Unsichtbare Schnitte

Neue Verarbeitungsstoffe fordern die Hersteller von Sägewerkzeugen in vielfältiger Weise. Bilder: Leuco AG

Kreissägeblätter.  Die Anforderungen an die Schnittqualitäten sind höher denn je – ein Umstand, der auch der grösseren Materialvielfalt geschuldet ist. Vertiefte Kenntnisse und verlässliche Partner sind da ein Muss. Basiswissen und Markenbeispiele helfen bei der Suche nach dem Optimum.

Es geht schon lange nicht mehr nur darum, ob Massivholz längs beziehungsweise quer oder Platten zugeschnitten werden sollen. Vielmehr muss von Holzwerkstoffen gesprochen werden, und da geht es auch gleich noch um deren Aufbau, Oberflächenbeschaffenheit und andere Inhalte.

Nur die Bezeichnung sagt wenig

Lässt sich die Schnittgeschwindigkeit über die Umdrehungszahl an der Maschine einstellen, kann man mit einem universellen Blatt allenfalls eine jeweils optimale Standzeit erreichen. Ansonsten sollten spezialisierte Sägeblätter berücksichtigt werden. Dort setzt man dem Einsatz entsprechend unterschiedliche Zahnmaterialien ein, was nicht unbedingt sichtbar ist. Hartmetalle haben das Kürzel HW, wobei das W für eine Wolframcarbid-Basis steht. Die effektive Legierung wird je nach Einsatzgebiet hart oder weicher gemischt, was dann unmittelbar einen Einfluss auf die Standzeit hat.

PD steht für Polykristalliner Diamant und wird wegen der enormen Standzeit vermehrt im Zuschnittbereich verwendet. Für extrem abrasive Trägermaterialien wie Laminatfussbodenpaneele sind sogar Handkreissägeblätter erhältlich.

Daran sollte man denken

«Heikel wird es mit Kombinationen von beispielsweise HW-Sägeblättern mit PD-Vorritzsägen», sagt Werner Widmer von der Leuco AG. Verlieren die HW-Sägen beim Schärfen an Schnittbreite, passen sie mit den Vorritzern nicht mehr zusammen. Die Berechnung, was wann zum Einsatz kommen muss, sollte von einem Fachmann vorgenommen werden, wodurch sich die erforderliche Schnittqualität sowie die Standzeit deutlich optimieren lassen. «Ebenso ist auf ein korrektes Schärfen zu achten», ermahnt Urs Moser von der Leitz GmbH, «um eine dauerhaft gleiche Qualität zu erhalten.» HW-Blätter benötigen die kombinierte Bearbeitung von Brust und Rückenfläche des Sägezahns. Dadurch werden sowohl die Schnittkanten im Umfang als auch die Führungskanten an den Zahnflanken immer stabil wieder hergestellt.

Enorme Entwicklung

Moderne Sägeblätter sollen nicht nur optimal schneiden, sondern dabei immer weniger Lärm machen. Die Verkleinerung der Zähne sowie das Weglassen der Spanräume mit alternativen Spanführungen schaffen Erstaunliches. Oft werden dadurch auch die Schnittbreiten etwas schmaler. Gerade bei Gehrungsschnitten ist dann darauf zu achten, dass es keine Abstriche bei der Stabilität des Tragkörpers gibt.

Welche Sägeblattmarken es wo zu beziehen gibt und welche Neuheit geboten wird, steht auf den folgenden Seiten.

www.leuco.chwww.leitz.org

Diamant auf der Kreissäge

Die Firma Leuco stellt unter dem gleichen Markennamen Kreissägeblätter für praktisch alle Maschinen und Zuschnittbereiche in HW- und PD-Ausführung her. «Leuco» steht dabei für die beiden obersten Qualitätsklassen bezüglich Stammblättern, Schneidstoffen und Toleranzen. Die Standardblätter werden in Beinheim im französischen Elsass hergestellt. Die PD-Sägen für den Schweizer Markt entstehen bei der Leuco AG im st.gallischen St. Margrethen, wo alle Blätter auch bezo- gen werden können.

