Stationär im Oberflächenbereich

Die neue Breitbandschleifmaschine der Stekon AG ist täglich für den Lackschliff im Einsatz. Bilder: SZ, Philipp Heidelberger

Schleifen.  Mithilfe computergesteuerter Schleifmaschinen kann der Lackschliff automatisiert und rationalisiert werden. Der erfolgreiche Einsatz solcher Maschinen hängt aber nicht nur von der Technik, sondern auch vom Fingerspitzengefühl und Know-how des Bedieners ab.

Obwohl es eine immer vielfältigere Palette an Beschichtungen und Dekoren in hoher Qualität gibt, gilt eine lackierte Oberfläche nach wie vor als Qualitätsmerkmal. Um ein makelloses Ergebnis zu erzielen, spielt – nebst dem verwendeten Lack und der Führung der Spritzpistole – die gesamte Oberflächenvorbereitung eine wichtige Rolle. Dazu zählt insbesondere das Schleifen, was im ganzen Prozess mehrere Male wiederholt wird und viel Zeit in Anspruch nimmt.

Direkt neben dem Lackierraum

Viel Zeitersparnis in diesem Bereich bringen moderne Breitbandschleifmaschinen: Dank präziser Tastsensoren und Computersteuerung können sie ohne Weiteres für den Lackschliff eingesetzt werden, und das tun viele Schreinereien auch. In vielen Betrieben kommt die Schleifmaschine öfter für das Schleifen vor und zwischen dem Lackieren als zum Kalibrieren zum Einsatz. So kommt es, dass die Breitbandmaschinen vermehrt in unmittelbarer Nähe zum Lackierraum zu finden sind, und nicht im Maschinenraum. Entsprechend hat auch die Schreinerei Stekon im st. gallischen Eschenbach ihre Kündig-Schleifmaschine platziert. Sie befindet sich direkt vor dem Lackierraum. «Unsere Oberflächenspezialisten lackieren täglich fast ununterbrochen. Das Schleifen von Füller und Lack ist also ständig ein Thema», erzählt Produktionsleiter Christian Ammann.

Das Unternehmen hat schon mit der alten Maschine, die mit zwei Bändern ausgerüstet war, Lack geschliffen. «Oft musste dann aber noch von Hand nachgearbeitet werden, insbesondere beim Füller», sagt Ammann. Das Problem beim von Hand aufgetragenen Füller sind die unterschiedlichen Schichtdicken. Je nach dem ist eine Maschine mit nur zwei Bändern nicht in der Lage, ausreichend Material abzutragen. «Natürlich kann man auf ein Band mit grösserem Korn ausweichen, die Bandgeschwindigkeit erhöhen oder den Vorschub reduzieren», sagt Gerald Krebs von der Kündig AG und ergänzt, «dadurch steigt aber die Gefahr von Schleifspuren oder die Standzeit vom Band wird reduziert.»

Aggregate überlegt auswählen

Es war deshalb schnell klar, dass die neue Maschine über drei Schleifbänder verfügen muss. Ein Trend, der sich im Oberflächenbereich immer weiter durchsetzt, was auch bei der Firma Bründler festgestellt wird. Sie vertritt den Schleifmaschinenhersteller Weber in der Schweiz. «Wir haben im vergangenen Jahr einige Maschinen mit drei und mehr Aggregaten speziell für den Lackschliff ausgeliefert», erzählt der Geschäftsführer Silvan Steinmann. Beide Maschinenlieferanten halten aber fest, dass sich ein Betrieb gut überlegen muss, welche und wie viele Aggregate man wirklich braucht. Immerhin schlägt jedes zusätzliche Aggregat, je nach Hersteller und Typ, mit etwa 20 000 bis 35 000 Franken zu Buche.

