Unfallfrei bis zur letzten Schraube




Baustellensicherheit. Noch immer ereignen sich viele Unfälle auf Baustellen, die durch das notwendige Wissen und das entsprechende Verhalten vermeidbar gewesen wären. Damit weniger passiert, müssen die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter schulen und die Sicherheitsregeln durchsetzen.
Ob auf der grossen Baustelle einer Wohnüberbauung oder bei der Schrankmontage in einem privaten Einfamilienhaus: Bei Montagearbeiten besteht für den Handwerker ein grosses Unfallrisiko. Die Unfallstatistik zeigt, dass jährlich jeder vierte auf der Baustelle beschäftigte Mitarbeiter einen Arbeitsunfall erleidet. Um dies zu ändern, benötigt es ein Umdenken jedes einzelnen Arbeiters – und die Sicherheitsgrundregeln müssen verankert werden.
Denn eine grosse Anzahl der schweren oder gar tödlichen Unfälle könnte durch das Ändern des persönlichen Verhaltens, eine bessere Aufklärung und durch das Einhalten der lebenswichtigen Regeln vermieden werden. Damit der Handwerker solche Gefahren aktiv erkennt und seine Arbeitskollegen sensibilisieren kann, ist es wichtig, dass er über die Gefahren sowie über seine Rechte und Pflichten Bescheid weiss.
Die Hauptverantwortung für Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit liegt beim Arbeitgeber. Er muss deshalb dafür sorgen, dass alle den korrekten Umgang mit den möglichen Gefahren auf der Baustelle kennen und sich im Ernstfall richtig verhalten. «Die Grundregeln über die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei Bauarbeiten sind in der Bauarbeitenverordnung festgelegt», sagt Martin Bossart, Sicherheitsspezialist bei der Suva. «Kennt der Arbeiter die Gefahren, kann er durch konsequentes Anwenden und Einhalten der Schutzmassnahmen viel zur Sicherheit auf der Baustelle beitragen.»
In den lebenswichtigen Regeln der Suva findet der Schreiner alle relevanten Grundregeln für die Baustelle. Gleich zu Beginn steht fett gedruckt: «Bei Gefahr heisst es stopp, die Arbeiten unterbrechen und erst dann weiterarbeiten, wenn die Sicherheitsmängel behoben sind.» Genau hier benötigt es die konsequente Unterstützung des Mitarbeitenden durch den Unternehmer, denn auf der heutigen Baustelle ist die Zeit meist schon ohne Unterbrüche zu knapp berechnet. Der Schreiner kommt meistens erst gegen Ende der Arbeiten auf Platz und bleibt bis zur Fertigstellung des Objekts. Gerade wegen dieses enormen Zeitdrucks wird schnell über den einen oder anderen Sicherheitsmangel hinweggeschaut, was zu vermeidbaren Verletzungen führen kann. «Hier ist es wichtig, dass die Sicherheit auf der Baustelle schon bei der Planung miteinbezogen wird», sagt Bossart. Im Vorfeld kann der Planer Gefährdungen eliminieren, indem er Schutzmassnahmen rechtzeitig einleitet und die Montagetruppe auf mögliche Gefahren sensibilisiert.
Die Kleidung ist der Arbeit und der Umgebungs- und Witterungssituation anzupassen. Sie muss bequem sitzen und darf die Arbeit nicht beeinträchtigen. Hier empfiehlt sich der Einsatz von Funktionsunterwäsche, die das Wohlbefinden steigert. Das Schuhwerk sollte auf den Arbeitsalltag einer Baustelle ausgerichtet sein. Es muss einen guten Halt gewähren und gegen Stoss-, Quetsch- und Stichverletzungen schützen. Die persönliche Schutzausrüstung wird vom Betrieb zur Verfügung gestellt und muss bei Defekt ausgewechselt werden. Der Arbeiter ist seinerseits verpflichtet, die Ausrüstung zu tragen und fehlbare Mitarbeiter aufzuklären.
Für den Schreiner, der nur unregelmässig auf grösseren Baustellen zu tun hat, stellt der Baustellenverkehr sicherlich eine ungewohnte Herausforderung dar. Plötzlich muss er nicht nur auf seine Werkstücke und die anderen Handwerker achten, sondern auch auf Baumaschinen, LKW und Lastenkranen. Hier ist es wichtig, den Blickkontakt zum Fahrer aufzunehmen, den Fahrbereich der Maschinen zu meiden und auch bei stehenden Maschinen einen Sicherheitsabstand einzuhalten.
Absätze, Kabelleitungen, Reststücke oder herumliegendes Werkzeug werden schnell zu unnötigen Stolperfallen. «Verletzungen durch Stolpern und Stürzen gehören zu den häufigsten Unfällen auf der Baustelle», sagt Martin Bossart. So führen Wand- und Bodenöffnungen sowie Absturzkanten, die nicht korrekt gesichert sind, oftmals zu Stürzen mit schweren Folgen. In diesem Zusammenhang ist es deshalb sehr wichtig, nicht nur auf sich selbst, sondern gleichzeitig auch auf die anderen Arbeiter zu achten und die zur Wahrung der Arbeitssicherheit erforderlichen Absprachen und Massnahmen zu treffen.
Bei Montagen in hohen Räumen oder an Decken wird meistens mit Leitern, Rollgerüsten oder mobilen Hebebühnen gearbeitet. Zuerst einmal müssen alle drei Gerätschaften auf die technische Korrektheit und Funktionsfähigkeit geprüft werden. Die Leiter gilt es im richtigen Anstellwinkel zu stellen und gegen das Wegrutschen zu sichern. Gerüste und Hebebühnen müssen ein Geländer aufweisen, das rundherum geschlossen ist. Improvisationen mit alternativen Montagehilfen, etwa ein Personentransport auf der Gabel des Staplers, sind verboten.