Die neuen «Leuco nn-System»-Sägeblätter sind diamantbestückt. Erhältlich sind sie für Tischkreissägen, CNC-Aggregate, vertikale Plattenaufteilsägen, Kappkreissägen und eben auch für horizontale Plattenaufteilsägen.

Optisch fallen sie durch ihre sehr klei- nen Spanräume und ein sehr dünnes Stammblatt auf. Die Formatkreissägeblätter haben einen speziellen Hohlrückenschliff, Plattenaufteilsägeblätter für Druckbalkenmaschinen sind mit unterschiedlichen Zahnformen erhältlich, wie zum Beispiel Trapez-Flach.

www.leuco.ch

Riefenfreier Schnitt

Bei der Leitz GmbH werden unter den Markennamen «BrillianceCut», «WhisperCut», «Katana», «RazorCut» und «Mamba» Sägeblätter für Schreineranwendungen gefertigt. Sie sind für die Bereiche Vollholz, Massivholzplatten, Schichthölzer, Wabenplatten, Leichtbauplatten, Span- und Faserwerkstoffe (kunststoffbeschichtet, furniert, papierbeschichtet, foliert), Kunststoffplatten (Acrylglas, Corian, HPL), Alu-Composites, Kunststoffprofile sowie NE-Metalle (Vollmaterial und Profile) bestimmt und für alle in Schreinereien verwendeten Maschinen erhältlich.

Diese vorwiegend mit Hartmetall oder mit Diamant bestückten Kreissägeblätter werden für den europäischen Markt in den Werken im deutschen Unterschneitheim und im österreichischen Zell hergestellt. Die beiden Fertigungen sind in drei Qualitätsstufen auf die unterschiedlichen Einsatzgebiete spezialisiert.

Bezogen werden können die Sägeblätter im Durchmesser von 80 bis 1200 mm bei der Leitz GmbH im aargauischen Lenzburg. Die aktuelle Neuheit ist das «BrillianceCut»-Kreissägeblatt, welches über einen Tragkörper mit ausgefüllten Laserornamenten verfügt, was Stabilität und Laufruhe steigert. Zusammen mit der Zahngeometrie wird laut Hersteller eine Fertigschnittqualität in den Materialien PMMA und PC möglich. Somit kann bei der Acrylglasverarbeitung ein kompletter Arbeitsschritt gespart werden.

www.leitz.org

Halb so viel Lärm

Unter der Marke «Felder» werden aus Österreich nicht nur Holzbearbeitungsmaschinen angeboten, sondern auch gleich die erforderlichen Sägeblätter. Sie laufen unter der Marke «SilentPower» und werden noch in «Classic», «Silver» und «Diamond» unterteilt. Die meisten dieser Kreissägeblätter werden auf Formatkreissägen eingesetzt. Gefertigt werden aber auch alle Blätter für den Plattenzuschnitt, für CNC-Maschinen und für Kantenanleim-maschinen. Dabei gibt es Sägen für die verschiedensten Materialien bis zu Kunststoffen und Nichteisenmetallen. Erhältlich sind sie bei der HM-Spoerri AG im zürcherischen Bachenbülach.

Ein spezielles Kreissägeblatt aus dem Sortiment ist das «SilentPower Diamond»

– ein Universalsägeblatt mit hoher Geräuschreduzierung. Im Unterschied zu herkömmlichen Sägeblättern besitzt es keinen Spanraum. Stattdessen werden die Späne über eine sogenannte Spanleitstufe in einen Spanring geleitet, welcher die Späne vom Sägeblatt abträgt. Zudem wurde die Grösse der Zähne um etwa 75 % reduziert.

