Veredelungen, die auffallen

Epoxidharz ist sehr widerstandsfähig und kann Spannungen im Holz auffangen. Bild: Andreas Brinkmann

Lacke.  Neben vielen technischen Anforderungen müssen Lackoberflächen oft fantasievolle Ideen verwirklichen und haptische Wünsche erfüllen. Die SchreinerZeitung hat bei verschiedenen Lackherstellern nachgefragt, wo die aktuellen Trends liegen.

Die finale Veredelung einer Schreinerarbeit ist die Oberflächenbeschichtung. Erst sie gibt dem Produkt diese ganz besondere Wirkung, eine für seinen Zweck gewünschte Ausstrahlung.

Kein Wunder, geht es heute also vor allem um Wirkungen auf den Nutzer, wenn Lackhersteller etwas über Oberflächentrends aussagen sollen. Und es geht um starke Wirkungen mit grossen Kontrasten. Vorbei scheint die Zeit zu sein, in der sich der Endkunde über einen immer besseren Schutz freute und optische sowie haptische Wirkungen erst an zweiter Stelle kamen.

Wie in Glas gegossen

Ein Traum, der wohl schon lange geträumt wird, ist, dass der Lack hochtransparent auch strukturierte Flächen ausebnet und durch die glänzende Oberfläche tiefe Einblicke zulässt. Der zu geringe Festkörperanteil wie auch die unterschiedliche Vergilbung bei varierender Beschichtungsstärke sowie noch einige andere Hindernisse haben ein Ausgiessen mit bisherigen Lacken nicht zugelassen. Mit giessbarem Epoxidharz hat sich das geändert.

In der Graf und Günther AG im aargauischen Strengelbach werden Holzteile sogar in das sehr flüssige, glasklare und lichtbeständige Epoxidharz «E200» eingegossen. Damit können beispielsweise dicke Tischplatten wie aus Glas entstehen, die sich warm anfühlen und nahtlos mit jeglichem Holz verbinden. Durch die Beigabe von Nachtleuchtpigmenten lassen sich sogar fluoreszierende Bereiche schaffen.

Lernen im Epoxidharz-Kurs

Gegossen wird in einfachst herstellbaren Formen, wobei die verwendeten Härter und das Vorgehenstempo die jeweilige Schichtung der einzugiessenden Elemente und die Gesamtstärke der Platte bestimmen. Dabei können Holzflächen mit dem Harz übergossen werden, damit bündig oder zu ihm vorstehend sein. Epoxidharz kann wie andere Lackoberflächen geschliffen und später poliert werden. Eine ebene Fläche mit Holz lässt sich schleifen und dann mit Lack oder Öl behandeln, wodurch sie eventuell noch kratzfester und im Glanzgrad definierbar wird. Die ausserordentlich feste Verbindung von Harz und Holz, die kaum vorhande- nen Spannungen sowie die Bearbeitbarkeit mit Holzmaschinen lassen vielen Fantasien freien Lauf.

Auch der Lackhersteller musste viel ausprobieren, um die notwendige Sicherheit in der gezielten Anwendung zu erlangen, und bietet daher auch die erforderlichen Einführungskurse an.

Natureffekt heisst Rohholzhaptik

Das Zusammenspiel der Materialien beim genannten Giessen zeigt auch gleich zwei wichtige Trends: Hochglanz und die geschützte Holzfläche, die natürlich roh wirkt und möglichst auch nach Jahren noch unverändert ist. Bei der Rupf und Co. AG im zürcherischen Glattbrugg spricht man mit der Marke Ruco auch vom Natureffekt, wenn ihre Holzlacke auf Wasserbasis eine supermatte Optik und Rohholzhaptik aufweisen.

Was weniger sicht- und fühlbar ist, dafür aber die Herstellung vereinfacht, ist das Bestreben der Firma, Baukastensysteme zu erschaffen. Dadurch braucht es beispielsweise nur noch einen Härter für verschiedene Glanzgrade und Effekte.

Schützt vor Bakterien und Verfärbung

Viele Hölzer haben eine natürliche antiseptische Wirkung, wodurch die Übertragung von Bakterien auf positive Art eingeschränkt ist. Leider nimmt aber unbehandeltes Holz dennoch Schmutz auf und verfärbt sich entsprechend dem Gebrauch.

