Tatort Luzern: Präsident tritt zurück


Zentralpräsident und «Chefermittler» Ruedi Lustenberger (stehend) hatte an der Delegiertenversammlung in Luzern keine kniffligen Fälle zu lösen.


Zentralpräsident und «Chefermittler» Ruedi Lustenberger (stehend) hatte an der Delegiertenversammlung in Luzern keine kniffligen Fälle zu lösen.
Verband. Das Motto der diesjährigen DV des VSSM in Luzern war auf die TV-Kriminalserie «Tatort» ausgerichtet. Die rund 150 Delegierten und zahlreichen Gäste wurden aber Zeugen einer Veranstaltung, die ohne Zwischenfälle über die Bühne ging. Und trotzdem bleibt ein ungelöster Fall.
Ganz so dramatisch lief die Szenerie an der Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM nicht ab. In seiner ruhigen und bestimmten Art kündigte Ruedi Lustenberger – an diesem Tag nicht nur Zentralpräsident, sondern auch «Tatort-Chefermittler» – am Schluss der Veranstaltung seinen Rücktritt auf die DV 2016 in St.Gallen an. Vorgängig führte der 65-jährige Entlebucher im Luzerner Verkehrshaus souverän durch die Versammlung und sprach in seinem Jahresbericht insbesondere die Berufsbildung an: «Unser Berufsbildungssystem steht für jene Werte, welche den Kern der Marke Schweiz definieren: Es geht dabei um Pflichtbewusstsein und Disziplin, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, um konsequente Ausrichtung auf Qualität und Kundenbedürfnisse.» Diese Praxisnähe sei ein unersetzlicher Vorteil für die Schreiner. Und diese Praxisnähe war auch an der DV spürbar.
Mit einem Ertragsüberschuss schlossen sowohl die Jahresrechnung 2014 des VSSM (plus rund Fr. 91 000.–) wie auch jene der Militär- und Ausbildungsentschädigungskasse MAEK (plus rund Fr. 850 000.–) ab. VSSM-Direktor Daniel Borner liess bei dieser Gelegenheit noch einmal die Highlights der vergangenen Legislaturperiode mit dem 125-Jahr-Jubiläum des Verbandes und vielen anderen Aktivitäten Revue passieren.
Die bevorstehende Erweiterung der Zusammenarbeit der Ausgleichskasse Schreiner und jene der Gärtner und Floristen mit der Ausgleichskasse Verom erläuterte VSSM- Vizepräsident Thomas Iten. Die drei Kassen werden künftig am Standort Schlieren in Personalunion geführt.
Weitere Informationen übermittelte der Zentralvorstand zur Fachstelle Risikoanalyse der Unia sowie zu den derzeitigen Entwicklungen rund um eine Revision des Gesamtarbeitsvertrages. Ebenfalls bekannt wurde im Rahmen der Delegiertenversammlung in Luzern, dass der VSSM das Projekt für einen neuen Verbands-Zentralsitz in Wallisellen nicht weiterverfolgen und sich nach Alternativen umschauen wird.
Als bodenständig, bescheiden, positiv und sympathisch bezeichnete der Luzerner Regierungsrat Reto Wyss die Schreiner. Sie seien aus dem richtigen Holz geschnitzt. «Der Schreiner verbindet Kopfleistung mit Kreativität, das macht ihn so vielseitig.» Als Bildungs- und Kulturdirektor des Kantons lobte Wyss die Schreiner für ihre mustergültige Betreuung des Nachwuchses und erklärte, dass sich Luzern in den letzten 20 Jahren als vorbildlicher Bildungskanton etabliert habe.
Auch die Aargauer Nationalrätin Sylvia Flückiger-Bäni strich das grosse Engagement der Schreinerbranche heraus. «Der VSSM ist eine der wichtigsten Stützen der Holzbranche, und wir sind stolz, dass Sie mit uns unter einem gemeinsamen Verbandsdach sind», erklärte die Präsidentin der Lignum. Daneben sprach sie aber auch die Herausforderungen an, die auf die Branche zukommen, so unter anderem den hohen Importdruck. Die Auftragsbücher seien zwar noch voll, aber es werde zu wenig Geld verdient. Doch die Schreiner seien auf dem richtigen Weg, denn wenn der Wind der Veränderung wehe, seien diese bereit, Windmühlen zu bauen.