Dies hat zur Folge, dass die Lautstärke im Leerlauf um durchschnittlich 10 dB(A) reduziert wird. Das entspricht laut Hersteller einer Lärmreduktion von 50 %. Die Technologie der Zahnform nennt sich «MicroGeo» und erinnert an einen Dachzahn mit T-Form. In Kombination mit dem Grundkörper ermöglicht dies den universellen Einsatz.

www.hm-spoerri.ch

Hohe Standzeit

Die Marke «Karnasch» kommt aus Deutschland und wird durch die Vivaldi Werkzeuge GmbH in Bachenbülach ZH vertrieben. Hergestellt werden hartmetall- und diamantbestückte Kreissägeblätter für alle Einsatzbereiche und alle gängigen Maschinentypen. Neben der laut Hersteller ausgezeichneten Schnittqualität wird mit einer speziellen Zahnform eine gute Standzeit bei abrasiven Stoffen erreicht.

www.vivaldi.ch

Schnitte in Hobelqualität

Manche Werkzeuge haben schon eine weite Reise hinter sich. Die Kreissägeblätter der Firma Kanefusa kommen aus Japan und sind für sämtliche Maschinentypen erhältlich. Auch sie gibt es für die Zuschnittbereiche Massivholz, alle Plattensorten, Furnier, MDF, HDF, Plexiglas, Aluminium und so weiter. Erhältlich sind diese Sägeblätter bei der Arnold Hohl AG in Lütisburg SG.

Speziell für Kanefusa ist das High-Quality-Segment. Die Sägen zeichnen sich laut Hersteller dadurch aus, dass sie leiser sowie laufruhiger sind, eine hohe Schnittqualität haben und wegen ihrer speziellen Hartstoffbeschichtung eine hohe Standzeit ermöglichen. Mit der «Super Finish»-Säge sollen sogar Schnitte im Massivholz in Hobelqualität erreicht werden. Diese Blätter werden vielfach auch in Hochleistungsmaschinen mit hohen Vorschubgeschwindigkeiten eingesetzt.

www.schaerferei-hohl.ch

Braucht keinen Vorritzer

Aus dem deutschen Wuppertal kommen die Sägeblätter «EDN euronorm-quality» der Ernst D. Neuhaus GmbH. Sie sind für die Zuschnittbereiche Holz, Kunststoff und Nichteisenmetalle im Durchmesser von 100 bis 800 mm erhältlich. Der jeweilige Händler in der Schweiz kann beim Hersteller nachgefragt werden.

Der «164 VDTF-Typ» ist ein Hartmetall bestücktes Präzisionskreissägeblatt in der «Superline»-Ausführung. Es verfügt über eine neu entwickelte Zahnform für beschichtete Plattenwerkstoffe und hat einen positiven Spanwinkel mit einem Vor- und zwei Nachschneidern. Durch die Mikrostruktur der Feinstkornhartmetallsorte wird eine höhere Standzeit erreicht. Die spezielle Schwingungsdämpfungslinie soll zusätzlich geräuschmindernd wirken. Damit lassen sich laut Hersteller Schnitte mit hohen Ansprüchen in beschichtete oder furnierte Plattenwerkstoffe bis 25 mm Dicke ohne Vorritzer realisieren.

www.edn-neuhaus.de

Ganz ohne Spanraum

«AKE»-Kreissägeblätter werden in Deutschland bei der AKE Knebel GmbH hergestellt. Die Zuschnittbereiche gehen von der Grobformatierung bis zum Fertigschnitt, in der Bearbeitung von Massivholz über rohe oder beschichtete Holzwerkstoffe, Kunststoffe, Aluminium, Sandwichelemente, Baustähle bis hin zu sehr abrasiven Materialien wie Zementfaserplatten oder Laminaten. Erhältlich sind die Produkte bei der Sigrist & Müller AG im zürcherischen Rafz.

Das «Plattenaufteilsägeblatt 2.0» bietet mit recht kleinen Zähnen Fertigschnittqualität, eine Zerspanung, einen grossen Standweg, die Reduzierung der Lautstärke um 50 % und den universellen Materialeinsatz. Der «ChipBelt» des Blattes ist die Spanauswurfzone, sodass es keinen eigentlichen Spanraum mehr braucht und dass der Lärm um 10 dB(A) und beim Kreissägeblatt «SuperSilent» sogar um 20 dB(A) reduziert wird.

www.saturn-rafz.ch

ab

Veröffentlichung: 09. November 2017 / Ausgabe 45/2017

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