So stehen Schreiner zu Eco


Es geht nicht ohne, jedoch sind für den Endkunden meist andere Aspekte in einem Schreinerauftrag wichtiger. Bild: Fotolia, Matsubook


Es geht nicht ohne, jedoch sind für den Endkunden meist andere Aspekte in einem Schreinerauftrag wichtiger. Bild: Fotolia, Matsubook
Eco-Werkstoffe. Je nach Definition gelten für Eco-Materialien andere Richtlinien. So ist es für den Hersteller, den Händler und den Schreiner nicht einfach, die Kunden zu beraten. Diese Befragung zeigt auf, was die Fachleute wirklich beschäftigt.
In vielen Auftragssituationen taucht der Begriff Eco im Zusammenhang mit Werkstoffen auf. Jeder Schreiner hat eine grobe Ahnung, um was es sich bei Eco-Produkten handelt. Geht es jedoch darum, eine genaue Definition abzugeben oder dem Kunden sogar einzelne Bauteile und Werkstoffe vorzuschlagen, ist ein grosser Teil der Verarbeiter nicht mehr so sattelfest.
Der Begriff Eco steht je nach Auslegung, Auffassung und Zusammenhang für emissionsarme, nachhaltige oder umweltschonende Werkstoffe und nicht selten für alle drei zusammen. Ein einheitlicher Leitfaden, welcher den Begriff definiert und regelt, existiert noch nicht. Diese Grundproblematik wird durch die nicht einheitlich geregelte Zertifizierung in der Ausführung noch zusätzlich erschwert (siehe SZ-Nr. 5/2015, Seiten 10 bis 12).
Mit dieser 32 Fragen umfassenden Befragung wurden bei Schreinereien, Möbelherstellern und Ladenbauern die alltäglichen Berührungspunkte im Bereich Eco-Werkstoffe ermittelt. Bei zehn Fragebereichen hat es überraschende Antworten oder eindeutige Meinungstendenzen gegeben und auf diese wird in den folgenden Abschnitten etwas genauer eingegangen. Ziel dieser Umfrage ist es aufzuzeigen, wo die Problemstellen und die Anliegen beim Schreiner sind, wenn es um den Verkauf und den Ruf von Eco-Werkstoffen geht. Für Interessierte gibt es den gesamten Fragekatalog online zum Einsehen und Ausfüllen.
Eine Mehrheit der befragten Betriebe hat dem Thema einen hohen Stellenwert im eigenen Betrieb attestiert. Eco-Werkstoffe werden vom Schreiner bewusst wahrgenommen und auch entsprechend gehandelt. Viele innovative Innenausbauer sehen in den Werkstoffen sogar die Möglichkeit, sich von der Masse und der Konkurrenz abzuheben. Dieser gezielte Einsatz der Werkstoffe steht für das grosse Verantwortungsbewusstsein seitens der Schreiner, wenn es um die Herkunft und die Auswirkungen der Werkstoffe geht.
Obwohl der Schreiner diesen Werkstoffen eine grosse Wichtigkeit einräumt, wird nur wenig in diese Richtung entwickelt und investiert. Dies hat sicher damit zu tun, dass der Fachhandel den Grossteil der benötigten Materialien heutzutage schon mit seinem Sortiment abdeckt und dem Planer eine Vielzahl von Umsetzungsmöglichkeiten bietet. Aber auch die Tatsache, dass die Erarbeitung einer eigenen Zertifizierung eine kostenintensive Entwicklungs- und Werbephase benötigt, ist auschlaggebend. Zusätzlich geht die eigene Zertifizierung mit einem hohen Aufwand einher, der im Rahmen eines üblichen Schreinerbetriebes nicht tragbar wäre. Einige befragte Schreiner sehen in einer solchen Umsetzung sogar eine Lähmung des Betriebes durch die eigene Zertifizierung.
Laut der Umfrage akzeptieren die Endkunde Eco-Werkstoffe vom Schreiner und sind für diese sensibilisiert. Hier kann die Holzbranche vom aktuellen Trend nach gesunden und nachhaltigen Produkten profitieren. Einige Betriebe setzen in ihrer Werbung gezielt auf den Trendfaktor Umwelt.
Überraschend ist die breite Meinungsvertretung, dass nicht zertifizierte Werkstoffe und Produkte heute und in Zukunft keine schlechteren Marktchancen aufweisen werden als solche mit einer Eco-Zertifizierung. Hier ist wohl auch die Erfahrung vieler Schreiner aus dem Objektbereich ausschlaggebend, wo aus Preisgründen momentan vermehrt auf Alternativen zurückgegriffen wird. Viele Schreiner haben die Erfahrung gemacht, dass im Objektauftrag mit zertifizierten Werkstoffen fast kein wettbewerbstaugliches Angebot erstellt werden kann. «Dieser Punkt ist eine Frage der Ideologie von uns allen. Wir stehen in der Pflicht und haben eine Verantwortung für unsere Umwelt und Nachkommen», sagt Mauro Capozzo, CEO der Kronospan Schweiz AG aus Menznau LU.
Solche Sensibilisierungen brauchen Zeit und eine einfache Kommunikation, wie es die Kronospan zum Beispiel mit der «CH80»-Kampagne vorgemacht hat. Mit ihr konnte die Branche für die 80-prozentige Verwendung von Schweizer Rohstoffen und Schweizer Wertschöpfung sensibilisiert werden.
