Schneller am Zielort

Für grosse und schwere Bauteile gibt es oft nur noch den Weg über den Balkon oder das Dach. Bild: Feldmann Kran

Transport.  Die Logistik auf der Baustelle wird auch für Schreinereien ein immer wichtigeres Thema. In manchen Fällen lohnt es sich, dafür spezialisierte Partner ins Boot zu holen. Für beinahe jede Situation gibt es entsprechende Angebote und Hilfsmittel.

Gezeichnet sind Türen, Fronten, Verkleidungen und andere Bauteile schnell und einfach im CAD. Dabei geht manchmal vergessen, dass diese später irgendwie zum Bestimmungsort transportiert werden müssen. Jeder, der schon mal als Monteur auf einer Baustelle unterwegs war, kennt die Situation: Das Teil ist zu gross und lässt sich im Treppenhaus nicht um die Ecke transportieren. Oder man ist zusammen mit mehreren Lernenden tagelang dabei, Schrankteile oder Türen auf einer Grossbaustelle zu verteilen. Selbstverständlich gehört das in einem gewissen Mass zum Beruf und in vielen Fällen macht der Transport mit Muskelkraft Sinn.

Dennoch gilt es, diese Vorgehensweise immer wieder zu hinterfragen. Denn während dieser Zeit führt der Monteur nicht seine eigentliche Arbeit aus und die Lernenden lernen wenig bis gar nichts. In anderen Branchen und inzwischen auch bei grossen Schreinereien ist es deshalb üblich, dass sich Logistiker, Disponenten oder dergleichen um die ganze Transportorganisation kümmern. Kleine und mittlere Betriebe haben aber in der Regel ein zu kleines Transportvolumen, als dass sich solch eine Organisation lohnen würde. Dennoch sehen sich auch diese Betriebe gelegentlich mit logistischen Herausforderungen konfrontiert. Sei es, weil es sich um ein grösseres Objekt handelt oder weil das Bauteil schlicht zu gross oder zu schwer ist.

Spezialisiert auf das Verteilen

In solchen Fällen kann es sich lohnen, die Hilfe von professionellen Transportunternehmungen in Anspruch zu nehmen. Oft denkt man dabei gleich an grosse Lastwagen und Krane – dazu später noch mehr. Interessant sind aber auch Dienstleistungen, welche die Feinverteilung der Elemente beinhalten.

Ein solches Angebot gibt es zum Beispiel von der Tragkraft GmbH mit Sitz in Sachseln OW. Das relativ junge Unternehmen hat sich auf das Vertragen von Gütern aus Schreinereien spezialisiert. Gemäss Mitinhaber Stephan Brändli hat 2016 alles mit dem Küchenbau angefangen, als ein Monteur Hilfe bei einem Auftrag benötigte. «Heute vertragen wir praktisch alles, von Möbeln über Elektrogeräte und Laboreinrichtungen bis hin zu Fensterflügeln», sagt Brändli. Dafür sind täglich etwa zwölf Personen im Einsatz. Das Unternehmen kann auf einen Pool von rund 50 Personen zurückgreifen, um auch grössere Mengen zu transportieren.

Die Teile werden von der Schreinerei oder einem Spediteur auf die Baustelle geliefert. Ab da übernehmen die Spezialisten. Sie entladen das Fahrzeug und bringen die Teile zum Ort der Montage auf dem entsprechenden Stockwerk. Bei Bedarf packen sie die Teile auch aus und stellen sie montagebereit hin. Arbeiten an den Elementen selbst, wie beispielsweise das Montieren von Griffen, macht Tragkraft aber nicht. «Wir sind keine Monteure und konzentrieren uns nur auf den Transport. Auch wegen des GAV müssen wir uns hier klar abgrenzen», sagt Stephan Brändli.

Hilfsmittel inbegriffen

Die Elemente und der Zielort im Gebäude müssen klar gekennzeichnet sein. «Wir haben keine Zeit, auf Plänen nach den richtigen Teilen und dem Zielort zu suchen.» Der Stundenansatz von Tragkraft beträgt 75 Franken. Bei grossen Objekten oder regelmässigen Kunden können aber auch Pauschalpreise vereinbart werden. In den Kosten inbegriffen sind Hilfsmittel wie Treppensteiger oder Fassadenlifte. Je nach Situation wird entschieden, welche Transportweise am besten geeignet und am schnellsten ist.

Als zusätzlichen Service bietet das Unternehmen den Abtransport und das Entsorgen des Montageabfalls an. In diesem Bereich sieht Brändli noch Potenzial zur Optimierung: Oft würden die Elemente mit reichlich Verpackungsmaterial auf Paletten fixiert. «Das generiert viel Abfall, den man nachher entsorgen muss.» Hinzu kommt, dass das Material irgendjemand wieder auspacken muss, was Zeit kostet. Oft geschieht das schon vor dem Verteilen im Gebäude, weil man mit den Paletten auf der Baustelle nicht rangieren kann.

Den Kran früh in Erwägung ziehen

Im Bereich von Türen sowie Fenstern sind die Elemente aber mittlerweile oft so gross und schwer, dass ein Transport mit dem Lift – sofern dieser überhaupt freigegeben ist – oder durch das Treppenhaus kaum noch möglich und wirtschaftlich ist.

Ähnlich präsentiert sich die Situation im Innenausbau, wo grossflächige und fugenlose Elemente gefragt sind. Klar, mit ausreichend Helfern und vereinten Kräften geht es dann schon irgendwie. In vielen Fällen wäre aber die Zuhilfenahme eines professionellen Transport- oder Kranunternehmens einfacher, schneller und sicherer.

