Schnelle Präzision auf allen Flächen

Für industrielle Ansprüche bietet Heesemann eine Universal-Kanten- und -Profilschleifmaschine. Bilder: Ineichen AG

Kanten schleifen.  Der Fortschritt in der Produktionstechnik hat immer auch Konsequenzen bezüglich der weiteren Verarbeitung. Welche Möglichkeiten für die Bearbeitung von Kanten formatierter Platten bestehen, wird hier anhand von Beispielen gezeigt.

Rationelle Durchläufe und Optimierungen von Arbeitsprozessen gehören heute zur Grundlage von wiederkehrenden Arbeiten in jedem Handwerksbereich. Gerade Schreiner, die stark in die Plattenverarbeitung investieren, tun dies, um Durchlaufzeiten zu reduzieren und dabei auch noch die Qualität zu steigern.

Durchgängige Qualität

Platten haben in der Regel sechs Flächen. Davon sind vier sehr schmal und dafür lang: die Kanten. Wann und wie werden sie geschliffen? Wie wird in diesem Bereich verfahren, damit Tempo sowie Qualität den anderen meist schon stark automatisierten Prozessen entsprechen?

Optimierte Schneidewerkzeuge ermöglichen heute beim Formatieren fast spurenlose Kantenbilder. Dies hat zur Folge, dass unter Umständen ein Vorschleifen nicht mehr notwendig ist und direkt mit der finalen Körnung gearbeitet werden kann. Auf ein Schleifen verzichten kann man allerdings nie, denn die Oberfläche der Kante muss ja letztendlich derjenigen der Fläche entsprechen. Um masshaltig zu bleiben und weder Unebenheiten hineinzubringen noch den Winkel zu verändern, empfiehlt sich die Verwendung einer Kantenschleifmaschine, was auch die Arbeitszeit massiv verkürzt.

Möglichkeiten im direkten Prozess

Mittels Schleifaggregat können die Kanten frisch bearbeiteter Elemente in der gleichen Aufspannung auf der CNC-Fräse geschliffen werden. Das ist eine sinnvolle Sache, da so – trotz des zusätzlichen Werkzeugwechsels und langsameren Vorschubs – am wenigsten Zeit verloren geht und die Präzision des Teiles gewährleistet bleibt. Auch die Hersteller von Kantenleimmaschinen sind oft in der Lage, zusätzliche Schleifaggregate mit einzubauen. Eventuell muss dann aber das nächstgrössere Grundgestell verwendet werden, um genügend Platz zu bieten. Diese Zusatzeinrichtung liegt im Preisbereich einer guten Kantenschleifmaschine. Sinnvoll können damit aber nur diejenigen Kanten geschliffen werden, die vorher angefahren wurden.

Kompakte Spezialmaschinen

Eine separate Schleifmaschine bietet den Vorteil, jede Kante bearbeiten zu können und dabei keinen laufenden Prozess zu stören. Der Nachteil ist dann, dass sie zusätzlich Platz braucht. Entsprechend gibt es vor allem zwei Grundtypen von Kantenschleifmaschinen am Markt, die beide umfassende Bearbeitungsmöglichkeiten zulassen.

Die Ineichen AG in Ermensee LU bietet beispielsweise von Wesetslintner das Modell «KSMO I-S-FK» an, das von einer Seite zu bedienen ist. Der durch eine Hebelvorrichtung höhenverstellbare Tisch führt an das oszillierende Schleifband mit gerader Kontaktplatte. Die abklappbare Furnierkanten-Schleifeinrichtung ermöglicht das kontrollierte Schleifen gerader Kanten mittels genauer Einstellung der gewünschten Spanabnahme. Sowohl die Zuführ- wie auch die Abnahmebacke und der Schleifschuh lassen sich dazu fein justieren.

Das Modell «Uniq» der Kündig AG aus dem zürcherischen Wetzikon ist auf beiden Seiten gleichzeitig bedienbar. Die Seite mit den Anschlagbacken dürfte in der Regel die Hauptbedienseite sein. Die Tische auf beiden Seiten sind fix und haben zueinander einen Versatz, damit bei gleichzeitiger Nutzung auf verschiedenen Bandbereichen gearbeitet wird. In der Höhe verstellt wird das Schleifaggregat, und selbst die Höhe der Oszillation lässt sich einstellen. Letzteres reduziert nicht nur die Abnützung des Schleifbandes, sondern auch jene der Grafitbänder auf dem Schleifschuh und der Kontaktplatte

Bekannte Vorschübe

Bei beiden Modellen lässt sich das Aggregat um 45° nach hinten schwenken, wodurch auch schräge Kanten schleifbar sind. Maschinenmodelle, bei denen der Tisch geschwenkt wird, lassen nur eine Bearbeitung kleinerer Teile zu, denn diese müssen gut auf dem Tisch festgehalten werden.

Bei festen Tischen kann hingegen auch ein automatischer Vorschub zum Einsatz kommen. Da die Arbeitssituation derjenigen an der Kehlmaschine entspricht, bieten die meisten Hersteller entsprechende Halterungen an. Das Werkstück muss vor dem Vorschub sauber an den Anschlag gedrückt werden, um ein Verschleifen der Einfahrecke zu vermeiden. Das Gleiche gilt wieder beim Ausfahren. Tischverlängerungen oder Rolltische mit verlängertem Anschlag machen da Sinn.