Ein grosser Teil der befragten Betriebe hat in diesem Bereich schon schlechte Erfahrungen in der Umsetzung gesammelt oder von solchen gehört. Alle Befragten gaben eine schlechte Bewertung im Bereich der konsequenten Umsetzung in der Praxis ab. Es werden Beispiele von falsch deklarierten Werkstoffen oder von nicht zertifizierten Unterkonstruktionen, die mit einem Eco-Werkstoff verkleidet wurden, genannt. Hier stehen die Hersteller und Händler vor der Herausforderung, eine einfache und verständliche Basis für den Endverbraucher zu schaffen. Denn wenn das Angebot genau definiert wird und der Endkunde einen Mehrwert mit der Zertifikation erhält, wird der Einhaltung und korrekten Ausführung mehr Aufmerksamkeit zukommen.
6. Glaubwürdigkeit
Es scheint, als sei seitens der Hersteller und der Händler in diesem Punkt noch Nachholbedarf vorhanden. Zirka 80 % der Befragten geben der Glaubwürdigkeit von Eco-Werkstoffen eine schlechte Bewertung. Schlechte Erfahrungen und falsch ausgeführte Beispiele, die publik wurden, haben dem Ruf von Eco-Labels zugesetzt.
Den Herstellern und Händlern ist diese Problematik bewusst und es sind schon einige Massnahmen im Gang. «Wir haben die Aufgabe, dem Schreiner die Grundbasis für den Verkauf beim Kunden bereitzustellen, damit dieser den Mehrwert erkennt», sagt Mauro Capozzo. Hier ist die Broschüre der «KRONOSWISS ECO»-Linie ein gutes Beispiel. In dieser sind die Eco-Produkte aufgeführt, welche speziell für besonders hohe Anforderungen an die Raumluftqualität entwickelt wurden.
Bei diesem Punkt sehen die Schreiner weniger ein Problem, da die Unvergleichbarkeit durch die Händler etwas ausgeglichen wird. Um dem Schreiner ein komplettes Angebot zur Verfügung zu stellen, das auch in puncto Eco eingesetzt werden kann, passen die Händler ihre Produktpaletten an. «Wir haben im Jahr 2006 angefangen, die Eco-Werkstoffe unter unserem Gütesiegel, dem Schmetterling, zu führen», sagt Silvia Furlan, Marketingleiterin der Kuratle & Jaecker AG aus Leibstadt AG.
Alle Produkte, die unter diesem Label erhältlich sind, werden nach eigenen Richtlinien geprüft, um die Vergleichbarkeit untereinander sicherzustellen. Ihre Broschüre «Emissionsarme Holzwerkstoffe und Bodenbeläge» ist ein sicheres Hilfsmittel für die Arbeit mit Eco-Werkstoffen.
Durch die Vielfalt von Labels und Eco-Zusammenstellungen auf dem Markt ist es bis zu einem gewissen Punkt verständlich, dass das Bild eines reinen Marketinginstrumentes entsteht. Hier ist wichtig zu wissen, dass der grösste Teil aller Hersteller und Händler viele Ressourcen investieren, um eine einfache und durchgängige Produktpalette anbieten zu können. «Wir sind das Bindeglied zwischen Produkt und Handwerk. Deshalb sehen wir es als unsere Dienstleistung zu prüfen, ob ein Produkt den Ansprüchen genügt», sagt Silvia Furlan. Durch die Vielzahl an Labels wird diese Vereinheit- lichung immer anspruchsvoller.
9. Freiheit in der Gestaltung
Eine ganz klare Aussage. Die Sortimentsauswahl ist bei den Eco-Werkstoffen fast gleich gross wie für nicht zertifizierte Produkte. So ist es keine Überraschung, wenn sich die Planer und Gestalter durch die Eco-Werkstoffe in keiner Weise eingeschränkt fühlen.
Ein kleiner Wermutstropfen ist die Aussage, dass den meisten Endkunden die Zertifizierung wichtiger ist als die Umsetzung selbst. Ein Grund für dieses Ergebnis ist die Art der Kommunikation in dieser grossen Produktpalette. «Der Kunde muss für die Auswirkungen auf sich und die Umwelt sensibilisiert werden», sagt Mauro Capozzo. Da alle Schweizer Holzwerkstoffe ohnehin auf einem sehr hohen ökologischen Produktionsniveau hergestellt werden, ist ein gezielter und überlegter Einsatz der speziell zertifizierten Eco-Produkte ebenso wichtig für die Umwelt. Dem Kunden muss ein Mehrwert bewusst werden. Wenn dieser erkennt, dass sein Werkstück durch die Eco-Zertifizierung und natürlich durch die getreue Umsetzung an Wert gewinnt, wird er gerne bereit sein, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. «Wenn wir mehr solche Produkte verkaufen können und die Hersteller dadurch grössere Produktionsmengen umsetzen, werden sich die Preise anpassen», sagt Silvia Furlan. Die geschulte Beratung wird ein wichtiges Element spielen, sagt Mauro Capozzo, und fügt an: «Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft voll auf Eco setzen werden. Als Schweizer Hersteller achten wir auf eine hohe Qualität bei unserer ganzen Produktpalette. Die Schweiz steht für Innovation, für ein Quäntchen mehr, als es die anderen tun.»
Im Moment scheint es noch ein langer Weg zu sein, bis bei den Holzwerkstoffen dieselbe Gewissenhaftigkeit wie etwa bei Biogemüse eintritt. Jedoch ist die Branche dank Vorreitern in der Herstellung, dem Handel und den verarbeitenden Schreinereien auf dem richtigen Weg.
www.kronospan.comwww.kuratlejaecker.chVeröffentlichung: 11. Juni 2015 / Ausgabe 24/2015
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