Spritzige Geräte


Spezielle Ansaugstutzen erlauben den Einsatz von kleinen Lackgefässen. Bild: Philipp Heidelberger
Spezielle Ansaugstutzen erlauben den Einsatz von kleinen Lackgefässen. Bild: Philipp Heidelberger
Lackieren. Richtig eingesetzt haben Airkombi-Geräte Vorteile gegenüber Fliessbecherpistolen. Dank neueren kompakten Modellen lohnt sich deren Einsatz mittlerweile auch bei kleineren Flächen, was sich positiv auf das Ergebnis und den Materialverbrauch auswirkt.
Hand aufs Herz – wer kann mit Sicherheit sagen, wann die Lackiergeräte im Betrieb das letzte Mal komplett zerlegt, gereinigt und gewartet wurden? In so manch einer Schreinerei fristen diese ein tristes Dasein in einer Ecke der Spritzkabine, während in der Produktion die neusten Maschinen bereitstehen.
Dabei liesse sich besonders bei den Lackiergeräten mit verhältnismässig wenig Aufwand bares Geld sparen. Dies beginnt schon bei den Abklärungen, welche Geräte überhaupt gebraucht und für welche Arbeiten sie eingesetzt werden. «Nach wie vor wird in vielen Betrieben einfach alles mit der Fliessbecherpistole lackiert», sagt Martin Christen, Inhaber und Lackierexperte der Spray-Technik Christen aus Neuenkirch LU. Teilweise hat man eben schon immer mit Fliessbecherpistolen gearbeitet oder es wäre ein Airkombi-Gerät vorhanden, welches aber kaum benutzt wird. Im Schreinerbereich haben sich diese Geräte inzwischen mehrheitlich durchgesetzt. Tatsächlich macht bei kleineren Arbeiten der Einsatz von Fliessbecherpistolen durchaus Sinn. Denn insbesondere bei älteren Kombi-Geräten braucht es verhältnismässig viel Lack, um das System zu befüllen. Entsprechend gross ist danach auch der Bedarf am Reinigungsmittel zum Spülen. Deshalb lohnt es sich oft nicht, das Kombi-Gerät in Betrieb zu nehmen. Irgendwann hat man schon fast vergessen, dass überhaupt ein solches Gerät zur Verfügung stehen würde.
Mittlerweile gibt es aber Airkombi-Geräte, welche mit einer Befüllmenge von lediglich 150 Gramm auskommen sollen. Der Verlust an Lack und Reinigungsmittel ist also wesentlich geringer als noch bei älteren Geräten. Möglich machen dies kleinere Pumpen sowie Leitungen und Schläuche mit geringeren Durchmessern. Insbesondere grosse Ansaugschläuche oder Trichter erfordern einiges an Material zum Befüllen. Fixierte und kleine Ansaugrohre haben ausserdem den Vorteil, dass sie auch aus weniger grossen Gefässen problemlos den Lack ansaugen können. Beim Einsatz von grossen Schläuchen besteht zudem immer die Gefahr, dass der Kübel umkippt. Mit den fixen Ansaugrohren hat man also die Möglichkeit, dem Bedarf entsprechende Einwegbecher zu verwenden. Dies wiederum spart Zeit und Material, beim Mischen des Lacks sowie beim anschliessenden Reinigen.
Doch wie lautet die Definition von kleineren Arbeiten? Für Martin Christen ist klar: «Muss man mehr als 500 Gramm Lack auf einmal verarbeiten, macht der Einsatz einer Fliessbecherpistole heute wenig Sinn.» Führt man sich vor Augen, dass für Fronten von Einbauschränken oder Küchen schnell mehrere Kilogramm Lack gebraucht werden, gibt es kaum einen Grund, nicht auf ein Kombi-Gerät zu setzen.
Es beginnt bei der Handhabung: Das ständige Auffüllen des Fliessbechers ist zeitaufwendig und birgt jedes Mal die Gefahr, dass Schmutzpartikel in den Lack oder auf das Werkstück gelangen könnten. Die Unterbrüche erhöhen zudem die Wahrscheinlichkeit, dass auf der lackierten Fläche Ansätze, magere oder übersättigte Stellen auftreten. Nicht zuletzt ist der Verbrauch von Lack und Lösemittel bei Fliessbecherpistolen höher, weil das Material nur mit Druckluft zerstäubt wird. Dadurch entsteht mehr Overspray, der die Absauganlage und die Filtermatten stärker belastet.
