Systeme bringen Zuverlässigkeit


Terrassenroste aus WPC bieten viele Vorteile, sie erfordern aber eine korrekte Montage. Bild: Herzog-Elmiger


Terrassenroste aus WPC bieten viele Vorteile, sie erfordern aber eine korrekte Montage. Bild: Herzog-Elmiger
Terrassen. Obwohl WPC-Dielen sehr dauerhaft und robust sind, können auch sie beim Kunden für Enttäuschungen sorgen. Die Ursache dafür ist oft eine fehlerhafte Montage in Verbindung mit einer unzureichenden Unterkonstruktion. Systeme sollen hier Abhilfe schaffen.
In diesen Tagen pilgern zahlreiche Besitzer von Sitzplätzen, Gärten, Terrassen oder grosszügigen Balkonen in die Gartenzentren und Baumärkte. Nebst Pflanzen und Utensilien zur Pflege für die grüne Oase werden auch unzählige Produkte für Terrassenroste angeboten – und verkauft.
Von den Holz- und Holzwerkstoffhändlern sowie den verarbeitenden Schreinern, Zimmerleuten und auch Gärtnern hört man ebenfalls, dass der Trend für solche Terrassendecks ungebrochen ist. «Nach wie vor beliebt sind auch WPC-Dielen», sagt Roman Odermatt, Marketingleiter bei der Herzog-Elmiger AG aus Kriens LU. WPC steht für Wood Polymer Composites, also ein Verbund aus Holz und Kunststoff. Das liegt nicht zuletzt auch an den Angeboten in den Baumärkten, wo die Produkte teilweise immer noch als günstige und bessere Alternative zu echtem Holz angepriesen werden. Auf den ersten Blick überzeugen die Argumente: WPC schwindet und quillt nicht, es ist UV-stabil, pflegeleicht und es lässt sich einfach verarbeiten sowie montieren.
Dennoch sind verschiedene WPC-Produkte vom Markt verschwunden, auch das Angebot des einen oder anderen Holzwerkstoffhändlers ist wieder etwas zurückhaltender geworden. Es hat sich herausgestellt, dass die genannten Eigenschaften dazu verleiten, die Regeln der Baukunst zu vernachlässigen. Entsprechend kommen in letzter Zeit auch immer wieder Schadenfälle ans Tageslicht. Nicht weil das Produkt per se schlecht ist, sondern weil es nicht gemäss den Herstellervorgaben verarbeitet wurde. Denn in einem Punkt unterscheiden sich WPC-Dielen fundamental von solchen aus Holz: Aufgrund des Kunststoffes reagiert WPC stark auf Temperaturveränderungen. Je nach Produkt beträgt die Ausdehnung mehrere Millimeter pro Laufmeter. Wird dies bei der Planung und Konstruktion nicht berücksichtigt, kann dies von unschönen Fugenbildern bis hin zu Schäden an Fassaden- und Fensterelementen im Randbereich führen. «Die Kräfte, welche beim Ausdehnen und Zusammenziehen entstehen, darf man nicht unterschätzen», sagt Roman Odermatt. Bei Dielen mit Hohlkammerprofil kann sich dieser Effekt doppelt auswirken: Aufgrund der unterschiedlichen Erwärmung der Ober- und Unterseite dehnt sich das Material nicht gleichmässig aus und die Dielen bauchen sich nach oben.
Solche Situationen verschärfen sich, wenn die Unterkonstruktion aus beliebigen Materialien und Komponenten zusammengesetzt ist. Zudem besteht bei Hohlprofilen die Gefahr, dass sich Wasser sowie Schmutz darin ansammeln oder Insekten und Ungeziefer es sich darin gemütlich machen.
Aus diesen Fehlern haben die Hersteller gelernt und bieten deshalb vermehrt komplette Systeme mit aufeinander abgestimmten Komponenten an. Sie bestehen aus Stellfüssen, Aluminium- oder Stahlunterkonstruktionen, Verbindern, Clips, Abschlüs- sen sowie verschiedenem Zubehör. Dies erleichtert auch die Planung und Montage der Dielen.
Bei den Dielen wird anstatt auf Hohlkammerprofile immer öfters auf Vollprofile gesetzt, wodurch die unterschiedliche Ausdehnung der Ober- und Unterseite reduziert wird. Vollprofile kosten aber mehr und auch hier gibt es gemäss Ivo Kuijper Nachteile und Qualitätsunterschiede: «Sie wärmen sich stärker auf und manchmal wird im Kern minderwertiges Material verwendet.» Ivo Kuijper ist Kunststoffexperte und entwickelt seit 1989 in seiner Firma Kuijper Modell und Formenbau GmbH individuelle Produktlösungen für verschiedenste Bereiche der Industrie.
