Staatliche Konjunkturprogramme befeuern Holzpreise
Ein stattlicher Stapel Rundholz wartet im Wald bei Rotzenwil SG auf den Abtransport. Bild: Stefan Hilzinger
Ein stattlicher Stapel Rundholz wartet im Wald bei Rotzenwil SG auf den Abtransport. Bild: Stefan Hilzinger
Werkstoffmarkt. Die steigenden Preise und Lieferschwierigkeiten bei den Baustoffen sind auch eine Folge staatlicher Konjunkturprogramme im Zuge der Coronakrise. Experten gehen davon aus, dass die Lage anhält.
Das Interesse war gross, als der Holzwerkstoffhändler Herzog-Elmiger am Montagabend das Webinar zum Thema «Aktuelle Preis- und Liefersituation» startete. Knapp hundert Teilnehmer wollten wissen, wie es um den Markt für Holz und Holzwerkstoffe steht. Michael Widmer, Geschäftsführer des Verbandes Holzwerkstoffe Schweiz (HWS), machte in seinen Ausführungen klar, dass die Lage nicht nur beim Holz, sondern bei Rohstoffen allgemein angespannt sei, namentlich nannte er Genuss- und Nahrungsmittel sowie Metalle und Kunststoffe.
Gemäss Widmer steht eine Kette von Ursachen hinter den Preisanstiegen und den Lieferproblemen, angefangen vom ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020, als die Weltwirtschaft heruntergefahren wurde. Als sich die Lage im Sommer 2020 langsam entspannte, haben namentlich die USA und auch China ihren angeschlagenen Volkswirtschaften mit riesigen Konjunkturprogrammen wieder auf die Sprünge geholfen. So zog etwa die Nachfrage nach Bauholz, die in diesen Ländern schon davor hoch war, nochmals sprunghaft an. Gleichzeitig mussten die Verarbeitungskapazitäten in Kanada, Deutschland und Skandinavien erst wieder hochgefahren werden, was zu einer Verknappung und zu entsprechenden Preisanstiegen seit vergangenem Herbst führte. Weil kaum mehr Passagierflugzeuge unterwegs waren und daher wenig Luftfrachtkapazitäten zur Verfügung standen, stiegen die Kosten für Schiffscontainer drastisch an. Von 1500 Dollar im Dezember 2020 pro Container auf aktuell 10 000 Dollar. Derzeit korrigiert die Warenbörse in den USA zwar den überschiessenden Holzpreis nach unten, doch er ist weiterhin hoch und wird es laut Widmer wohl auch noch eine Zeit lang bleiben.
HWS-Händler setzten 2019 laut Widmer in der Schweiz 2,3 Millionen Kubikmeter an Massivholz und Holzwerkstoffen um, zwischen 65 und 70 Prozent davon sind importiert. Daher ist es für Widmer unrealistisch, dass einheimische Ware kurzfristig viel zur Entspannung am Markt beitragen kann. Vielleicht sei die Ausnahmesituation auch ein Fingerzeig an die Holzbranche, sich Gedanken über die starke Abhängigkeit von Importen zu machen.
Stefan Hilzinger
www.hwsschweiz.ch
www.herzog-elmiger.ch
Das Dossier Holzwerkstoffe beantwortet alle wichtigen Fragen rund um Werkstoffe wie Lagerholz, Verbundplatten, Holzspanwerkstoffe und Holzfaserwerkstoffe. In der Fachartikel-Sammlung geht es um Themen wie Strukturplatten, wasserfeste Platten, Plattenproduktion oder um die aktuellen Verfügbarkeiten der Holzwerkstoffe.
Veröffentlichung: 01. Juli 2021
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