Jede Schreinerei schleift anders

Diese Überlegung machte man sich auch bei der Schreinerei Stekon, insbesondere in Bezug auf ein Querband. «Wir kamen zum Schluss, dass für uns drei Längsbänder, wovon eines für den Diagonalschliff eingesetzt werden kann, ausreichen», sagt Christian Ammann. Ausschlaggebend für diesen Entscheid war, dass man die Vorteile eines Querbandes nur bedingt hätte ausnutzen können. «Wir haben nur sehr selten quer furnierte Teile oder Platten mit angeleimten Kanten, die man kalibrieren muss», erklärt Ammann.

Gerald Krebs betont allerdings, dass jede Schreinerei andere Bedürfnisse hat und somit anders schleift. «Das hängt stark von den verwendeten Werkstoffen, Lacken und letztlich vom Qualitätsanspruch ab.» So werden Querbänder beispielsweise oft im Hochglanzbereich zum Polieren eingesetzt, weil die dafür nötigen Schleifmittel auf dem Markt besser verfügbar sind.

Fingerspitzengefühl ist gefragt

Eine gut ausgerüstete Schleifmaschine kann also lediglich die Basis für Optimierungen in der Oberflächenbeschichtung legen. Die richtige Abstimmung aller Komponenten erfordert Zeit und Erfahrung. «In den ersten Wochen mussten wir erst wieder ein Gespür für die Maschine entwickeln», sagt Betriebsleiter Ammann. Entscheidend ist, dass man nicht nur das Schleifergebnis, sondern die fertige Oberfläche beurteilt, denn allfällige Fehlerstellen tauchen oft erst auf, wenn die letzte Lackschicht aufgetragen wurde. Andererseits wird je nach Oberfläche und Qualitätsanspruch gar kein absolut perfektes Schleifergebnis benötigt. «Das Ziel ist ja nicht in erster Linie den perfekten Zwischenschliff hinzubekommen, sondern möglichst schnell und mit geringstem Aufwand die gewünschte Oberflächenqualität zu erreichen», bringt es Gerald Krebs auf den Punkt.

Dabei können Nuancen eine entscheidende Rolle spielen, und diese entsprechend zu erkennen, stellt die Herausforderung dar. «Bei uns nutzen nur drei erfahrene Personen die Breitbandmaschine für den Lackschliff. Sie wissen genau, wann ein Schleifband gewechselt oder die Band- und Vorschubgeschwindigkeit angepasst werden muss», erzählt Christian Ammann.

Parameter im Griff

Sich einfach blind an die vorinstallierten Programme zu halten, erachtet auch Silvan Steinmann als wenig sinnvoll: Wer das Potenzial einer Maschine ausschöpfen wolle, komme um eine Feinjustierung kaum herum. Umso wichtiger sei es, dass sich solche Einstellungen schnell und ohne grosse Umwege vornehmen lassen. Obwohl ein Touchscreen mittlerweile beinahe zum Standard gehört, verfügen viele Maschinen nach wie vor über ein Drehpotenziometer, um die wichtigsten Parameter mit einem einfachen Handgriff anpassen zu können.

www.stekon.chwww.kuendig.chwww.bruendler.ch

ph

Veröffentlichung: 05. März 2015 / Ausgabe 10/2015

Artikel zum Thema

08. Februar 2024

Präzise kontrollierte Beschichtungsnebel

Spritzverfahren.  Wenn Lacktröpfchen mit hoher Geschwindigkeit durch den Raum rasen, brauchen sie einen guten Luftleitstrahl, um sicher am Ziel zu landen. Heutige Spritzverfahren müssen hohe Anforderungen erfüllen und Spitzenqualitäten ermöglichen.

mehr
08. Februar 2024

Oberflächen mit Eindruck

Dekore.  Selbst Fachleute müssen mittlerweile oft zweimal hinschauen, um zu erkennen, ob es sich um ein Holzdekor oder um echtes Holz handelt. Aber wie kommen die täuschend echten Oberflächen zustande? Die Schreinerzeitung hat bei den Herstellern nachgefragt.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Oberflächen