Mit Kombi-Geräten lassen sich diese Faktoren wesentlich besser kontrollieren. Dank der Druckzerstäubung kann der Lack mit höherer Viskosität verarbeitet werden. Das bedeutet, man kann mehr Material auftragen und es braucht weniger Lösemittel. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Einsatz der Luftdüsen für die Nachzerstäubung. Mit ihnen lässt sich der Strahl perfekt auf die jeweilige Lackierarbeit einstellen. Mit etwas über 100 Liter pro Minute braucht ein Kombi- Gerät auch wesentlich weniger Druckluft als eine Fliessbecherpistole, die etwa 300 Liter pro Minute benötigt.
Aber genau beim Einstellen des Lackiergerätes beginnt die Krux an der ganzen Sache. Das Justieren und Abstimmen des Lackiergerätes auf den Lack und die Arbeit ist essenziell. «Oft werden die Regler für die Pumpe und die Luftdüse einmal eingestellt und dann nie wieder angefasst», erzählt Martin Christen. Dann müsse man sich natürlich nicht wundern, wenn das Ergebnis nicht stimmt. Manch ein Gerät ist auch dermassen verschmutzt, dass die Skalen der Regler nicht mehr erkennbar sind.
Im Oberflächenbereich ist das Sauberhalten und die Wartung der Gerätschaften ein besonders wichtiger Punkt. Das Spülen des Kombi-Gerätes nach Gebrauch sollte eigentlich selbstverständlich sein, ebenso das äusserliche Abwischen von Pumpe, Schläuchen und Pistole. Im Idealfall platziert man die Pumpe ausserhalb des Lackierraumes oder zumindest an einer geschützten Stelle, damit das Gerät weniger verschmutzt. Es gilt auch die Schlauchlänge im Auge zu behalten: Je länger der Schlauch, desto grösser die Befüllmenge.
Ebenfalls berücksichtigen muss man die Erdung des Lackiergerätes. Neue Modelle haben dafür extra ein Erdungskabel. Dies verhindert nicht nur gefährliche Funkenbildung. Mit dem Ableiten der statischen Ladung wird durch das Gerät, die Schläuche und die Pistole auch weniger Staub angezogen. Am besten lässt man von einem Elektriker einen Erdungsanschluss einrichten, zumal im Lackierraum ohnehin alles geerdet sein muss.
Beim Reinigen des Lackiergerätes sollte man insbesondere mit der Düse sehr sorgsam umgehen. Sie muss richtig durchgespült werden, nur ein Einlegen in Lösemittel reicht nicht aus. Sollte der Düsenkern dennoch mal verstopfen, darf er unter keinen Umständen mit irgendwelchen improvisierten Nadeln und mechanischen Mitteln bearbeitet werden. Für solche Fälle gibt es spezielle Reinigungsmittel und Düsennadeln, mit denen sich eingetrocknete Lackreste lösen lassen.
Aufgrund des hohen Drucks am Düsenkern verschleisst dieser mit der Zeit. Wie schnell, hängt von Faktoren wie Lack, Druck, Pflege und Kernqualität ab. «Je nach Lack können die darin enthaltenen Pigmente eine mehr oder weniger starke abrasive Wirkung haben», erklärt Martin Christen. Verschlissene Düsenkerne haben eine schlechtere Zerstäubung zur Folge. Diese macht sich durch Strichbildung oder einen schmaleren Strahl bemerkbar.
Meist geschieht die Veränderung aber so langsam, dass sie kaum auffällt. Gemäss Christen werde dies dann mit der Zugabe von mehr Druckluft kompensiert. «Ab ungefähr zwei Bar sollte man überprüfen, ob irgendetwas nicht stimmt.» Der Düsenkern lässt sich am einfachsten prüfen, indem man ihn mit einem neuen vergleicht. Oft ist dann bereits optisch erkennbar, dass die Öffnung verschlissen ist. Oder man setzt den neuen Kern ein und vergleicht das Lackierergebnis.
An der Pumpe müssen insbesondere die verschiedenen Filter regelmässig kontrolliert und gereinigt werden. Von Zeit zu Zeit sollte man ausserdem einen Service an der Pumpe durchführen. Ein Fachmann sollte sie dann zerlegen, sämtliche Verschleissteile prüfen und gegebenenfalls austauschen.
Kombi-Geräte erlauben also viel Flexibilität – sofern sie richtig gewartet und eingesetzt werden. Interessant ist zudem, dass die Hersteller und Händler individuelle Zusammenstellungen der Komponenten anbieten. Vom einfachen und kompakten Gerät mit geringer Befüllmenge bis hin zu industriellen Lösungen mit hohem Durchsatz und Rührwerk gibt es für fast jeden Anspruch eine Lösung.
Veröffentlichung: 28. Juni 2018 / Ausgabe 26/2018
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