Schwere Bauteile können auf der Baustelle zu einer grossen Gefahr werden. So können beispielsweise grössere Fenster oder Bauelemente umfallen, wenn der Baustellenbock nicht richtig steht oder ungeeignete Transportmittel eingesetzt werden. Bei der Verwendung von Anschlagmitteln (z. B. Gurten, Ketten und Haken) zur Sicherung müssen deren Zustand und die Gewichtsangaben kontrolliert sowie die richtigen Anschlagpunkte benutzt werden. Unfälle mit Maschinen passieren auf der Baustelle meistens dann, wenn die Maschinen schlecht gewartet sind oder der Benutzer die Schutzvorrichtungen nicht vorschriftsgemäss verwendet. Defekte oder mangelhafte Maschinen dürfen nicht weiter eingesetzt werden. Sie sind durch eine Fachperson zu reparieren oder zu ersetzen. Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass alle für die Arbeit nötigen Arbeitsmittel vorhanden sind und diese aus Sicherheitsgründen auch regelmässig gewartet werden.
Erkrankungen infolge von Asbest verlaufen oft tödlich. In der Schweiz ist die Verwendung von Asbest seit 1990 verboten. Trotzdem trifft man heute noch vielerorts auf asbesthaltige Werkstoffe, die vor allem bei Umbau- und Renovationsarbeiten zum Vorschein kommen. Es ist deshalb sehr wichtig, vor Beginn der Arbeiten die Gefährdung durch Asbest eingehend abzuklären. Je nach Ergebnis sind die entsprechenden Massnahmen zu treffen. Um Mitarbeitende zu sensibilisieren und zu instruieren, eignet sich die Suva-Broschüre «Asbest erkennen, beurteilen und richtig handeln».
Wenn es zu einem Arbeitsunfall kommt, zählt jede Sekunde. Nach der Sicherung des Unfallortes und der Erstversorgung des Verletzten ist über die jeweilige Notfallnummer professionelle Hilfe anzufordern. Im Zweifelsfall führt der Euronotruf 112 immer zur richtigen Ansprechperson. Wichtig für die Retter sind der Name des An- rufers, was passiert ist, die Unfallzeit, der Unfallort, die Art der Verletzungen und eine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Oftmals geht bei der genauen Lokalisierung der Unfallstelle viel Zeit verloren. Also muss ein prägnanter Ort angegeben oder ein Kollege zum Einweisen der Retter abkommandiert werden. Bei grösseren Baustellen existiert oftmals ein Notfallkonzept, in welchem die Zufahrt und Wege genau beschrieben sind. Hier sollte der Planer bei der Montagevorbereitung alle nötigen Informationen für seine Monteure beschaffen.
Die Sicherheits-Charta ist ein Manifest für sichere und gesunde Arbeitsplätze. Im Jahr 2014 ereigneten sich 250 000 Arbeitsunfälle – das sind über 100 Unfälle pro Stunde. Jeden zweiten Tag kam ein Arbeiter dabei ums Leben, viele wurden invalid.
Die Unterzeichner der Sicherheits-Charta setzen sich gegen innen und aussen dafür ein, dass in ihrem Unternehmen dem Prinzip zum Durchbruch verholfen wird: «Stopp bei Gefahr – Gefahr beheben – weiterarbeiten.» Die Charta dient dabei als Instrument für die Förderung und die Verbesserung der Sicherheitskultur.
Denn es muss allen Beteiligten klar sein: Es gibt keine Arbeit, die so wichtig ist, dass man dafür sein Leben oder dasjenige seines Arbeitskollegen riskieren muss.
www.suva.chwww.sicherheits-charta.ch
Die Hilti (Schweiz) AG führt individualisierte Sicherheitsschulungen direkt auf der Baustelle oder im jeweiligen Betrieb durch.
Den Handwerkern werden die Folgen von Fehlmanipulationen an unterschiedlichen Maschinen aufgezeigt. In den Filmen sieht man beispielsweise die Kraft einer explodierenden Trennschleiferscheibe, am Simulator spürt man die Wucht eines plötzlich festsitzenden Schlagbohrers. Die praxisorientierte Schulung findet bei den Handwerkern Anklang.
www.hilti.chVeröffentlichung: 20. Oktober 2016 / Ausgabe 42/2016
Fassadenlifte. Auf Schweizer Baustellen sieht man häufiger Lifte und andere Hebegeräte für das Verbringen von Material. Die Schreinerzeitung hat nachgefragt, ob das auch die Arbeit von Schreinern beeinflusst.
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Praxistest. In seiner jungen Schreinerkarriere hat Fachredaktor Sven Bürki auch das eine oder andere Türfutter montiert. Für diesen Praxistest hat er sich aber die Unterstützung von Fachleuten mit wesentlich mehr Erfahrung geholt. Rund einen Monat lang hat die Dorfschreinerei Andermatt GmbH das Montagewerkzeug «Zargenblitz» von Würth in der Praxis erprobt. Sven Bürki durfte den Test begleiten.
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PaidPost. In der Südtiroler Masstischlerei Kofler wird seit 60 Jahren mit höchster Präzision hochwertiger Innenausbau gefertigt. Hier wurde der P-System-Verbinder Clamex P-14 Flexus von Lamello getestet. Die konkurrenzlose Flexibilität hat zu überzeugen vermocht.
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