Als der Bau einer Terrasse am eigenen Haus anstand, suchte Ivo Kuijper die ideale Lösung für seine Bedürfnisse. Als er auf dem Markt keine befriedigende Lösung gefunden hat, entwickelte er kurzerhand sein eigenes System. Die Dielen werden in einem Werk in Gossau SG produziert, sämtliche anderen Zulieferteile werden ebenso in der Schweiz hergestellt. Für den Vertrieb ist die in Goldach ansässige Holz Stürm AG zuständig. Die WPC-Dielen dieses Systems weisen auf der Unterseite Verstärkungsrippen auf. Dadurch kann man Material einsparen, die Dielen sollen sich nicht verziehen und bei der Montage lassen sie sich einfach auf die Unterkonstruktion klicken – und mit einem speziellen Griff auch wieder entfernen.
Eine rationelle, flexible und fehlerfreie Montage ist gemäss Roman Odermatt aber nicht nur in Bezug auf die Vermeidung von Problemen und Schäden wichtig. Im Vergleich zum Materialwert sei der Aufwand für das Verlegen des Rostes viel grösser. «Deshalb besteht dort wesentlich mehr Einsparpotenzial als beim Material selber.» Gerade darum lohnt es sich, auf hochwertiges WPC von namhaften Herstellern zu setzen. Günstige Produkte aus Fernost sorgen immer wieder für Ernüchterung und schädigen den Ruf von WPC.
Das hat auch Ivo Kuijper bei seinen Tests herausgefunden: «Bei solchen Produkten hat man keine Ahnung, was drin steckt und es gibt niemand, der einem Auskunft geben kann.» Dabei lässt eben genau die Zusammensetzung des WPC Rückschlüsse auf die Qualität zu, denn diese sieht man dem Material meistens nicht an.
Insbesondere der verwendete Kunststoff ist entscheidend für die Dauerhaftigkeit und UV-Stabilität der Dielen, aber auch der Systemkomponenten wie Clips, Stellfüsse und Verbinder. Bei billigen Produkten aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) werden dem Kunststoff oft einfach Additive beigemischt, um sie elastisch und UV-stabil zu machen. Nach einiger Zeit verflüchtigen sich diese und das Material wird spröde oder vergilbt. Gemäss Kuijper gebe es auch günstige Vollprofile, die mit einer sehr dünnen Deckschicht ummantelt sind. «Durch die mechanische Beanspruchung wird diese mit der Zeit abgetragen und das Trägermaterial kommt dann zum Vorschein.»
Mechanisch beansprucht werden WPC-Dielen nicht nur durch den täglichen Gebrauch: Obwohl das Material wasserbeständig ist und nicht verrottet, braucht es gelegentlich Pflege. Umgebungsstaub, Pollen, Laub und andere Schmutzpartikel lagern sich auch auf WPC-Terrassen ab. Das ist nicht sehr schön anzusehen und es kann zu Schmutzflecken auf Textilien führen. Im Extremfall dient der Schmutz sogar als Nährboden für Flechten, Pilze oder Algen.
Sie greifen zwar das Material nicht an, es wirkt aber auch nicht besonders einladend und je stärker die Verschmutzung, desto aufwendiger gestaltet sich die Reinigung. Diese kann beispielsweise mit einem Schrubber und Wasser aus dem Gartenschlauch erfolgen. Für grössere Flächen empfiehlt sich aber der Einsatz einer Reinigungsmaschine. Sie ist mit rotierenden Bürsten, einem Dispenser und einem Auffangbecken ausgerüstet. Der Dispenser führt den Bürsten kontrolliert Wasser zu. Bei Bedarf kann auch noch ein spezielles Reinigungsmittel hinzugefügt werden. Das Schmutzwasser landet dann im Auffangbecken. Die Gerätschaften kann man bei den Händlern auch mieten. «Im Idealfall bietet man dem Kunden sowieso gleich ein Pflege-Abonnement an», sagt Roman Odermatt. Denn oft sei es ohnehin so, dass sich die Kunden bestenfalls in den ersten Jahren noch um die Pflege kümmern, diese dann aber immer mehr vernachlässigen.
Je nach Produkt ist übrigens eine Reinigung mit einem Hochdruckreiniger möglich. Viele Experten raten aber davon ab. Ist der Druck zu hoch eingestellt oder geht man mit der Düse zu nahe an das Material, kann dies wiederum zu Schäden führen.
Damit der Kunde lange Freude an seinem Terrassenrost hat, muss der Handwerker auch beim Einsatz von WPC-Dielen die Verarbeitungsvorgaben einhalten. Insbesondere eine solide Unterkonstruktion ist wichtig, aber auch eine offene und ehrliche Aufklärung über die Vor- und Nachteile. Namhafte Hersteller und Händler bieten dafür entsprechende Systeme, Unterstützung und Schulungen an. Eine gesunde Skepsis gegenüber günstigen No-Name-Produkten ist überdies angebracht, zumal der Aufwand für die Planung, Montage und den Unterhalt nicht ausser Acht gelassen werden darf – das gilt übrigens auch für Terrassenroste aus echtem Holz.
www.herzog-elmiger.chwww.terrassensystem.chwww.parkett-verband.ch
Veröffentlichung: 21. Juni 2018 / Ausgabe 25/2018
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