Jürg Balli ist selbst Kranführer und bei der Feldmann Pneukran und Transport AG in Schmerikon ZH im Aussendienst tätig. Er stellt fest, dass solche Anfragen immer kurzfristiger eintreffen: «Manchmal erhalten wir sogar Anrufe direkt von der Baustelle, wenn das Material bereits vor Ort ist.» In solchen Fällen ist es meistens schwierig, kurzfristig noch einen Kran aufzubieten. Jürg Balli wünscht sich deshalb, dass die Unternehmen früher zum Telefon greifen und Abklärungen machen. «Für die meisten Situationen gäbe es nämlich eine Lösung.»

Situation vor Ort abklären

Beim ersten Kontakt sollte man Informationen wie Grösse und Gewicht des Transportgutes bereithalten. Fotos und Pläne können ebenfalls hilfreich sein. Meistens schaut sich dann ein Spezialist die Situation vor Ort an. Damit es zu keinen Missverständnissen kommt und der Kranspezialist Zutritt erhält, sollten allfälliges Sicherheitspersonal, die Portiers oder die Bewohner über den Besuch informiert werden. Anschliessend kann der Spezialist abschätzen, welcher Kran am besten geeignet ist und ob es noch weitere Abklärungen braucht. Abklärungen sind meistens nötig, wenn temporär Strassen oder Trottoirs gesperrt werden müssen. Besonders sensibel sind Zufahrten für Rettungskräfte und Schulwege. Im Umfeld von Bus-, Tram- und Bahnlinien ist mit einer Vorlaufzeit von etwa drei Wochen zu rechnen. In solchen Situationen müssen entsprechende Bewilligungen eingeholt werden. Oft sind damit zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen wie beispielsweise Sicherheitspersonal nötig.

Noch heikler wird es in Regionen mit einem Flughafen oder Flugplätzen. Dort kann es auch an vermeintlich unproblematischen Stellen zu Schwierigkeiten kommen. Vielleicht handelt es sich um eine Notanflugschneise oder dergleichen? «Immer wieder mal vergessen geht auch, dass eine Zufahrtsstrasse oder Brücke eine Gewichtsbeschränkung hat und der Kran diese nicht passieren kann», sagt Jürg Balli. Gibt es keinen anderen Weg, müssen solche Bauten dann zusätzlich geschützt oder abgestützt werden. Die Kran-Unternehmen sind sich den Umgang mit den Behörden sowie speziellen Situationen aber gewohnt und können dies speditiv erledigen.

Mobile Baukrane bei wenig Platz

Sehr oft reicht schon ein relativ einfacher Lastwagenkran aus. Dieser kann das Material auch gleich von der Schreinerei zur Baustelle transportieren. Immer öfters kommen aber sogenannte Mobil-Baukrane (MK) zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen Baukran, der innert kürzester Zeit von nur einem Bediener auf- und abgebaut werden kann. Der Vorteil eines MK ist, dass er mit seinem Ausleger auch über Dächer oder andere Hindernisse hinweg kommt. Der Kranführer hat von seiner Kabine aus die Situation immer im Blick. Bei Bedarf kann er den Kran auch mit einer Fernbedienung steuern. Somit eignet er sich besonders für den Einsatz bei engen Platzverhältnissen im überbauten Gebiet.

Klassische Pneukrane hingegen eignen sich eher für das Heben von sehr schweren Lasten. Konstruktionsbedingt können sie Dächer und andere Objekte weniger gut überbrücken. Der Preis für einen Mobil-Baukran mit einem 45-Meter-Ausleger liegt gemäss Jürg Balli bei etwa 350 Franken pro Stunde. Hinzu kommt eine Bereitstellungspauschale und die Kosten für allfällige Bewilligungen. Abgerechnet wird pro 15 Minuten, das Minimum beträgt eine Stunde. Für längere Einsätze kann man auch Tagespauschalen vereinbaren.

Trickkiste für Spezialfälle

Nebst dem Kran verfügen die Anbieter über zahlreiche Hilfsmittel, um das Material sicher und effizient an den Zielort zu heben. Mit Plattformen können Gegenstände durch Fenster oder andere Öffnungen befördert werden. Für das Absetzen unter Dachvorsprüngen gibt es das sogenannte Balkonjoch. Vakuumsauger und Gegengewichtsanlagen ermöglichen ein sicheres Heben und Montieren von Glas. Mit Minikranen und selbstnivellierenden Raupentransportern lassen sich Gegenstände auch in steilem und unwegsamem Gelände transportieren sowie heben. Zudem haben die Profis geprüfte und ausreichend bemessene Anschlagmittel wie Ketten oder Gurte.

Das frühzeitige Involvieren von professionellen Transportunternehmen kann sich also schnell bezahlt machen, auch wenn dies in den Ausschreibungen leider oft nicht berücksichtigt wird. Dafür kann man mit diesen Spezialisten viel Zeit und vor allem Energie sparen. Die eigenen Mitarbeiter müssen nicht erst einen halben oder ganzen Tag damit verbringen, das Material an seinen Zielort zu transportieren. Sie können viel früher und ausgeruht mit ihrer eigentlichen Arbeit beginnen.

www.trag-kraft.chwww.feldmann-kran.ch

ph

Veröffentlichung: 05. September 2019 / Ausgabe 36/2019

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