugerzubehör. Während viele Hersteller auf der Saugerrückseite entsprechende Halterungen anbringen, gibt es auch andere Lösungen: Bei den Geräten von Starmix gibt es zum Beispiel einen in den Griff integrierten und ausklappbaren Haken, an den man das aufgewickelte Kabel hängen kann.
Festool setzt auf ein offenes Ablagefach auf der Oberseite des Saugers. Darauf können dann auch gleich die bekannten Systainer montiert werden. «Da die Systainer mittlerweile auch einheitliche Masse aufweisen, ist man hier flexibler geworden. Und andere Saugerhersteller wie Mafell bieten mittlerweile ebenfalls eine Halterung für Systainer an», erzählt Zaugg.
Für welches Gerät sich der Schreiner letztlich entscheidet, hängt also stark vom Einsatzgebiet sowie den eigenen Gewohnheiten und Vorlieben ab. Hat man aber seinen perfekten Staubsauger gefunden, steht dem sauberen und staubfreien Arbeiten nichts mehr im Weg. «Vorausgesetzt, man wartet ihn gelegentlich oder bringt ihn in den Service», mahnt Peter Zaugg. Ein Profigerät hat immerhin seinen Preis und es lohnt sich, defekte Teile auszutauschen. Dafür halten Hersteller und Händler über Jahre entsprechende Ersatzteile bereit.
www.immerag.chwww.festool.chwww.limex.chwww.mafell.chGeeignet für einfache und unbedenkliche Stoffe wie Hausstaub, Lack, Gips oder Erde. Der Abscheidegrad bezieht sich nur auf das Filtermaterial.
Empfohlen für alle Arten von Materialien wie Holz, Füller, Zement, Beton, Farben, Lacke oder quarzhaltige Stoffe. Hier wird der Abscheidegrad für das ganze Gerät angegeben.
Filtert auch krebs- oder krankheitserregende Partikel wie Schimmelsporen oder Mineralfasern heraus. Es wird ebenfalls das ganze System getestet.
Diese Geräte entsprechen der Staubklasse H, werden aber speziell nochmals für das Aufnehmen von Asbest geprüft.
Veröffentlichung: 26. Februar 2015 / Ausgabe 9/2015
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