Die Werner Bieri AG aus Romanshorn TG hat einen farblosen Einschichtlack mit der langen Bezeichnung McFinish No. 7108 K05 im Sortiment. Dieser Zweikomponenten-Polyurethan-Acrylharzlack mit hoher Lichtbeständigkeit soll nicht nur gute Fülleigenschaften haben, sondern die UV-Filterkombination verzögert die Verfärbung des Holzes merklich. Auch ist er peroxydbeständig, wodurch er problemlos auf gebleichten Hölzern eingesetzt werden kann. Was der Endkunde aber besonders wahrnehmen dürfte, ist, dass sich die Holzoberfläche wie handgewachst anfühlt.

Natürlicher Inhalt

Interessant sind ebenso die neusten Lack- und Farbaufbauten bei der Remmers AG aus Tuggen SZ. Wasserbasierend ist auch da sicher der Trend und der hat noch Entwicklungspotenzial mit einkomponentigen Produkten, die ohne Härter auskommen. Wie bei allen Lackherstellern stehen Effizienz und Wirtschaftlichkeit mit an vorderster Stelle. Die Forschung der Firma geht jedoch auch in Richtung Kombination mit Produkten, die zu 90 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, ohne dass dadurch Nachteile entstehen. Ihre Eco-Linie übernimmt da wohl eine Vorreiterrolle. Bei den lösemittelbasierten Farben bieten sie solche mit bis zu 70 Prozent Festkörperanteil an, was den Gehalt an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) massiv reduziert.

Von stumpf bis glänzend

Von der IVM Group stammen die Croma-Lacke, die in der Schweiz bei der Anwander Vertriebs GmbH in Näfels GL erhältlich sind. Ihre neuen Materialsysteme sind als robuste Mehrschichtlacke mit hoher Füllkraft ausgelegt. Die wässrigen UV-Lacke zum Spritzen konzentrieren sich auf die drei wichtigsten Trendrichtungen «Stumpfmatt», «Hochglänzend» und die fein und leicht gummiartig wirkende Oberfläche «Soft-Touch».

Mit dem System «Chromaqua Spritz Hochglanzlack» lässt sich ein Glanzgrad von über 90 Gloss erreichen. Laut Hersteller soll damit auf geschlossenporigen, vorbehandelten Untergründen nahezu die Glanztiefe von einem konventionellen Polyesterlack erreicht werden. Zudem ist die Oberfläche auch noch polierbar.

Das System «Chromaqua Spritz Stumpfmatt» lässt im Gegenzug Beschichtungen von unter 5 Gloss zu. Derart matte Flächen haben in der Regel den Nachteil, dass Kratzer sofort auffallen und die Wirkung zerstören. Die Besonderheit an diesem System ist, dass es laut Hersteller eine Kratzbeständigkeit hat, die selbst einen Einsatz auf Treppen erlaubt.

Der überraschende Kontakt

Samtweich fühlt sich der dritte Oberflächentrend an. Auch der «Chromaqua Spritz Soft-Touch-Lack» hat eine stumpfmatte Optik. Die absolut glatte, ganz leicht gummiartig wirkende Oberfläche vermittelt beim Berühren eine haptische Wirkung, wie es sonst nur ein aufgespannter, sehr feiner Samtstoff tun würde. Was auf Holzflächen eher irritiert, adelt dafür deckend farbige, porenfreie Flächen. Diese dürfen auch mal als Dekorfläche zwischen Hochglanzholzflächen liegen. Die Kratzfestigkeit ist dabei für Fronten ausreichend.

www.gglacke.chwww.ruco.chwww.bieriholzlacke.chwww.remmers-ag.chwww.anwander.ch

ab

Veröffentlichung: 28. Juni 2018 / Ausgabe 26/2018

Artikel zum Thema

08. Februar 2024

Präzise kontrollierte Beschichtungsnebel

Spritzverfahren.  Wenn Lacktröpfchen mit hoher Geschwindigkeit durch den Raum rasen, brauchen sie einen guten Luftleitstrahl, um sicher am Ziel zu landen. Heutige Spritzverfahren müssen hohe Anforderungen erfüllen und Spitzenqualitäten ermöglichen.

mehr
08. Februar 2024

Oberflächen mit Eindruck

Dekore.  Selbst Fachleute müssen mittlerweile oft zweimal hinschauen, um zu erkennen, ob es sich um ein Holzdekor oder um echtes Holz handelt. Aber wie kommen die täuschend echten Oberflächen zustande? Die Schreinerzeitung hat bei den Herstellern nachgefragt.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Oberflächen