Immer schnurgerade ziehen Transportbänder im Tisch mit einem langen Rollen- oder Gurtoberdruck. Dieses System kennt man von der Kantenleimmaschine. Erst bei schweren und breiten Werkstücken kann es sein, dass ein zweites, parallel laufendes Transportband notwendig wird. Im Grunde genommen könnte dann die Kantenbearbeitung auch durch einen Beschickungsroboter paketweise geschehen.

Schweifungen

Ein völlig anderes Arbeitsgebiet ist das Bearbeiten von geschweiften Teilen. Die Kontaktplatte lässt das Andrücken von geraden Teilen, aber auch das Schleifen von Aussenrundungen zu. Die Spanabnahme ist dabei nur visuell kontrollierbar, weshalb diese Vorgehensweise gerne auch zum Einschleifen auf Riss verwendet wird. Wichtig bei der Arbeit ist es, dass die Handballen immer auf dem Tisch aufliegen und so mit den Fingern die Schleifarbeit fein reguliert werden kann, ohne dass die Gefahr besteht, die Haut mitzuschleifen.

Geht es um Innenradien, braucht es eine Kontaktwalze. Bei beiden vorgestellten Modellen kann dazu die Antriebswalze durch einen aufklappbaren Tisch mit Untertischabsaugung genutzt werden. Je grösser der Durchmesser der Walze ist, desto ruhiger lässt sich daran schleifen.

Kleine Arbeitsradien brauchen entsprechend kleinere Werkzeuge. Die Verlängerung der Antriebswalze mit einem Dorn, der eine Schleifhülse aufnehmen kann, ist eine brauchbare Lösung, wenn auch ein entsprechend grosser Arbeitstisch dazu geboten wird.

Der Sonderfall Lackschliff

Noch genauer als die Furnierkanten muss Lack zwischengeschliffen werden. Da die Schichtdicke äusserst gering ist, müssen Anschlag und Transport sehr exakt ausgerichtet sein. Auch der Kantenwinkel muss mit der Schleifmaschine absolut übereinstimmen. Das heisst: Nur wenn bei einer Platte mit einer definierten Auflageseite die Kanten geschliffen werden und diese für den Zwischenschliff wieder gleich durch die Maschine gelassen wird, stimmt die noch vorhandene Schichtdicke über die ganze Kantenhöhe.

Die Kündig AG hat auf der Basis ihrer «Uniq-S» mit Transportbandvorschub eine «Uniq-S Lack» gebaut, die den speziellen Anforderungen entspricht. Ein zweiter Bandvorschub verhindert nicht nur das Zerkratzen der empfindlichen Flächen, sondern sorgt für die höchstmögliche Transportgenauigkeit. Wirklich speziell ist aber der Schleifschuh. Dieser entspricht der Technik des Kontaktschleifens einer Breitbandschleifmaschine. Entsprechend ist die Umlenkrolle für das Schleifband nach dem Schuh etwas weiter von diesem entfernt, um diese Bewegung zuzulassen. Zudem sind die Schleifgeschwindigkeit sowie der Vorschub stufenlos einstellbar. Durch den strikten Bandvorschub ist eine Abnahmebacke überflüssig und wird erst gar nicht verbaut. Sie würde auch die Kontaktbewegung stören. Sinnvoll sind allerdings Tischverlängerungen mit Rollen, damit die Flächen keinerlei Schaden nehmen können.

Auch extreme Wünsche sind möglich

Sobald nicht mehr nur im Querschnitt gerade Kanten, sondern Profile geschliffen werden sollen, müssen ganz andere Maschinen her. Quer zum Transportband verlaufende Schleifbandaggregate mit Profilschuhen im Kontaktbereich lassen ein kontrolliertes Schleifen verschiedener Rundungen zu. Profile, die auch scharfkantige Elemente enthalten, müssen hingegen mit einer Schleifscheibe bearbeitet werden, die dem Kehlwerkzeug entspricht.

Industrielösung

Firmen, die viele immer wieder gleiche Profile bearbeiten müssen, brauchen eine Maschine, die in einem Durchgang linear alle Schleifarbeiten ausführt. So eine ist beispielsweise die Universal-Kanten- und -Profilschleifmaschine «UKP 20» von Heesemann. Sie wird in der Schweiz von der Ineichen AG vertrieben. Das Aufbauprinzip der Anlage entspricht jenem einer Kantenleimmaschine: Entlang einem Kettenvorschub mit gummierten Andruckrollen sind die gewünschten Schleifaggregate aufgereiht, die eine komplette Bearbeitung ermöglichen. Mittels ausklappbarer Mitnehmer in der Transportkette können selbst kurze Werkstücke bearbeitet werden. Die Zusammenstellung dieser Anlage für die industrielle Fertigung geschieht nach den Bedürfnissen der Fabrikation.

Letztendlich richtet sich die Ausführungsqualität und das sichere Durchlauftempo nach den Anforderungen, welche die betrieblichen Aufgaben ergeben. Sie sollten aber maschinell den anderen Bearbeitungen entsprechen.

www.ineichen.chwww.kuendig.ch

ab

Veröffentlichung: 02. Juni 2016 / Ausgabe 22/2016

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