Auch VSSM-Zentralvorstandsmitglied Anita Luginbühl sprach die Herausforderungen an, die es zu bewältigen gilt, und verwies in diesem Zusammenhang auf die VSSM-Bildungsinitiative. Mit diesem Projekt wird der Verband seinem Legislaturmotto gerecht. Diese Vision lautet: «Gut ausgebildete Schreiner, vom Lernenden bis zum Unternehmer, sichern den Erfolg der Schreinerbranche», erklärte Luginbühl. Um den Wert einer soliden Weiterbildung aufzuzeigen, bediente sie sich des berühmten Zitates von John F. Kennedy: «Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.» Sie rief die Unternehmer dazu auf, ihre Mitarbeitenden für eine Weiterbildung zu motivieren und das Beste aus sich herauszuholen. «Denn sowohl Sie als Unternehmer wie auch die ganze Branche profitieren, wenn wieder mehr qualifizierte Schreiner auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind.»
Pascal Schwab, Präsident des Westschweizer Partnerverbandes FRM, warf die Frage nach dem Röstigraben auf und beantwortete diese gleich selber: «Bei den Schreinern gibt es keinen Röstigraben.» Es sei wichtig, gemeinsame Themen und Anliegen auch gemeinsam anzugehen, die Stärken zusammenzuschliessen und nicht gegeneinander zu kämpfen. «Die Schweiz ist komplex und das ist ihre Stärke.» So gesehen würde er die Zusammenarbeit in einer nationalen Kommission begrüssen. Viel Applaus ernteten die Geehrten: Allen voran die drei ab-getretenen Sektionspräsidenten Patrik Gasser (Unterwalden), Thomas Hunziker (Zürich) sowie Hanspeter Meier (Thurgau). Ebenfalls verabschiedet wurden Kurt Frauchiger, Präsident der Aufsichts- und Prüfungskommission an der Höheren Fachschule Bürgenstock, sowie Philipp Späti, Präsident der Qualitätssicherungskommission. Zum Schluss liess Ruedi Lustenberger den langjährigen VSSM-Bereichsleiter Berufsbildung, Romain Rosset, hochleben. Rosset geht Ende Oktober 2015 in Pension. «Du bist so etwas wie das personifizierte Ideal unseres dualen Systems», lobte Lustenberger seinen Jahrgänger.
Das Abendprogramm im Casino Luzern bot mit dem Improvisationsensemble «Improphil» sowie dem Entlebucher Kabarettisten «Veri» beste Unterhaltung. Das Duo «Improphil» entführte die rund 300-köpfige Gesellschaft hinter die Kulissen des Tatorts und bezog diese jeweils gleich mit ein. Auf diese Weise entwickelte sich bei den improvisierten Szenen ein skurriler Wortwitz.
«Veri» hingegen widmete sich mit einer oft etwas eigenwilligen Logik verschiedensten Themen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. So war er sich sicher, dass der Schwingsport von der Sägereiindustrie erfunden worden sei, um den Abfall zu entsorgen. Daneben interpretierte er auch Statistiken, so wie jene, dass jeder dritte Schweizer zu dick sei. «Also, dann schauen sie doch an Ihrem Tisch einmal nach links und nach rechts und wenn dort zwei Magere sitzen, dann sind Sie es.» Die Delegierten und Gäste liessen sich ihren Appetit dadurch nicht verderben und genossen das feine Nachtessen.
Abgerundet wurde die DV am Samstag mit einer Schifffahrt auf die vor Stansstad NW liegende «Seerose», wo die Gäste ein abwechslungsreiches Konzert erlebten. Die schwimmende Plattform in Gestalt einer Seerose ist das Herzstück verschiedener Projekte, welche die Innerschweizer Kantone in ihrem offiziellen Jahr der Gastfreundschaft ins Leben gerufen hatten. Damit bot sie den perfekten Abschluss für eine Delegiertenversammlung, an welcher die Gastfreundschaft jederzeit spürbar war.
www.vssm.chAm Schluss waren sich die VSSM-Delegierten und die ganze Gästeschar einig: Luzern hat im Rahmen der Delegiertenversammlung bei den Schreinern beste Eigenwerbung betrieben. Nicht nur das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, die Organisatoren der Luzerner Schreiner machten aus der DV einen wirklich tollen Event. Zufrieden zeigte sich denn auch OK-Präsident Urs Meier und bilanzierte: «Der Anlass ging reibungslos über die Bühne und die Leute konnten die zwei Tage in Luzern sichtlich geniessen.» Er lobte abschliessend sein Team und die gute Zusammenarbeit mit dem VSSM-Zentralsitz.
www.luzerner-schreiner.chVeröffentlichung: 09. Juli 2015 / Ausgabe 28-29/2015
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